Glauben und Verstehen
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blickt primär auf das, was Gott getan hat, nicht auf das, was er tun
wird“94. Als Annahme des Christus-Kerygma „bedeutet das tcujteueiv
sic; Xpioröv ’lrpoüv“ zugleich „ein persönliches Verhältnis zu Chri-
stus“ in dem Sinne, daß die Glaubenden Jesus als ihren Herrn allererst
erkennen, mithin „im Glauben selbst erst die Existenz dieses Herrn
erkannt und anerkannt“ wird95. Das Kerygma, das der Glaube
annimmt, ruft also zugleich mit dem Glauben ein Erkennen hervor,
das aber niemals zu einem vom Ereignis des Kerygma und vom Er-
eignis des Glaubens abtrennbaren Wissen wird, sondern auf den im
Kerygma begegnenden Herrn bezogen bleibt. Die Erkenntnis bleibt
auf den Glauben angewiesen und der Glaubende „kann auch ferner
immer nur auf diese Botschaft hin glauben“96. Wort und Glaube bilden
den Zusammenhang eines Ereignisses. Auch wenn juotu; über das
Ereignis der Entstehung des Heilsglaubens hinaus dessen Bestehen und
damit das Gläubigsein bedeutet97, ist der Ereignischarakter der Relation
von Kerygma und Glaube mitgesetzt.
Ist in den bisher genannten Bedeutungen Glaube „selbstverständ-
lich die (freilich auf ihren Gegenstand bezogene) fides qua creditur“, so
entwickelt sich der Sprachgebrauch doch dahin, „daß tuotu; auch die
fides quae creditur bedeuten kann ... So kann also die Botschaft selbst
als tuotk; bezeichnet werden“ (Gal 1,23; ITim 3,9; 4,6; Jud 3,20;
2Petr 1,1 u.ö.). Paulus kann sogar „vom 'Kommen’... der xiotu; wie
von einer selbständigen Größe“ reden. Glaube heißt schließlich soviel
wie „Christentum“ (Gal 6,10; 1,23), und der „Bedeutung von Ttioru; als
'Christentum’ entsprechen formelhafte Wendungen, die das noch
nicht gebräuchliche Adjektiv 'christlich’ ersetzen: xara xoivijv ttigtiv
(Tt 1,4), xara tuotiv exäextwv (Tt 1,1), evtucfceiQ Tm 1,2.4; Tt 3,[1]5)
oder ev teüjtei xai äÄT|ÜEia (1 Tm 2,7), ev xiavEi Trjooü XpiaTOV (Ign Mg
1,1)“98.
Bultmann faßt die Bedeutung des urchristlichen Glaubensbegriffs -
ihn von seiner alttestamentlich-jüdischen Tradition abgrenzend -
dahin zusammen, daß die xigtic; den „Akt“ meine, „kraft dessen sich
der Mensch in der Antwort auf Gottes eschatologische Tat in Christus
aus der Welt herausstellt und die radikale Hinwendung zu Gottvollzieht“.
In diesem Akt gründet „sich die neue eschatologische Existenz des
94 AaO. 209, 1-13.32-35.
95 AaO. 212, 14f.22f.
96 AaO. 212, 25f.
97 Vgl. aaO. 213,8-214,2.
98 AaO. 214,3-6.10f.l5f.32-36.
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blickt primär auf das, was Gott getan hat, nicht auf das, was er tun
wird“94. Als Annahme des Christus-Kerygma „bedeutet das tcujteueiv
sic; Xpioröv ’lrpoüv“ zugleich „ein persönliches Verhältnis zu Chri-
stus“ in dem Sinne, daß die Glaubenden Jesus als ihren Herrn allererst
erkennen, mithin „im Glauben selbst erst die Existenz dieses Herrn
erkannt und anerkannt“ wird95. Das Kerygma, das der Glaube
annimmt, ruft also zugleich mit dem Glauben ein Erkennen hervor,
das aber niemals zu einem vom Ereignis des Kerygma und vom Er-
eignis des Glaubens abtrennbaren Wissen wird, sondern auf den im
Kerygma begegnenden Herrn bezogen bleibt. Die Erkenntnis bleibt
auf den Glauben angewiesen und der Glaubende „kann auch ferner
immer nur auf diese Botschaft hin glauben“96. Wort und Glaube bilden
den Zusammenhang eines Ereignisses. Auch wenn juotu; über das
Ereignis der Entstehung des Heilsglaubens hinaus dessen Bestehen und
damit das Gläubigsein bedeutet97, ist der Ereignischarakter der Relation
von Kerygma und Glaube mitgesetzt.
Ist in den bisher genannten Bedeutungen Glaube „selbstverständ-
lich die (freilich auf ihren Gegenstand bezogene) fides qua creditur“, so
entwickelt sich der Sprachgebrauch doch dahin, „daß tuotu; auch die
fides quae creditur bedeuten kann ... So kann also die Botschaft selbst
als tuotk; bezeichnet werden“ (Gal 1,23; ITim 3,9; 4,6; Jud 3,20;
2Petr 1,1 u.ö.). Paulus kann sogar „vom 'Kommen’... der xiotu; wie
von einer selbständigen Größe“ reden. Glaube heißt schließlich soviel
wie „Christentum“ (Gal 6,10; 1,23), und der „Bedeutung von Ttioru; als
'Christentum’ entsprechen formelhafte Wendungen, die das noch
nicht gebräuchliche Adjektiv 'christlich’ ersetzen: xara xoivijv ttigtiv
(Tt 1,4), xara tuotiv exäextwv (Tt 1,1), evtucfceiQ Tm 1,2.4; Tt 3,[1]5)
oder ev teüjtei xai äÄT|ÜEia (1 Tm 2,7), ev xiavEi Trjooü XpiaTOV (Ign Mg
1,1)“98.
Bultmann faßt die Bedeutung des urchristlichen Glaubensbegriffs -
ihn von seiner alttestamentlich-jüdischen Tradition abgrenzend -
dahin zusammen, daß die xigtic; den „Akt“ meine, „kraft dessen sich
der Mensch in der Antwort auf Gottes eschatologische Tat in Christus
aus der Welt herausstellt und die radikale Hinwendung zu Gottvollzieht“.
In diesem Akt gründet „sich die neue eschatologische Existenz des
94 AaO. 209, 1-13.32-35.
95 AaO. 212, 14f.22f.
96 AaO. 212, 25f.
97 Vgl. aaO. 213,8-214,2.
98 AaO. 214,3-6.10f.l5f.32-36.