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Burkert, Walter; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1984, 1. Abhandlung): Die orientalisierende Epoche in der griechischen Religion und Literatur: vorgetragen am 8. Mai 1982 — Heidelberg: Winter, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.47812#0095
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III. Η ΚΑΙ ΘΕΣΠΙΝ ΑΟΙΔΟΝ:
Akkadische und frühgriechische Literatur
1. Von Atrahasis zum 'Trug an Zeus’
Seit die akkadischen Epen und insbesondere 'Gilgames’ wieder entdeckt worden
sind, hat es an Assoziationen mit Motiven des Homerischen Epos, insbesondere
der Odyssee nicht gefehlt1. Es mag freilich mit Motivverwandtschaften stehen
wie mit den Kling-Klang-Etymologien: Ungefähr Ähnliches wird sich immer und
überall finden lassen, es läßt sich herauspräparieren und zur Verblüffung ver-
wenden, kaum aber zum Beweis. Demgegenüber seien hier statt einzelner Motive
komplexere Strukturen hervorgehoben, wo Zufälligkeiten weniger zu erwarten sind:
ein Göttersystem und eine kosmogonische Grundidee, ein Szenenaufbau, ein
Götter-Ratschluß, eine spezielle Konfiguration von Angriff und Abwehr. Wenn
jeweils der Kontakt festgestellt ist, werden auch weitere Beziehungen, ja sogar
sprachliche Entlehnungen wahrscheinlich, auch wenn diese von sich aus die Be-
weislast nicht zu tragen vermöchten.
Erst im Jahre 1969 wurde mit tunlicher Vollständigkeit der Text eines akkadi-
schen Epos veröffentlicht, von dem zuvor nur wenig charakteristische Bruchstücke
bekannt gewesen waren: die Geschichte von Atrahasis, dem 'durch Weisheit Her-
vorragenden’, wie der Name sagt, oder vielmehr eigentlich eine 'Geschichte der
Menschheit’, beginnend mit der paradoxen Situation, laut Anfangszeile, „als Götter
Menschen waren“2. Die alte Redaktion in drei Tafeln stammt aus der Zeit Am-
1 Jensen (1902), (1912/3), (1924) und Ungnad (1923) brachten besonders die Parallelen
Kalypso / die 'Schenkin’ Siduri und Alkinoos / Utnapistim zur Sprache; auffallend ist,
daß der Zauberfährmann des Gilgames dann seinen Fährdienst einstellt (XI 234-6), wie
die Phäaken nach dem Transport des Odysseus (Od. 13, 125-87). Spezifischer ist eine
Beziehung der Totenbeschwörung von Gilgames XII zur 'Nekyia’: C. F. Lehmann-
Haupt RE XI (1921) 433; G. Germain, Genese de l’Odysse (1954) 342-46; Dirlmeier (1955)
30-5; “A faintly possible model” G. S. Kirk, The Songs of Homer (1962) 107; enger
noch ist die Beziehung zur Erscheinung des Patroklos II. 23, 65-107, II 5,4; wichtig
auch eine gewisse Stilähnlichkeit der Anfänge von 'Gilgames’ und Odyssee, -* III 5 bei
Anm. 15. - Knappe Übersicht bei Gresseth (1975); ganz negativ Frenkian (1960). -
Umgekehrt formuliert A. Heidel, The Gilgamesh Epic and Old Testament Parallels
(19492) 1: “The Gilgamesh Epic ... may well be called the Odyssey of the Babylo-
nians”. - Zu Hesiod als orientalisierendem Dichter Einleitung bei Anm. 21 und 29.
2 Atrahasis ed. Lambert-Millard (1969); W. v. Soden, Die erste Tafel des altbabylonischen
Atramhasls-Mythus, 'Haupttext’ und Parallelversionen: ZA 68 (1978) 50-94; vgl. auch
Burkert (1982b).
 
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