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Burkert, Walter; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1984, 1. Abhandlung): Die orientalisierende Epoche in der griechischen Religion und Literatur: vorgetragen am 8. Mai 1982 — Heidelberg: Winter, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.47812#0031
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Die orientalisierende Epoche

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Wichtiger sind die Metallarbeiten. Als besondere Kostbarkeiten wurden phöniki-
sche Bronze- und Silberschalen weithin gehandelt; sie finden sich außer auf Cypem
in Athen, Olympia und Delphi, in Unteritalien, Praeneste und Etrurien. Man hat
sie längst mit den 'Krateren’ aus Sidon zusammengenommen, von denen Homer
spricht, und findet zudem in ihrer Bildertechnik die nächste Analogie zur home-
rischen Schildbeschreibung8 9. Mindestens drei der gefundenen Stücke, aus Olympia,
Unteritalien und Praeneste, tragen aramäische bzw. phönikische Inschriften, eine,
aus Falerii, sogar eine Keilinschrift10. In Olympia sind um 670 Reliefstreifen von
Bronzegefaßen, die in diesem Fall aus dem späthethitischen Tabal stammen, zu
Mänteln für große bronzegetriebene Statuen verarbeitet worden11. Aus gleichem
Bereich oder Nordsyrien oder auch aus Urartu über Nordsyrien kam weiteres
Metallgerät, reliefverzierte Untersätze und vor allem eine neue Form der großen
Dreifußkessel, jetzt mit Sirenen- und Schlangenattaschen. Rasch haben daraus
griechische Handwerker ihre eigenen Meisterstücke entwickelt12. Eine Besonder-
heit ist das assyrisierende Bronze-Tympanon und die Bronzeschilde aus der
Idäischen Höhle in Kreta, über deren Datierung noch nicht volle Einigkeit er-
zielt ist; daß sie dem Zeuskult in der heiligen Höhle dienten, wird nicht be-
zweifelt13. Schließlich sind noch vielerlei Teile von Pferdegeschirr als Import-
artikel zu erwähnen14, auch dies Prestigeobjekte adliger Herren wie so vieles andere.
8 A. Furtwängler, Die Bronzen und die übrigen kleineren Funde von Olympia (= Olym-
pia IV) (1890) 187; E. Diehl AA 1965, 823-7 (Samos, 2 Exemplare); H. Gallet de
Santerre, J. Treheux BCH 71/2 (1947/8) 240-43, Abb. 39 (Delos).
9 II. 23, 741-5, Od. 4, 615-9; zur Schildbeschreibung Fittschen (1973). Neuere Literatur
zu den Silberschalen: K. Kübler, Kerameikos V 1 (1954) 201-5; Canciani (1970); Carter
(1972); Herrmann (1975) 307; 309; Imai (1977); Helck (1979) 192; Borell (1978) 74-92.
10 Olympia: Furtwängler, Olympia IV (vgl. Anm. 8) 141, Tf. 52; CIS II 112. - Ponte-
cagnano bei Salerno, jetzt Paris, Sammlung Tyskiewicz, -> II 1, 29. - Praeneste, Tomba
Bernardini: CIS I 164; Μ. G. Guzzo Amadasi, Le iscrizioni fenicie e puniche delle
colonie in occidente (1967) 157f. - Falerii: Μ. Christofani, P. Fronzardi Stud. Etr. 39
(1971) 313-31. - Vgl. Borell (1978) 80-82. Schale aus Knossos -* I 1, 40.
11 Der Fund wurde vorläufig angezeigt von E. Kunze ArchDelt 17 B (1961/2) 115f.,
T. 129/30; 19 B (1964) T. 181bc; vgl. Herrmann (1975) 307f.; A. Mallwitz, Η. V. Herr-
mann, Die Funde aus Olympia (1980) 53f. T. 23/4. Die Rekonstruktion der Statuen wird
B. Seidel-Borell veröffentlichen. - Eine späthethitische Löwenprotome (Votivschild?) in
Olympia: ILN 25. 7. 1964, 121; Η. V. Herrmann in: 10. Olympiabericht (1981) 72-82.
12 Η. V. Herrmann, Die Kessel der orientalisierenden Zeit I/II, Olympische Forschungen
6/11 (1966; 1979); vgl. Jdl 81 (1966) 79-141; Herrmann (1975) 306f.; Boardman (1981)
72-75.
13 Kunze (1931); Canciani (1970); Herrmann 01. Forschungen 6 (1966) 179-85 und (1975)
308 ('Import’); Helck (1979) 191f.; Boardman (1981) 63-67; H. Verbruggen, Le Zeus
Cretois (1981) 71-99; Blome (1982) 15-23; vgl. bei Anm. 38.
14 Herrmann (1975) 308f.; Helck (1979) 187-90; Boardman (1981) 79; vgl. auch Burkert
(1979) 114-8; H. Philipp in: 10. Bericht über die Ausgrabungen in Olympia (1981)
91-108.
 
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