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Schmidt, Ernst A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1991, 2. Abhandlung): Ovids poetische Menschenwelt: die Metamorphosen als Metapher und Symphonie ; vorgetragen am 3. Juni 1989 — Heidelberg: Winter, 1991

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https://doi.org/10.11588/diglit.48162#0118
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Ernst A. Schmidt

4. 32ff. 389f.). Erstellt den Erzählungen der Mädchen sogar einen gran-
diosen Dionysoshymnos voran (v. 11-31), der in den Kult der Ismeniden
eingebettet ist und der auch auf die Bestrafung der Religionsfrevler („sa-
crilegi“) durch den Gott eingeht (v. 22-24: Pentheus, Lycurgus, tyrrheni-
sche Schiffer). Und nach den Geschichten kündigt sich die Strafe in einem
langen Passus der Wirkung unsichtbarer dionysischer Präsenz an (v. 391 -
404). Die Metamorphose in Fledermäuse ist kurz (v. 405-415); und der
Dichter sagt nichts von Strafe, was nach der charakterisierten Vorberei-
tung nichts anderes bedeutet, als daß dazu alles schon gesagt ist.
Es folgt die große Geschichte von Junos Haß und grausamem Wüten
vermittels der aus der Unterwelt geholten Furie Tisiphone gegen die
Cadmustochter Ino, deren Gemahl Athamas, ihre Kinder und beglei-
tende thebanische Frauen (met. 4,416-562).
Die lange Folge von Perseusgeschichten (met. 4,610-5,251) hängt zwar
auch mit dem Thema der Bestrafung von Leugnern der göttlichen Ab-
kunft und ungerechten Gegnern zusammen, enthält aber vor allem man-
ches weit Vorausweisende. Das Hauptthema der weiteren Erzählungen
des fünften Buches ist Wettstreit zwischen den Pieriden und den Musen,
d. h. menschliche Herausforderung göttlicher Überlegenheit und Bestra-
fung solcher Anmaßung durch Verwandlung (Metamorphose der neun
Pierostöchter in Elstern). Dieses Thema setzt sich in Buch 6 mit Arachne,
Niobe und Marsyas fort.13 Während es in Buch 6 ganz dominant ist und in
großer Verdichtung erscheint - von vier einander folgenden Geschichten
gilt nur eine, die von Latona und den lykischen Bauern einem anderen
Thema, Bestrafung von Frevel-, bildet es in met. 5,294-678 nur den
Rahmen. Vor diesem Rahmen und innerhalb dieses Rahmens gibt es
verschiedene Geschichten von menschlichem Frevel und göttlicher
Macht und Strafgewalt, solche nach dem Lycaonmodell (Verletzung des
Gastrechts gegenüber Göttern): Pyreneus (met. 5,273-293); Lyncus
(5,648-661); nach dem Cornix/Corvus-Modell (Bestrafung des Anzei-
gers, met. 2,544ff.): Ascalaphus in der Unterwelt, in einen Uhu verwan-
delt (met. 5,533-550); nach dem Modell der lykischen Bauern: Ascalabus,
in eine Eidechse verwandelt von der erzürnten Ceres (met. 5,451-461).
Das Thema von göttlichem Haß und Zorn, Strafe und Rache, Macht
und Zerstörung war am Anfang des Werkes in der Lycaon- und Sintflut-
13 Diesen Wettstreit zwischen Mensch und Gott mit der Bestrafung der hybriden Anma-
ßung des Menschen charakterisiert Kraus (1942/1968), Ovidius Naso, S. 111 mit dem
Zitat aus Goethes „Grenzen der Menschheit“: „Denn mit Göttern / Soll sich nicht mes-
sen / Irgend ein Mensch.“
 
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