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Burkert, Walter; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1984, 1. Abhandlung): Die orientalisierende Epoche in der griechischen Religion und Literatur: vorgetragen am 8. Mai 1982 — Heidelberg: Winter, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.47812#0029
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Die orientalisierende Epoche

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gen in Griechenland und wenig später auch in Etrurien ein. Daß eben damals in
Tarsos Keilschriftliteratur und Keramik aus Rhodos, Samos, Korinth sich neben-
einander finden, daß auf Cypem die assyrische zugleich eine 'homerische’ Epoche
ist, bleibt festzuhalten.
Auch Assarhaddon (681-669) hat die Könige von Cypem als seine Unter-
gebenen behandelt22; Assurbanipal (669-629) blieb den Griechen als 'Sardana-
pallos’ dauerhaft im Gedächtnis23. Gegen die Kimmerier hatten ebenso Assar-
haddon und Assurbanipal wie die kleinasiatischen Griechen zu kämpfen. Doch
verlagern sich die Schwerpunkte. Sidon, als Zentrum phönikischer Händler den
Griechen wohlbekannt, wurde im Jahr 677 gründlich zerstört24 25. In Ägypten aber
konnte seit 663 König Psammetich seine Macht festigen und schließlich das as-
syrische Joch abschütteln. Indem er griechische Söldner in seinen Dienst zog,
wurde Ägypten im Gesichtskreis der Griechen bald wichtiger als die ruinierten
Städte Syriens. Zudem hat Gyges, der im Kampf gegen die Kimmerier das Reich
der Lyder mit dem Zentrum Sardes begründete, im Jahr 660 die direkte Ver-
bindung mit Assyrien aufgenommen23. Damit war der 'Königsweg’ erschlossen,
der von Sardes aus nach Osten führt26. Erst dies brachte den direkten Anschluß
Ioniens an den Osthandel und damit den raschen Aufstieg der kleinasiatischen
Ionier, während auf Euboia Chalkis und Eretria sich im Lelantinischen Krieg
aufrieben, nachdem sie im Westhandel durch Korinth, das noch im 8. Jh. Ker-
kyra gewann, längst überflügelt waren.
2. Orientalische Produkte in Griechenland
und das Problem der wandernden Handwerker
Nicht griechische Texte, sondern archäologische Befunde bieten die solide Grund-
lage, um östlichen Kultureinfluß im Griechenland des 8. und frühen 7. Jh. nach-
zuweisen und in seiner Bedeutung abzuschätzen. Eine zulängliche Behandlung
22 Borger (1956) 60; Luckenbill II § 690.
23 Hdt. 2, 150, 3; Hellanikos FGrHist 4 F 63, also vor Ktesias bekannt; Streck (1916)
I CCCLXXXVI-CDV, vgl. II 140f.: Prisma Assurbanipals mit Liste der Könige von
Cypern; dazu C. Baurain BCH 105 (1981) 366-70.
24 G. Scheibner, Wiss. Zeitschr. der Friedrich-Schiller-Universität Jena, ges. und sprachwiss.
Reihe 15 (1965) 93-6 möchte dies zum t.a.q. für die homerischen Gedichte machen,
vgl. WSt 89 (1976) 20.
25 Streck (1916) II 20-23; Luckenbill II (1927) §§ 849; 909f.
26 Der 'Königsweg’ verläuft bei Hdt. 5, 49-53 noch über Gordion, d.h. er schließt an die
Route Phrygien-Assyrien an, während Xenophons Anabasis die viel direktere Route
über Kelainai-Ikonion benützt. Vgl. R. W. Macan, Herodotus Book IV V VI (1895) II
289-303; Hanfmann (1948). Im Gefolge von Hogarth (1909) hatte man die Verbindung
Ionien-Orient für die Frühzeit überschätzt. Bamett (1956) 229 rechnete mit einer Route
Urartu-Trapezunt, dagegen Carter (1972) 41 mit Anm. 86.
 
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