Metadaten

Pöschl, Viktor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1989, 3. Abhandlung): Der Begriff der Würde im antiken Rom und später: vorgetragen am 10. Mai 1969 — Heidelberg: Winter, 1989

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48158#0030
Lizenz: In Copyright
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
28

Viktor Pöschl

In der Vorrede seines Werkes über die Architektur erwähnt Vitruv,
daß das Interesse des Augustus nicht nur auf die Erringung der Welt-
herrschaft gerichtet sei, sondern auch darauf, „daß die Hoheit des Rei-
ches hervorragende, das Ansehen erhöhende öffentliche Bauten
besitze“: verum etiam utmaiestas imperii51publicorum aedificiorum egre-
gias haberet auctoritates (1 praef. 1,2).52 Dementsprechend berichtet
Sueton von Augustus (Aug. 28): urbem neque pro maiestate imperii
ornatum et inundationibus incendiisque obnoxiam excoluit adeo ut iure
sit gloriatus marmoream se relinquere quam latericiam accepisset. Die
dignitas und maiestas des Kaisers selbst wird durch eindrucksvolle
äußere Zeichen und augenfällige Privilegien sichtbar gemacht. A.
Alföldi hat bei seiner Darstellung der Ausgestaltung des monarchischen
Zeremoniells und der Insignien und der Tracht der römischen Kaiser
hierzu überaus reiches und höchst anschauliches Material gesammelt.53
Schon in der Republik konnte prunkvolle Repräsentation, z. B. durch
aufwendigen Bauluxus, einen Zuwachs an Ansehen verschaffen. So
habe der homo novus Octavius (Konsul 165 v. Chr.), wie Cicero berich-
tet, auf dem Palatin ein prächtiges Haus erbaut, praeclaram . .. et ple-
nam dignitatis domum, und dadurch habe er die zur Konsulwahl nötige
Popularität gewonnen (off. 1,138). Eindrucksvoll zur Schau gestellter
Reichtum kann ehrfürchtige Bewunderung und wohl auch gewisse
Erwartungen wecken. Dem Cicero selbst gefiel eine Villa sehr, quod
summam dignitatem pavimentata porticus habebat (Qu. fr. 3,1,1). Doch
kann die römische dignitas, die sich nach außen manifestiert, von der
51 Unter Augustus tritt der Begriff maiestas imperii die Nachfolge der republikanischen
dignitas imperii an.
52 Vgl. E. Gabba, La Praefatio di Vitruvio e la Roma Augustea, Acta Classica Universita-
tis Scientiarum Debreceniensis 16, 1980, 49ff. G. Rodenwaldt, Römische Staatsarchi-
tektur, Das neue Bild der Antike 2, 1942, 356ff.; B. Schweitzer, Gedanken zur Bewer-
tung der römischen Kunst, Festschr. Worringer, Königsberg 1943, 212ff.; A. von Ger-
kan, Griechische und römische Architektur, Bonner Jahrb. 152,1952,21 ff.; H. Kähler,
Rom und seine Welt, München 1958, lOff.; A. Boethius, The Golden House of Nero.
Some Aspects of Roman Architecture, Ann Arbor 1960; H. Drerup, Zum Ausstat-
tungsluxus in der römischen Architektur, Münster 1957; Bildraum und Realraum in der
römischen Architektur, Röm. Mitt. 56, 1959, 147ff.; und vor allem: Architektur als
Symbol, Gymnasium 73, 1966, 181 ff.; P. Zänker, Augustus u. die Macht der Bilder,
München 1987, 141 ff.; T. Hölscher, Römische Bildsprache als semantisches System,
Heidelberg 1987 (Abh. Heidelberger Akad. d. Wiss. 1987,2), insbes. das Kapitel 6:
Staatszeremoniell: Die Tradition klassischer Würde.
53 A. Alföldi, Mitt. Deutsches Archäol. Inst., RAbt., Bd. 49, 1934,Iff. und 50, 1935,Iff.
= Neudruck, Die monarchische Repräsentation im römischen Kaiserreiche, Darmstadt
1970.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften