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Schmidt, Ernst A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1985, 3. Abhandlung): Zeit und Geschichte bei Augustin: vorgetragen am 14. Juli 1984 — Heidelberg: Winter, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.47817#0104
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Ernst A. Schmidt

seine auf Christus zufuhrende Generationenreihe mit Abraham. Aber
auch vor Abraham ist gezeugt worden, und Augustin selbst nennt die
Generationslisten von Adam bis Abraham im Zusammenhang der
Geschlechterfolge von Abraham bis Christus in civ. 22,30. Und in civ.
16,12, beim Übergang zum Zeitalter von Abraham bis David, erwähnt
er gerade die Geschlechterliste vom Noahsohn Sem bis auf Abraham.
In der Darstellung des mit Abraham beginnenden Zeitalters (civ.
16,12ff.) spielt „adulescentia“ keine und „generare“ und „generationes“
keine andere Rolle als in den anderen Abschnitten auch.
Dies ist alles, diese Begründungen sind alles, was Augustin im
Zusammenhang der traditionellen Epochenlehre geschichtlich, welt-
geschichtlich zu sagen hat. Wäre diese eine von über zwölfhundert
Teubnerseiten überhaupt aufgefallen, wenn die Wirkungsgeschichte
nicht schon vor der Betrachtung des Werks dieses gleichsam mit dem
Lebensaltervergleich überzogen hätte?
Meine Absicht ist aber nicht, das Zeugnis von civ. 16,43 zu verwer-
fen; ich will es, im Gegenteil, gerade zum Sprechen bringen. Hat man
nämlich erkannt, daß das traditionelle Sechs-Epochen-Schema nicht
die augustinische Darstellung der ganzen Weltzeit oder auch nur den
gesamten zeitlichen „procursus“ der Gottesstadt strukturiert, dann
bekommt die singuläre Zulassung der Lebensaltermetaphorik (nach
De gen. contra Manich.) bis einschließlich der „iuventus“ aus Anlaß
der auf Christus zuführenden Geschlechterreihe von David an ihre
durchaus positive und mit dem Anliegen der Bücher XV-XVIII sinn-
voll zu verbindende Funktion. Dieses Anliegen ist das alttestament-
liche Heilsgeschehen als ein Wachstumsprozeß der auf Christus zufuh-
renden Prophezeiungen, in welchem Prozeß Abraham und David die
entscheidenden Epochen bilden. Und diesem Grundmuster folgen
selbst noch bis zu einem gewissen Grade die Erklärungen der beiden
ersten Alter, indem Sprachlosigkeit und hebräische Sprache den Ver-
heißungen Gottes an Abraham und den Prophezeiungen im Reden
Gottes durch den Mund hebräischer Propheten vorausgingen, als Zeit-
alter des (sprachlosen) „significare“ durch Ereignisse („gesta“), der Prä-
figuration (vgl. civ. 15,27; II, p. 120).
Mit Abraham „wird die Gottesstadt kenntlicher, und wir lesen
deutlichere göttliche Verheißungen, die wir jetzt in Christus erfüllt
sehen“ (civ. 16,12; II, p. 145,25-27: „notitia eius <sc. civitatis Dei> evi-
dent! or et [... ] clariora leguntur promissa divina quae nunc in Christo
videmus impleri“), und deshalb bildet Abraham einen „(insignis) arti-
culus temporis“ (civ. 16,12; II, p. 145,24 und 146,18). Die in civ. 16,16-
 
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