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Petrikovits, Harald von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1983, 3. Abhandlung): Die römischen Provinzen am Rhein und an der oberen und mittleren Donau im 5. Jahrhundert n. Chr.: ein Vergleich ; vorgetragen am 15. Januar 1983 — Heidelberg: Winter, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.47811#0031
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Die römischen Provinzen am Rhein

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oder tatsächlich Gebiete von Rom abgetreten wurden, und die jeweils
letzten militärischen Bemühungen der römischen Zentralgewalt, eine
Landschaft für das Reich zu erhalten. Am frühesten hören die Nach-
richten für eine militärische Präsenz Roms in der Germania II auf.
Für diese Provinz fehlt - wie wir meinen, nicht zufällig - das ent-
sprechende Blatt der Not. Dign. schon in der einzigen Urhandschrift,
dem verlorenen Codex Spirensis. Es ist nicht auszuschließen, daß
die Militäreinheiten aus dieser Provinz schon vor 412/13, also vielleicht
schon 401 abgezogen wurden. Als nächste Provinzen mußten die
Germania I und die drei pannonischen Grenzprovinzen Pannonia II,
Valeria und Pannonia I aufgegeben werden. Durch den von Aetius
mit den Hunnen geschlossenen Vertrag von 433 wurden diese faktisch
Herren der drei zuletzt genannten Grenzprovinzen. Die Savia mit
Siscia konnte länger gehalten werden: sie war eine Schlüsselstellung
zum Schutz Norditaliens. Den Zug Kaiser Majorians nach Pannonien
im Jahr 455 nennen wir nicht wegen seines Erfolges, sondern wegen
des Rechtsanspruches auf pannonisches Gebiet, der sich in ihm
äußert. Daß nach dem Sieg verbündeter Germanen über die Hunnen
am Fluß Nedao 454 Ostgoten die Hunnen in Pannonien ablösten, war
für den faktischen Verlust dieser drei Provinzen belanglos geworden.
Die Raetia II, Flachlandrätien, ist in unsere Reihung nicht eindeutig
einzufügen: sie ging dem Reich stufenweise verloren. Die Alamannen
hatten die römischen Provinzarmeen der Raetia II und der Maxima
Sequanorum schon in der Mitte des 3. Jahrhunderts bis zum Rhein,
zur Iller und bis zur Donau zurückgedrängt. Wenn die schon erwähnte
Inschrift aus Augsburg richtig ergänzt ist, können in Rätien römische
Einheiten bis in die frühesten Jahre des 5. Jahrhunderts gestanden
haben. Die Alamannen rückten dann etwa bis zum Lech vor. Aetius
kämpfte darum im Jahr 430 außer in Norikum noch in Vindelizien,
also dem Osten der ehemaligen Raetia II. Die östlichsten Kastelle
des rätischen Limes, Künzing und Passau, fielen erst zur Zeit Severins
in alamannische Hand. Die Germania I, die jetzt zu nennen ist, ging
wie die Raetia II stufenweise dem Reich verloren. Römisches Militär
stand hier bis rund 412/13. Aetius kämpfte am Rhein noch einmal
während der Jahre 435-437. Zum letzten Mal siegte er über Franken
beim Vicus Helenae im Jahr 451. Wir haben aber schon gesagt, daß
sich ein romanischer Block in der Eifel und im Hunsrück einschließ-
lich des Moseltals bis Chlodwig und länger gehalten zu haben scheint.
Als nächste Provinz ist Ufemorikum anzufuhren. Hier kämpfte Aetius
noch 430, hier wirkte erfolgreich ab etwa 460 der hl. Severin. Odoakar
 
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