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Burkert, Walter; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1984, 1. Abhandlung): Die orientalisierende Epoche in der griechischen Religion und Literatur: vorgetragen am 8. Mai 1982 — Heidelberg: Winter, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.47812#0028
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Walter Burkert

laones genannt sind, kämpfen sie neben den opuntischen Lokrem, danach sind
die Athener hervorgehoben: offenbar sind benachbarte Stämme gemeint, zwischen
Opuntiem und Athenern aber sind euböische laones am Platze18.
Ihren Höhepunkt erreicht die assyrische Macht unter Sargon II. (722-705). Nicht
nur die hethitischen Kleinstaaten wie Karkemis und Zincirli, auch Kilikien wird
assyrische Provinz. Im Jahre 708 haben die Könige von Cypem Sargon gehuldigt,
darunter auch die Vertreter von Griechenstädten wie Salamis und Paphos. In
Kition hinterließ Sargon eine Stele mit seinem Tatenbericht19. Auch König Midas
von Phrygien hat Sargons Vormacht anerkannt. Damit war indirekt eine weitere
Route, eine Landroute von Ninive zur Ägäis gegeben, die Griechenland am Hel-
lespont erreichte. Ob andererseits der Usurpator lamani von Asdod, der 711 von
Sargon vertrieben wurde, seinem Namen nach 'der Ionier’ war, ist unsicher und
wird neuerdings bestritten20.
Sanherib (705-681) hat 696 einen Aufstand in Tarsos niedergeschlagen. Nach
griechischen Angaben, die Berossos vermittelte, haben damals Griechen zur See
gegen die Assyrer gekämpft und sind unterlegen21. Auch Al Mina ist um 700 zer-
stört worden, wurde aber in neuer Weise alsbald wieder aufgebaut. Überhaupt
haben die zahlreichen Gewalttaten und Katastrophen die Ost-West-Beziehungen
nicht gebrochen, sondern eher intensiviert, vielleicht weil nun mit den Handels-
interessen auch Flüchtlingsströme sich kreuzten. Jedenfalls setzen um 700 auf
breiter Front die orientalischen Importe und die orientalisierenden Nachbildun-
18 II. 13, 685. U. v. Wilamowitz-Moellendorff, Die Ilias und Homer (1916) 227,1: „Die
Ionier sind mit den Athenern identisch“; er glaubt freilich eben darum an eine 'späte’
Interpolation; die Bedeutung von Athen und Euboia im 8. Jh. war ihm noch nicht be-
kannt. Ein Problem bleibt die Tatsache, daß gerade im attisch-ionischen Dialekt das w
früh geschwunden ist und αο > ω kontrahiert wird. Eine Selbstbezeichnung 'lawones’
müßte also wesentlich älter als das 8. Jh. sein; so J. Chadwick in: Greece and the
Eastern Mediterranean in Ancient History and Prehistory, Studies pres. to F. Schacher-
meyr (1977) 106-9: “A group of the Mycenaean inhabitants of Greece called themselves
Ίάξονες” (109). Nun kann man euböisch-syrische Beziehungen bis ins 9. Jh. zurück-
verlegen (vgl. Coldstream [1982] 264f.); doch wesentlicher ist, daß die unkontrahierte
Form ja geläufig blieb, und dies ist wohl als Fremdbezeichnung zu erklären, durch
Cyprier, Dorier, später auch Orientalen (Aisch. Pers., Aristoph. Ach. 104), die die Selbst-
bezeichnung lones begleitete. Die 'Ionier’ Siziliens gehen nicht auf Kleinasien, sondern
auf das Naxos des 8. Jh. zurück (vgl. auch I 3,5).
19 Luckenbill II (1927) §§ 179-89; vgl. §§ 70; 99; Elayi/Cavigneau (1979).
20 Luckenbill II (1927) §§ 30; 62/3; 79/80; 194/5; ANET 285f.; von H. Bengtson, Grie-
chische Geschichte (1950) 21; 69 = (19775) 24; 77 als „erste Berührung der Griechen
mit den Assyrern“ verzeichnet. lamani als einheimischer Name, nicht als 'der Grieche’
zu verstehen: H. Tadmor JCS 12 (1958) 80, 217; Elayi/Cavigneau (1979).
21 Berossos FGrHist 680 F 7 p. 386; Abydenos FGrHist 685 F 5 § 6; Streck (1916)
CCCXCI-III; die authentische Überlieferung (Seeschlacht) bei Abydenos: Momigliano
(1934); vgl. auch Mazzarino (1947) 125f.; Boardman (1965).
 
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