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Jüngel, Eberhard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1985, 1. Abhandlung): Glauben und Verstehen: zum Theologiebegriff Rudolf Bultmanns; vorgetragen am 20. Okt. 1984 — Heidelberg: Winter, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.47815#0047
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Glauben und Verstehen

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stand. Insofern wird das im Glauben Gewußte niemals zum „Referat
über historische Vorgänge, ... die ohne existentielle Wandlung für
wahr gehalten werden könnten“. Deshalb kann Bultmann sogar
behaupten, daß im Grunde „tiiotk; und yvcoau; als ein neues Sich-
selbst-verstehen identisch“ sind113. Für Johannes macht Bultmann an
der Rede vom Sein in Gottund vom Sein im deutlich, daß die
dem Glauben mit der öo£a geschenkte Erkenntnis „kein ... theoreti-
sches Erkennen, sondern ein sich Bestimmenlassen durch das
Erkannte, ein Sein im Erkannten“ ist114. Von daher ist das - durch
Formulierungen wie Joh 8,3 lf., in denen das Erkennen der Wahrheit
als Folge des Glaubensgehorsams erscheint, nahegelegte - Mißver-
ständnis ausgeschlossen, „daß das Erkennen nicht schon dem Glauben
als echtem eigen ist, sondern über ihn hinausführt“"5. Glauben und
Erkennen unterscheiden sich weder hinsichtlich ihres Gegenstandes
noch als Stufen voneinander. „Das Erkennen kann sich nicht vom
Glauben lösen und über ihn hinausschwingen“. Vielmehr gilt: „... der
Glaube ist alles“116. Einzig und allein „das Verhältnis Jesu zu Gott“ wird
„nie als tuioteüeiv“, sondern „nur als yivGomeiv bezeichnet“117.
Aufgrund der exegetischen Klärung dessen, was im christlichen Ver-
ständnis Glauben genannt zu werden verdient, kann nunmehr die
materiale Bestimmung, die Bultmann dem Theologiebegriff gibt, dar-
gestellt werden.

113 AaO. 319: „Die tUotk; hat also insofern wiederum nicht 'dogmatischen’ Charakter“.
114 AaO. 431.
115 AaO. 425.
116 AaO. 426.
117 Ebd.
 
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