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Burkert, Walter; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1984, 1. Abhandlung): Die orientalisierende Epoche in der griechischen Religion und Literatur: vorgetragen am 8. Mai 1982 — Heidelberg: Winter, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.47812#0119
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Die orientalisierende Epoche

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'Bestimmung der Menschheit’17, die Tod bedeutet, im Kontrast zum Leben der
Götter, das Utnapistim gewann. Vor dem Kampf mit Humbaba zieht Gilgames
daraus die heroische Konsequenz: „Götter nur thronen ewig mit Schamasch; der
Menschheit Tage aber, sie sind gezählt, ... Du hier aber scheuest den Tod! ...
So will ich denn ziehen, dir voran - ... Fiele ich selbst - meinen Namen richtet’
ich auf“18. Gerade also weil den Menschen die Ewigkeit versagt ist, bleibt ihnen
nur, durch Todesgefahr hindurch sich wenigstens den Ruhm zu erwerben, der
auch über den Tod hinaus bestehen bleibt, das κλέος άφθιτον im Kontrast zu
den κατάϋνητοι άνθρωποι, wie die Leitbegriffe in der Ilias lauten. „Ja Lieber!
Wenn wir, aus diesem Krieg entronnen, für immer ohne Alter sein würden und
unsterblich, dann würde ich selbst nicht unter den Ersten kämpfen ... Jetzt aber,
da gleichwohl vor uns stehen die Göttinnen des Todes... Gehen wir! ob wir
einem Ruhm verleihen oder einer uns“ - so Homer19. Die Einsicht in die con-
dition humaine bedeutet nicht durchweg Bescheidung gegenüber den Göttern,
im Gegenteil, der aggressive Ausbruch ist möglich: Enkidu wirft Istar die Keule
des Himmelsstiers zu und ruft „kriegte ich dich, auch dir tät’ ich wie diesem“20.
„Wahrhaftig, rächen wollte ich mich, wenn ich nur die Macht hätte“, so Achilleus
gegen Apollon21.
Doch der Mensch ist schwach und haltlos; „denn immer nur so ist der Sinn
der Erdenmenschen, wie den Tag heraufführt der Vater der Menschen und der
Götter“ formuliert ein in der Antike besonders berühmter Passus der Odyssee22;
ähnlich spricht es das Weisheitslied 'Ich will preisen den Herrn der Weisheit’ aus:
„Wie Tag und Nacht ändert sich der Leute Sinn: Geraten sie in Mangel, so
sind sie wie eine Leiche, sind sie satt, so stellen sie sich ihrem Gotte gleich“23.
Manche Übereinstimmungen bleiben uns rätselhaft, wie die 'Rede von Baum
und Stein’ in Ugarit einerseits, bei Homer und Hesiod andererseits24. Weniger
17 simätu awTlütim Gilgames, bab. Fassung X ii 4, p. 53 Thompson.
18 Gilgames II iv 141-8; vgl. Gresseth (1975) 14; T. Bauer JNES 16 (1957) 260, der auch
in Schülertexten den Ausdruck 'sich einen Namen für die spätesten Menschen setzen’
nachweist, säkin sumim ina nist uhhuräti. Zum indogermanischen άφΰιτον κλέος: R. Schmitt,
Dichtung und Dichtersprache in indogermanischer Zeit (1967) 61-9.
19 II. 12, 322-8, variiert von Stesichoros, Geryoneis 56 D bei D. L. Page, Lyrica Graeca
Selecta (1968) 266.
20 Gilgames VI 16f. Mißverständlich spricht nach anderen Bowra (1952) 63 vom „member“
des Stiers; imittu 'Schulter, Keule’ AHw 377.
21 II. 22, 20.
22 Od. 18, 136f. ~ Archilochos 131/2 West (danach wieder Heraklit B 17).
23II 43-5, Lambert (1960) 40f.; er übersetzt “like opening and shutting (the legs)” (ki pite
u katämi), der Kommentar aus Assurbanipals Bibliothek aber paraphrasiert Tag und
Nacht’ (ümu u müsi), entsprechend übersetzt R. H. Pfeiffer ANET 435 “like day and
night”. Dies gibt jedenfalls das Textverständnis aus der Zeit des Archilochos wieder.
24 H. Gese, Die Religionen Altsyriens (Die Religionen der Menschheit 10, 2. 1970) 54;
Dirlmeier (1955) 25f.
 
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