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Marc Lienhard
verteidigen wollten.41 Andere Schriften bemühten sich, die Pfarrer zu
rechtfertigen, die das Land verlassen hatten42, was zu einer inner-
evangelischen Kontroverse geführt hatte. Brousson zum Beispiel hatte
ihre Rückkehr gefordert.43
Zu erwähnen ist vor allem das Schrifttum, das den Hugenotten in
die Heimat zur Ermutigung und Ermahnung geschickt wurde. Auf die
sehr verbreitete »Liturgie pour les chretiens prives de pasteurs« wurde
schon hingewiesen. Besonders aktiv war Pierre Jurieu, dessen Lettres
pastorales von 1686 bis 1688 zweimal im Monat nach Frankreich
geschickt wurden. Sie brachten den Gläubigen Informationen über
den Widerstand und bildeten den Grundstock einer neuen protestanti-
schen Märtyrertradition. Sie enthielten aber auch verschiedene Texte
zur Ermahnung und Ermutigung. Wirksam wurde auch eine andere,
in Frankreich verbreitete Schrift von Jurieu: L’accomplissement des
propheties ou la delivrance prochaine de lEglise (1686), die aufgrund
von Offbg. 11 das Ende der Verfolgungen und die Herstellung der
wahren Kirche für 1689 voraussagte. Diese Schrift hat zum Teil dazu
beigetragen, den Illuminismus in Südfrankreich zu entfachen. Auch
strafende Schreiben entstanden im Refuge. So schrieb Elie Benoit eine
Lettre d’un pasteur banni de son pays d une Eglise qui n’a pas fait son
devoir dans la derniere persecution (1686).44
Die Ereignisse in Frankreich führten zu einer Debatte unter prote-
stantischen Refugianten über Rechte und Grenzen der königlichen
Gewalt.45 Die Diskussion lief weiter als man sich bemühte, durch Ein-
wirkungen der europäischen Mächte die Toleranz in Frankreich
zurückzugewinnen. In Holland waren die Refugianten in der Strategie
geteilt: die sogenannten »moderes« (u.a. Pierre Bayle) setzten allein
auf den König und wollten sich unbedingt loyal verhalten. Die
41 Elie Benoit, Premiere Lettre aux Convertisseurs de France, dans laquelle on leurfait
voir l’absurdite de leurs conversions et la honte de leur religion, Delft, 1686; Seconde
Lettre..., Delft, 1686.
42 Elie Benoit, Histoire et apologie de !a retraite des pasteurs ä cause de la persecution
de France, Frankfurt, 1687.
43 In seiner Lettre aux pasteurs de France refugies dans les Etatsprotestants, 1688. Im
selben Sinne hatte sich schon die anonyme Schrift geäußert: Lettre des reformes
captifs en France aux ministres refugies, ... Amsterdam, 1686.
44 Eine ähnliche Schrift: Gabriel Maturin, Les feuilles defiguier ou vanite des excuses
de ceux qui ont succombe sous la persecution, 1687.
45 Elie Merlat, Traite du pouvoir absolu des souverains, Köln, 1685; Pierre Jurieu,
Des droits des deux souverains en matiere de religion: la conscience et leprince, 1687;
Pierre Bayle, Avis important aux Refugies, 1692.
Marc Lienhard
verteidigen wollten.41 Andere Schriften bemühten sich, die Pfarrer zu
rechtfertigen, die das Land verlassen hatten42, was zu einer inner-
evangelischen Kontroverse geführt hatte. Brousson zum Beispiel hatte
ihre Rückkehr gefordert.43
Zu erwähnen ist vor allem das Schrifttum, das den Hugenotten in
die Heimat zur Ermutigung und Ermahnung geschickt wurde. Auf die
sehr verbreitete »Liturgie pour les chretiens prives de pasteurs« wurde
schon hingewiesen. Besonders aktiv war Pierre Jurieu, dessen Lettres
pastorales von 1686 bis 1688 zweimal im Monat nach Frankreich
geschickt wurden. Sie brachten den Gläubigen Informationen über
den Widerstand und bildeten den Grundstock einer neuen protestanti-
schen Märtyrertradition. Sie enthielten aber auch verschiedene Texte
zur Ermahnung und Ermutigung. Wirksam wurde auch eine andere,
in Frankreich verbreitete Schrift von Jurieu: L’accomplissement des
propheties ou la delivrance prochaine de lEglise (1686), die aufgrund
von Offbg. 11 das Ende der Verfolgungen und die Herstellung der
wahren Kirche für 1689 voraussagte. Diese Schrift hat zum Teil dazu
beigetragen, den Illuminismus in Südfrankreich zu entfachen. Auch
strafende Schreiben entstanden im Refuge. So schrieb Elie Benoit eine
Lettre d’un pasteur banni de son pays d une Eglise qui n’a pas fait son
devoir dans la derniere persecution (1686).44
Die Ereignisse in Frankreich führten zu einer Debatte unter prote-
stantischen Refugianten über Rechte und Grenzen der königlichen
Gewalt.45 Die Diskussion lief weiter als man sich bemühte, durch Ein-
wirkungen der europäischen Mächte die Toleranz in Frankreich
zurückzugewinnen. In Holland waren die Refugianten in der Strategie
geteilt: die sogenannten »moderes« (u.a. Pierre Bayle) setzten allein
auf den König und wollten sich unbedingt loyal verhalten. Die
41 Elie Benoit, Premiere Lettre aux Convertisseurs de France, dans laquelle on leurfait
voir l’absurdite de leurs conversions et la honte de leur religion, Delft, 1686; Seconde
Lettre..., Delft, 1686.
42 Elie Benoit, Histoire et apologie de !a retraite des pasteurs ä cause de la persecution
de France, Frankfurt, 1687.
43 In seiner Lettre aux pasteurs de France refugies dans les Etatsprotestants, 1688. Im
selben Sinne hatte sich schon die anonyme Schrift geäußert: Lettre des reformes
captifs en France aux ministres refugies, ... Amsterdam, 1686.
44 Eine ähnliche Schrift: Gabriel Maturin, Les feuilles defiguier ou vanite des excuses
de ceux qui ont succombe sous la persecution, 1687.
45 Elie Merlat, Traite du pouvoir absolu des souverains, Köln, 1685; Pierre Jurieu,
Des droits des deux souverains en matiere de religion: la conscience et leprince, 1687;
Pierre Bayle, Avis important aux Refugies, 1692.