Die orientalisierende Epoche
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Aschdod unsicher bleibt67. Die Hoplitenbewaffnung, wie sie gegen Ende des
8. Jh. in Mode kommt, knüpft jedenfalls an assyrische und urartäische Bewaff-
nung an, und zur Illustration eines Gorgonenschildes, wie er in der Ilias be-
schrieben ist, pflegt man eine Exemplar aus Olympia neben eines aus Karkemis
am Euphrat zu stellen68.
3. Schrift und Literatur im 8. Jahrhundert
Die Übernahme und erfolgreiche Umgestaltung der phönikischen Schrift durch
die Griechen ist unter kulturgeschichtlichem Aspekt das weitaus wichtigste Er-
eignis der Orientalisierenden Epoche1. Es kann auch insofern als exemplarisch
gelten, als die Entlehnung aus dem Semitischen jedem Zweifel entrückt ist, die
schöpferische Weiterentwicklung aber nicht weniger deutlich ist und an einer Da-
tierung wesentlich nach dem Zusammenbruch der mykenischen Kultur, doch
spätestens um die Mitte des 8. Jh. nicht zu rütteln ist.
Als früheste Alphabetschrift, die konsequent Vokale und Konsonanten schreibt,
ist für uns die griechische Schrift die erste perfekte Schrift überhaupt; dies be-
stätigt ihr Erfolg im Abendland. Freilich war die Vokalschreibung zunächst ein
produktives Mißverständnis: man lernte die Alphabetreihe und begriff das akro-
phone Prinzip, doch beginnt für Griechen Alpha eben mit 'a’ und nicht mit einem
gutturalen Knacklaut2. Die Schaffung eines Zusatzbuchstabens für den fünften
Vokal, Y, zeigt dann aber bewußtes System eines griechischen 'Erfinders’; dieser
Buchstabe gehört allen griechischen und den davon abgeleiteten Alphabeten an3.
67 - I 1, 20.
68 Zu assyrischen und urartäischen Prototypen des griechischen Hoplitenschilds A. Snod-
grass, Early Greek Armour and Weapons (1964) 66f. Gorgonenschild von Karkemis:
L. Woolley, Carchemish II (1921) 128; H. L. Lorimer, Homer and the Monuments
(1950) 191 A 6; Boardman (1981) 55f.; - von Olympia: E. Kunze 5. Olympiabericht
(1956) 46-9, T. 12-14; - von Delphi: L. Lerat BCH 104 (1980) 103-14. - Zu den
Ida-Schilden -* Anm. 13.
1 Grundlegend Jeffery (1961); vgl. Guarducci (1967); Die Schrift und die Schriftzeugnisse,
in: U. Hausmann (ed.), Handbuch der Archäologie I (1969) 207-393; Artikelserie 'Dal
sillabario miceneo all’alfabeto greco’ in PP 31 (1976) 1-102; zusammenfassend Heubeck
(1979); vgl. I 1, 3.
2 Μ. P. Nilsson, Opuscula selecta II (1952) 1029-56 (urspr. 1918); Jeffery (1961) 22;
Helck (1979) 165-7.
3 Nach diesem Kriterium ist die seit ca. 725 bezeugte phrygische Schrift von den Grie-
chen entlehnt; gegen R. S. Young Proc. Am. Philos. Soc. 107 (1963) 362-64: Heu-
beck (1979) 78. Für spätere Datierung der phrygischen Funde A. Μ. Snodgrass, The
Dark Age of Greece (1971) 349f. Als Vermittlungsweg kommt eher die Route Kilikien-
Gordion in Frage als der Weg über die Troas oder gar über Ionien, vgl. I 1, 26.
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Aschdod unsicher bleibt67. Die Hoplitenbewaffnung, wie sie gegen Ende des
8. Jh. in Mode kommt, knüpft jedenfalls an assyrische und urartäische Bewaff-
nung an, und zur Illustration eines Gorgonenschildes, wie er in der Ilias be-
schrieben ist, pflegt man eine Exemplar aus Olympia neben eines aus Karkemis
am Euphrat zu stellen68.
3. Schrift und Literatur im 8. Jahrhundert
Die Übernahme und erfolgreiche Umgestaltung der phönikischen Schrift durch
die Griechen ist unter kulturgeschichtlichem Aspekt das weitaus wichtigste Er-
eignis der Orientalisierenden Epoche1. Es kann auch insofern als exemplarisch
gelten, als die Entlehnung aus dem Semitischen jedem Zweifel entrückt ist, die
schöpferische Weiterentwicklung aber nicht weniger deutlich ist und an einer Da-
tierung wesentlich nach dem Zusammenbruch der mykenischen Kultur, doch
spätestens um die Mitte des 8. Jh. nicht zu rütteln ist.
Als früheste Alphabetschrift, die konsequent Vokale und Konsonanten schreibt,
ist für uns die griechische Schrift die erste perfekte Schrift überhaupt; dies be-
stätigt ihr Erfolg im Abendland. Freilich war die Vokalschreibung zunächst ein
produktives Mißverständnis: man lernte die Alphabetreihe und begriff das akro-
phone Prinzip, doch beginnt für Griechen Alpha eben mit 'a’ und nicht mit einem
gutturalen Knacklaut2. Die Schaffung eines Zusatzbuchstabens für den fünften
Vokal, Y, zeigt dann aber bewußtes System eines griechischen 'Erfinders’; dieser
Buchstabe gehört allen griechischen und den davon abgeleiteten Alphabeten an3.
67 - I 1, 20.
68 Zu assyrischen und urartäischen Prototypen des griechischen Hoplitenschilds A. Snod-
grass, Early Greek Armour and Weapons (1964) 66f. Gorgonenschild von Karkemis:
L. Woolley, Carchemish II (1921) 128; H. L. Lorimer, Homer and the Monuments
(1950) 191 A 6; Boardman (1981) 55f.; - von Olympia: E. Kunze 5. Olympiabericht
(1956) 46-9, T. 12-14; - von Delphi: L. Lerat BCH 104 (1980) 103-14. - Zu den
Ida-Schilden -* Anm. 13.
1 Grundlegend Jeffery (1961); vgl. Guarducci (1967); Die Schrift und die Schriftzeugnisse,
in: U. Hausmann (ed.), Handbuch der Archäologie I (1969) 207-393; Artikelserie 'Dal
sillabario miceneo all’alfabeto greco’ in PP 31 (1976) 1-102; zusammenfassend Heubeck
(1979); vgl. I 1, 3.
2 Μ. P. Nilsson, Opuscula selecta II (1952) 1029-56 (urspr. 1918); Jeffery (1961) 22;
Helck (1979) 165-7.
3 Nach diesem Kriterium ist die seit ca. 725 bezeugte phrygische Schrift von den Grie-
chen entlehnt; gegen R. S. Young Proc. Am. Philos. Soc. 107 (1963) 362-64: Heu-
beck (1979) 78. Für spätere Datierung der phrygischen Funde A. Μ. Snodgrass, The
Dark Age of Greece (1971) 349f. Als Vermittlungsweg kommt eher die Route Kilikien-
Gordion in Frage als der Weg über die Troas oder gar über Ionien, vgl. I 1, 26.