Glauben und Verstehen
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fiducia ihren Ort im Willen haben soll: „Fides est in intellectu ratione
notitiae et assensus, in voluntate ratione fiduciae“227.
Daß der assensus als „iudicium intellectus approbans“228 aufgefaßt
wird, setzt voraus, daß die notitia fidei nun nicht mehr als eine hinsicht-
lich des Gewißheitsgrades minderwertige und deshalb durch einen
Willensakt ergänzungsbedürftige Erkenntnis verstanden wird, sondern
eine sich ihrer Sache gewisse Erkenntnis ist, die als solche durch ein
iudicium intellectus approbans in ihrem faktischen Wahrsein und
darüber hinaus durch einen assensus specialis als mich in meiner Exi-
stenz unbedingt angehend229 verifiziert wird. Dies wiederum ist nur
möglich, weil die Erkenntnis des Glaubens sich nicht auf vom Verhei-
ßungswort der heiligen Schrift abtrennbare Wissensgegenstände
bezieht, sondern den Erkenntnisgegenstand nur als einen in Gestalt
des göttlichen Verheißungswortes gegenständigen vorliegen hat.
Daß in diesem Verständnis von notitia und assensus fidei reformato-
rische Theologie nachwirkt, liegt auf der Hand. Für diese war der
Glaube, wie Luthers Auseinandersetzung mit Erasmus klargestellt
hatte, eine durch Erkenntnis und Gewißheit definierte Größe, so daß
Luther den Christen, der nicht gewiß ist und versteht, was ihm zu glau-
ben geboten wird, regelrecht anathematisieren kann: „Christianus vero
anathema sit, si non certus sit et assequatur, id quod ei praescribitur:
quomodo enim credet, id quod non assequitur?“230 Im selben Sinne
erklärt auch Calvin: „Non in ignoratione, sed in cognitione sita est
fides“231 und definiert den Glauben als „firma certaque cognitio“232.
Die Bestimmung des Glaubens als einer in ihrem Gewißheitsgrad un-
überbietbaren Erkenntnis ist in der Tradition reformatorischer Theo-
logie deshalb unerläßlich, weil für sie der Glaube in jeder Hinsicht, also
auch hinsichtlich seiner Erkenntnisfunktion der den homo peccator
227 D. Hollatz, aaO., q. 6, 283.
228 D. Hollatz, aaO., q. 15, 303.
229 D. Hollatz, aaO., q. 15, 303: „Assensu speciali statuit peccator conversus et renatus,
illas promissiones generales ad se in individuo pertinere“.
230 M. Luther, De servo arbitrio. 1525, WA 18, 605, 6-8 (= BoA 3, 99,40-100,1).
231 J. Calvin, Institutio Christianae religionis. 1559, III, 2,2; Opera selecta, hg. von
P. Barth und W. Niesel, Bd. 4, 31968, 10, llf.
232 J. Calvin, aaO., III, 2,7; 16,31-35: „Nunc iusta fidei definitio nobis constabit si dica-
mus esse divinae erga nos benevolentiae firmam certamque cognitionem, quae gra-
tuitae in Christo promissionis veritate fundata, per Spiritum sanctum et revelatur
mentibus nostris et cordibus obsignatur“.
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fiducia ihren Ort im Willen haben soll: „Fides est in intellectu ratione
notitiae et assensus, in voluntate ratione fiduciae“227.
Daß der assensus als „iudicium intellectus approbans“228 aufgefaßt
wird, setzt voraus, daß die notitia fidei nun nicht mehr als eine hinsicht-
lich des Gewißheitsgrades minderwertige und deshalb durch einen
Willensakt ergänzungsbedürftige Erkenntnis verstanden wird, sondern
eine sich ihrer Sache gewisse Erkenntnis ist, die als solche durch ein
iudicium intellectus approbans in ihrem faktischen Wahrsein und
darüber hinaus durch einen assensus specialis als mich in meiner Exi-
stenz unbedingt angehend229 verifiziert wird. Dies wiederum ist nur
möglich, weil die Erkenntnis des Glaubens sich nicht auf vom Verhei-
ßungswort der heiligen Schrift abtrennbare Wissensgegenstände
bezieht, sondern den Erkenntnisgegenstand nur als einen in Gestalt
des göttlichen Verheißungswortes gegenständigen vorliegen hat.
Daß in diesem Verständnis von notitia und assensus fidei reformato-
rische Theologie nachwirkt, liegt auf der Hand. Für diese war der
Glaube, wie Luthers Auseinandersetzung mit Erasmus klargestellt
hatte, eine durch Erkenntnis und Gewißheit definierte Größe, so daß
Luther den Christen, der nicht gewiß ist und versteht, was ihm zu glau-
ben geboten wird, regelrecht anathematisieren kann: „Christianus vero
anathema sit, si non certus sit et assequatur, id quod ei praescribitur:
quomodo enim credet, id quod non assequitur?“230 Im selben Sinne
erklärt auch Calvin: „Non in ignoratione, sed in cognitione sita est
fides“231 und definiert den Glauben als „firma certaque cognitio“232.
Die Bestimmung des Glaubens als einer in ihrem Gewißheitsgrad un-
überbietbaren Erkenntnis ist in der Tradition reformatorischer Theo-
logie deshalb unerläßlich, weil für sie der Glaube in jeder Hinsicht, also
auch hinsichtlich seiner Erkenntnisfunktion der den homo peccator
227 D. Hollatz, aaO., q. 6, 283.
228 D. Hollatz, aaO., q. 15, 303.
229 D. Hollatz, aaO., q. 15, 303: „Assensu speciali statuit peccator conversus et renatus,
illas promissiones generales ad se in individuo pertinere“.
230 M. Luther, De servo arbitrio. 1525, WA 18, 605, 6-8 (= BoA 3, 99,40-100,1).
231 J. Calvin, Institutio Christianae religionis. 1559, III, 2,2; Opera selecta, hg. von
P. Barth und W. Niesel, Bd. 4, 31968, 10, llf.
232 J. Calvin, aaO., III, 2,7; 16,31-35: „Nunc iusta fidei definitio nobis constabit si dica-
mus esse divinae erga nos benevolentiae firmam certamque cognitionem, quae gra-
tuitae in Christo promissionis veritate fundata, per Spiritum sanctum et revelatur
mentibus nostris et cordibus obsignatur“.