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Wolf, Joseph Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1988, 2. Abhandlung): Das Senatusconsultum Silanianum und die Senatsrede des C. Cassius Longinus aus dem Jahre 61 n. Chr.: vorgetragen am 17. Jan. 1987 — Heidelberg: Winter, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.48153#0043
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Das Senatusconsultum Silanianum

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auch für diese Annahme.160 Ungewiß aber bleibt, ob Tacitus die acta
senatus regelmäßig benutzt hat.161 Im Einzelnen ist nämlich selten aus-
zumachen, wo Tacitus sich informiert hat.
Kein Kriterium ist insbesondere die Wiedergabe einer Äußerung in
wörtlicher Rede. Denn wir wissen nicht einmal genau, was die acta
senatus wirklich waren162: eine vollständige und wörtliche Wiedergabe

160 So insbesonders seine Erklärung ann. 3.65.1, über welche Anträge im Senat er im
einzelnen und vollständig berichten wolle: Exsequi sententias haud institui nisi insig-
nes per honestum aut notabili dedecore. Oder, nach dem Bericht über Octavias
Ermordung, die Bemerkung ann. 14.64.3 zu der abstoßenden Kriecherei des Senats:
Neque tamen silebimus, si quod senatus consultum adulatione novum aut patientia
postremum fuit. Weitere Hinweise etwa bei F. Anacker, De orationibus et epistulis
Taciti operibus intextis (Diss. Marburg 1889) 21 ff.; Syme I 278ff., 296.
161 Für regelmäßige Benutzung der Senatsprotokolle Anacker (A. 160) 16ff.; Syme I
278ff., 296. Nach Koestermann I 41 hat Syme „den stringenten Nachweis“
erbracht, daß sich Tacitus auch für die Annalen „in hohem Maße“ der Senatsakten
bedient hat. Ebenso zustimmend Borzsak, RE 11 Suppl. (1968) 482 f. Von einem
„stringenten Nachweis“ regelmäßiger Benutzung der Senatsprotokolle kann jedoch
kaum die Rede sein. Klar und ausgewogen Talbert 331 ff. Für nur gelegentliche
oder beiläufige Benutzung der acta senatus u. a. Ph. Fabia, Les sources de Tacite
dans les Histoires et les Annales (1893) 319; Mommsen, Ges. Sehr. VII257: „für die
Epoche der julisch-claudischen Dynastie hat er die Senatsprotokolle wenn über-
haupt, gewiss nur beiläufig eingesehen“; Teufel-Kroll, Gesch. der röm. Literatur
III6 (1913) 16; A. D. Momigliano, Studies in Historiography (1966) 131: „written
with a minimum amount of independent research“.
162 In der Diskussion über Tacitus’ Benutzung der Senatsprotokolle wird dieser Mangel
kaum in Rechnung gestellt. Überliefert ist nur das Protokoll einer Sitzung des
römischen Senats im Jahre 438 n. Chr., in der Valentinian III. durch den Präfekten
von Italien den Codex Theodosianus für den Westen publizieren ließ (Cod. Theod.
ed. Mommsen 12 S. 1 ff.). Das Protokoll enthält, offenbar in wörtlicher Nachschrift,
den Vortrag des praefectus praetorio, die von ihm verlesene Konstitution und die
Akklamationen der Senatoren (vgl. Mommsen, Röm. Staatsrecht 3. 1019 A. 3; L.
Wenger, Die Quellen des röm. Rechts [1953] 389f.). In der frühen Kaiserzeit
werden die acta senatus nur zweimal ausdrücklich zitiert: Tac. ann. 15.74.3: reperio
in commentariis senatus Cerialem Anicium consulem designatum pro sententia
dixisse, ut templum divo Neroni quam maturrime publica pecunia poneretur. Suet.
Aug. 5: Nam ut senatus actis continetur, cum C. Laetorius, adulescens patricii gene-
ris, in deprecanda graviore adulterii poena praeter aetatem atque natales hoc quoque
patribus conscriptis allegaret, esse possessorem ac velut aedituum soli, quod primum
Divus Augustus nascens attigisset, peteretque donari quasi proprio suo ac peculiari
deo, decretum est ut ea pars domus consecraretur. Dazu Talbert 314: „Neither these
citations nor indeed any ancient author’s mention of acta senatus seems to resolve
for us the nature and fullness of the record.“
 
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