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Petrikovits, Harald von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1983, 3. Abhandlung): Die römischen Provinzen am Rhein und an der oberen und mittleren Donau im 5. Jahrhundert n. Chr.: ein Vergleich ; vorgetragen am 15. Januar 1983 — Heidelberg: Winter, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.47811#0036
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Harald von Petrikovits

Die - oft sehr primitiven - Glättmuster wurden mit einem Bein-
oder Holzplättchen auf das Gefäß eingedrückt, wenn es in lederhart
getrocknetem Zustand war. Dieser Dekor wirkt nach dem Brand
leicht glänzend und erscheint etwas dunkler als die übrige Gefäß-
oberfläche. Diese Technik war im östlichen Europa weit verbreitet
(von Südrußland bis Ungarn, der Tschechoslowakei und Polen). Man
meint, daß fremdstämmische Foederaten oder Handwerker diese
Technik aus dem angeführten außerrömischen Gebiet in die Donau-
provinzen gebracht haben; andere wollen die Goteneinwanderung
für die Verbreitung dieses Keramikdekors verantwortlich machen.74
Durch die Funde von Töpferöfen etwa in Mautem und Temitz in
Niederösterreich und Pilismaröt in Ungarn ist erwiesen, daß diese
Keramiksorte mehrere Produktionszentren hatte. Gefäße solcher Art
wurden bis in die Raetia II und auf deren alamannischem Vorfeld
gefunden (Runder Berg bei Urach). Es fällt auf, daß sie offenbar
weder nach Noricum mediterraneum, noch nach Churrätien gelangte.
Diese Dekortechnik erreichte das Rheingebiet erst im 6. Jahrh.
Auf die einfacheren Sorten von Gefäßkeramik soll hier nicht ein-
gegangen werden. Aus der Fülle der Waren seien nur zwei kurz
angeführt, eine Ware, die in der Germania II erzeugt wurde, und
eine rätische. In Mayen hatte die Herstellung von Gefäßkeramik
schon Tradition. Im 4. Jahrh. wurde hier eine grobe Gefäßkeramik
gefertigt, die vielleicht bei besonders hoher Temperatur gebrannt
wurde. Sie wurde weithin bis in die Limeskastelle der Germania I
und der Maxima Sequanorum, aber auch in die Belgica verschickt.
Da die Werkstätten, in denen diese Gefäße hergestellt wurden, archäo-
logisch kaum untersucht wurden, ist es schwierig festzustellen, wie
lange diese Ware erzeugt wurde. Weil an diesem Ort auch in mero-
wingischer Zeit getöpfert wurde und da die Glasherstellung hier
offensichtlich ununterbrochen vom 4. Jahrh. bis in das frühe Mittel-
alter Bestand hatte, kann man annehmen, daß die Mayener grobe
Keramik auch noch im 5. Jahrh. einige Zeit produziert wurde.75 Der
Anteil der Erzeugnisse des 5. Jahrhunderts an der eben angeführten
'Handels-’Weite müßte freilich noch ermittelt werden. Zu beachten
ist, daß diese Ware weit rheinaufwärts verfrachtet wurde. - Als letzte
Gruppe sei eine keramische Sorte angeführt, deren Herkunft aus dem
74 J. Tejral, Die donauländische Variante der Drehscheibenkeramik mit eingeglätteter
Verzierung in Mähren und ihre Beziehung zur Tschemjachower Kultur: Vznik a
pocätky Slovanü 7, 1972, 77-139.
73 Böhner, Altertümer 49f.
 
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