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Riedl, Peter Anselm; Giovanni; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1986, 2. Abhandlung): Eine wiederentdeckte "Verkündigung Mariä" von Giovanni di Paolo: vorgetragen am 4. Mai 1985 — Heidelberg: Winter, 1986

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https://doi.org/10.11588/diglit.48145#0035
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Eine wiederentdeckte „Verkündigung Mariä“

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Viele Fragen bleiben, wie man sieht, noch zu beantworten. Wahr-
i scheinlich bedarf es der Entdeckung neuer Quellen - oder weiterer
Werkbestandteile -, um einen entscheidenden Schritt voranzukom-
men. Mit der Wiederauffindung der beiden Verkündigungstafeln hat
sich jedenfalls das ins Blickfeld der Wissenschaft getretene Oeuvre
eines der großen Sieneser Quattrocento-Maler um ein interessantes
Werkpaar vermehrt.

heiligen Bischof (Nikolaus?) darstellt. Piero Torriti, a.a.O., S. 322, meint zu dem
Bild: „... da porre poco dopo il 1453, anno del Polittico di S. Nicola di Bari... al
quäle si riallaccia sia per la ricchezza di decorazioni ehe per grandiositä composi-
tiva“. Der Umstand, daß die Höhen- und Breitenmaße (103 x 44 cm) weitgehend
mit denen der Heidelberger Bilder übereinstimmen, darf nicht über die Differen-
zen der Aufrisse hinwegtäuschen. Der Spitzgiebel der Bischofstafel setzt etwas
höher an und ist folglich um ein auffälliges Quantum weniger steil. Das steht ent-
schieden der Annahme im Wege, sowohl die Verkündigungstafeln als auch die
Bischofstafel könnten als Bekrönungen zu einem in allen seinen anderen Teilen
verlorenen Retabel gehört haben, das dann ungewöhnlich groß dimensioniert
gewesen sein müßte. Andererseits verbietet sich aus ikonographischen Gründen
die Vermutung einer Beziehung der Bischofstafel zum Nikolaus-Altar: Selbst
wenn der kniende Heilige nicht Nikolaus, sondern einen anderen Bischof darstel-
len sollte, kommt er für die Bekrönung des Nikolaus-Retabels nicht in Betracht:
Eine Ausklammerung der Verkündigungsszene aus dem ikonographischen Reper-
toire des Komplexes erscheint mir ebenso undenkbar wie die Besetzung des mitt-
leren Platzes mit einer anderen als einer Christusdarstellung.
 
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