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Geyer, Dietrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1985, 2. Abhandlung): Klio in Moskau und die sowjetische Geschichte: vorgetragen am 27. Okt. 1984 — Heidelberg: Winter, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.47816#0023
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Klio in Moskau

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gilt für die historische Forschung im Akademiesystem wie auch für die
historischen Fakultäten und Abteilungen im Universitäts- und Hoch-
schulbetrieb. Wichtig ist zu wissen, daß an den sowjetischen Universi-
täten und Hochschulen, unter welchen Bedingungen auch immer, die
„Einheit von Forschung und Lehre“ hochgehalten wird.42 Die Erin-
nerung an Humboldt wird für diese Einsicht nicht gebraucht.
Kopf- und Herzstück der sowjetischen Geschichtswissenschaft ist
die Abteilung für Geschichte (Otdelenie istorii) der Akademie der Wis-
senschaften der UdSSR mit ihren Instituten und über 3000 Wissen-
schaftlichen Mitarbeitern: mit dem Institut für die Geschichte der
UdSSR, dem für Allgemeine Geschichte, dem Institut für Archäologie,
für Orientalistik (im weitesten Sinn), für Slawenkunde und Balkanistik,
für Kriegsgeschichte und dem Institut für Ethnographie.43 Die Institute
sind äußerst bescheiden ausgestattet. Der weit überwiegende Teil der
Mitarbeiter findet dort keinen Platz, sondern arbeitet in Bibliotheken,
Archiven und häufig auch zu Haus. Nur an zwei Wochentagen, in der
Regel dienstags und freitags, trifft man im Institut zu Besprechungen
und Sitzungen zusammen.
Das „Büro der Abteilung für Geschichte“, in dem alle Institute
durch ihre Direktoren vertreten sind, ist das eigentlich leitende Organ
dieses verzweigten Forschungsverbunds. An der Spitze der Abteilung
steht der „Akademik-sekretar1“, der die Abteilung auch im Präsidium
der Akademie vertritt. Seit 1982 ist dieses Amt dem Sinologen und
Diplomaten S. L. Tichvinskij anvertraut; er hat zugleich den Vorsitz im
Nationalkomitee der Historiker der Sowjetunion inne. Das Komitee ist
für die Auslandsbeziehungen zuständige Instanz der sowjetischen
42 VgL die in Anm. 12 genannten Rechenschaftsberichte für die Historischen Fakultä-
ten der Universitäten Moskau und Leningrad. Wünschenswert wäre eine systema-
tische Bestandsaufnahme der historischen Forschung an den übrigen Universitäten,
Pädagogischen Instituten und anderen Hochschulen der Sowjetunion.
43 Im April 1984 wurde im Büro der Abteilung für Geschichte der Statutenentwurf für
ein neuzuerrichtendes Zentralinstitut (Golovnyj institut Otdelenija) beraten, das
offenbar Leitungs- und Koordinationsaufgaben für alle mit Geschichte befaßten
Akademieeinrichtungen übernehmen soll; vgl. Voprosy istorii 1984/6, S. 117. - Die
von der Abteilung herausgegebenen Fachzeitschriften und andere Periodika
erschienen Anfang der achtziger Jahre in einer Gesamtauflage von 100.000 Exem-
plaren. Die gemeinsam mit dem Ministerium für Höhere und Mittlere Spezial-
bildung herausgegebene Monatszeitschrift „Voprosy istorii“ (Fragen der
Geschichte) weist eine Auflage von 16.000 Exemplaren aus; das für die Vaterlän-
dische Geschichte zuständige Fachorgan „Istorija SSSR“ erscheint in zweimonati-
gem Turnus in einer Auflage von 10.220 Exemplaren.
 
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