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Burkert, Walter; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1984, 1. Abhandlung): Die orientalisierende Epoche in der griechischen Religion und Literatur: vorgetragen am 8. Mai 1982 — Heidelberg: Winter, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.47812#0030
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Walter Burkert

dieser Befunde ist an dieser Stelle nicht zu erwarten. Eine zusammenfassende Dar-
stellung hat, nach Poulsen und Dunbabin, kürzlich John Boardman gegeben,
reiches Material haben auch Hans-Volkmar Herrman und Wolfgang Helck vorge-
legt1. Die genaue Bestimmung der Herkunft einzelner Stücke und Stile ist noch
im Fluß; die vorderasiatische Archäologie hat noch viel aufzuarbeiten, sie kämpft
mit sehr ungünstigen Verhältnissen in einem immer wieder verheerten und ausge-
plünderten Land. Doch dürften die Grundlinien der Entwicklung hinlänglich ge-
sichert sein; die zentrale Vermittlerrolle Syriens zwischen späthethitischen, ur-
artäischen, assyrischen und ägyptisierenden Kulturströmungen ist dabei immer
deutlicher geworden.
Für Griechenland hatte der Orienthandel nie ganz aufgehört, selbst abgesehen
von dem Sonderfall Cypern. Vereinzelte Importstücke finden sich schon im 10. und
9. Jh., sie nehmen aber im 8. Jh. deutlich zu und häufen sich in der ersten Hälfte
des 7. Jh. Die exotische Herkunft liegt klar zutage bei Elfenbeinschnitzereien -
doch wird die Technik dann von Griechen übernommen2 -, erst recht bei Straußen-
eiern oder den Tridakna-Muscheln vom Roten Meer, die im 7. Jh. auftauchen3.
Häufiger ist Schmuck, so Gold in mannigfachen Formen, Perlen aus Fayence
und auch aus Glas; das Ohrgehänge der Hera bei Homer, 'dreiäugig-maulbeer-
haft’, glaubt man so identifizieren zu können4. Nicht minder deutlich zeugen
von den östlichen Verbindungen die geschnittenen Steine und Siegel5. An die
100 syrisch-kilikische Siegel fanden sich in Pithekussai-Ischia6; amulettartige An-
hänger syrischen und ägyptischen Stils fanden sich in Gräbern von Lefkandi, und
der Fürst, der im 'Heroon’ von Eretria beigesetzt war, trug einen phönikischen
Skarabäus in Goldfassung7. Rollsiegel, die typisch mesopotamische Siegelform,
kamen vereinzelt in Olympia wie auf Samos und Delos zutage8.
1 Poulsen (1912); Dunbabin (1957); Akurgal (1966); Herrmann (1975); Helck (1979);
Boardman (1981); Braun (1982); vgl. Einleitung Anm. 16.
2 Barnett (1948); (1956); Greifenhagen (1965); B. Freyer-Schauenburg, Elfenbeine aus dem
samischen Heraion (1966); E.-L. Marangou, Lakonische Elfenbein- und Beinschnitzereien
(1969); vgl. Helck (1979) 175, 28; Boardman (1981) 70f., auch zu den Statuetten vom
Dipylonfriedhof, 3. Viertel 8. Jh.
3 E. Diehl AA 1965, 827-50; R. A. Stucky, Engraved Tridakna Shells (1974); Boardman
(1981) 82f.; S. Boessneck, A. von den Driesch AM 98 (1983) 22-4.
4 Eine Kette aus einem Grab am Areopag, Mitte 9. Jh., E. L. Smithson, Hesperia 37
(1968) 77-116, T. 33. Vgl. Helck (1979) 203f.; Boardman (1981) 85f.; τρίγληνα μορόεντα
II. 14, 183, vgl. Ch. Kardara AJA 65 (1961) 62-4; Coldstream (1982) 266.
5 J. Boardman, Island Gems (1963); Archaic Greek Gems (1968); Boardman/Vollenweider
(1978); Boardman (1981) 79-81; Depositum beim Apollon-Tempel von Eretria, BCH 103
(1979) 597-9; 104 (1980) 657f. Abb. 156; Arch. Reports 1980/81 8 mit fig. 8.
6 Boardman/Buchner (1966); vgl. P. Zazoff, Die antiken Gemmen (1983) 59.
Popham/Sackett/Themelis (1980) T. 233e, 235c-e; Coldstream (1982) 264f. - C. Berard,
Eretria III: L’Heroon ä la Porte de l’Ouest (1970) 14-16; Murray (1982) 101.
 
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