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Marc Lienhard
Dieser maßgebende Forscher hat versucht, eine Bilanz der Aufhebung
des Edikts von Nantes aufzustellen. Was die Opfer zwischen 1685 und
1787 angeht, kann diese Bilanz natürlich nur annähernd sein. Immer-
hin seien hier einige seiner Zahlen mitgeteilt: 343 Versammlungen
wurden von den Behörden entdeckt, 10.724 Menschen eingesperrt,
auf die Galeeren gebracht oder getötet, allein auf die Galeeren kamen
2000 Menschen davon 1500 unter Ludwig XIV.
II. Fragestellungen
Wir haben in einem ersten Abschnitt einige Aspekte des Wider-
standes, besonders unmittelbar nach 1685 zur Sprache gebracht. In
einem zweiten Schritt wird es nun darum gehen, das Gesagte zu vertie-
fen und zu erweitern, indem wir einige Problemstellungen aufzeigen
und einige Schwerpunkte der heutigen Geschichtsschreibung darstel-
len oder andeuten.
1. Zur Soziologie des Widerstandes
Inwiefern ist es möglich, die verschiedenen Formen des Widerstan-
des mit der sozialen Herkunft der Widerstehenden in Verbindung zu
setzen?
Aufgrund der Quellen sind wir über die soziale Herkunft der ersten
Prädikanten informiert. Aus den Gerichtsakten geht auch hervor,
welche Leute verurteilt wurden wegen Teilnahme an den verbotenen
Versammlungen, und später am Camisardenkrieg.30 Ein Führer der
Camisarden, Marion, hat sorgfältig die Berufe der ihm bekannten Par-
tisanen registriert: 42% waren Bauern, 58% Handwerker (davon 72% in
der Spinnerei oder Weberei tätig).31
Aus den Quellen läßt sich ein relativ eindeutiges Bild gewinnen. Im
großen und ganzen haben vorwiegend kleine Leute an den verbotenen
Versammlungen teilgenommen, und später auch am Camisardenauf-
stand. Die Prädikanten kamen aus denselben niedrigen Schichten.
Einige wie Bonbonnoux konnten nicht einmal lesen. In den Jahren
nach 1685 stammte nur ein Prädikant aus höheren bürgerlichen Krei-
311 Ph. Joutard, in: Histoire des protestants en France, S. 194.
31 Ibid.
Marc Lienhard
Dieser maßgebende Forscher hat versucht, eine Bilanz der Aufhebung
des Edikts von Nantes aufzustellen. Was die Opfer zwischen 1685 und
1787 angeht, kann diese Bilanz natürlich nur annähernd sein. Immer-
hin seien hier einige seiner Zahlen mitgeteilt: 343 Versammlungen
wurden von den Behörden entdeckt, 10.724 Menschen eingesperrt,
auf die Galeeren gebracht oder getötet, allein auf die Galeeren kamen
2000 Menschen davon 1500 unter Ludwig XIV.
II. Fragestellungen
Wir haben in einem ersten Abschnitt einige Aspekte des Wider-
standes, besonders unmittelbar nach 1685 zur Sprache gebracht. In
einem zweiten Schritt wird es nun darum gehen, das Gesagte zu vertie-
fen und zu erweitern, indem wir einige Problemstellungen aufzeigen
und einige Schwerpunkte der heutigen Geschichtsschreibung darstel-
len oder andeuten.
1. Zur Soziologie des Widerstandes
Inwiefern ist es möglich, die verschiedenen Formen des Widerstan-
des mit der sozialen Herkunft der Widerstehenden in Verbindung zu
setzen?
Aufgrund der Quellen sind wir über die soziale Herkunft der ersten
Prädikanten informiert. Aus den Gerichtsakten geht auch hervor,
welche Leute verurteilt wurden wegen Teilnahme an den verbotenen
Versammlungen, und später am Camisardenkrieg.30 Ein Führer der
Camisarden, Marion, hat sorgfältig die Berufe der ihm bekannten Par-
tisanen registriert: 42% waren Bauern, 58% Handwerker (davon 72% in
der Spinnerei oder Weberei tätig).31
Aus den Quellen läßt sich ein relativ eindeutiges Bild gewinnen. Im
großen und ganzen haben vorwiegend kleine Leute an den verbotenen
Versammlungen teilgenommen, und später auch am Camisardenauf-
stand. Die Prädikanten kamen aus denselben niedrigen Schichten.
Einige wie Bonbonnoux konnten nicht einmal lesen. In den Jahren
nach 1685 stammte nur ein Prädikant aus höheren bürgerlichen Krei-
311 Ph. Joutard, in: Histoire des protestants en France, S. 194.
31 Ibid.