Metadaten

Schmidt, Ernst A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1991, 2. Abhandlung): Ovids poetische Menschenwelt: die Metamorphosen als Metapher und Symphonie ; vorgetragen am 3. Juni 1989 — Heidelberg: Winter, 1991

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48162#0129
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ovids poetische Menschenwelt

127

(met 3,356ff.), Clytie (met. 4,256-270) und Salmacis (met. 4,285-388) -
in all diesen Erzählungen bleiben das Begehren, die Sehnsucht, ja selbst
die Verführung vergeblich - bringen das Motiv der liebenden Frau in die
Metamorphosen hinein. Nach Pyramus und Thisbe wird dann das
Thema gegenseitiger Liebe, bevor es an menschlichen Ehepaaren
durchgespielt wird, in einer Geschichte göttlichen Ehebruchs (met.
4,169ff.: Venus und Mars) vorübergehend in eine andere Tonart trans-
poniert. Später, im Bereich zwischenmenschlicher Liebeserzählungen,
wird sich auch die Götterliebe wandeln: Otis hat erkannt19, daß die
Trauer Apollos um Cyparissus und Hyacinthus und die Trauer der Ve-
nus um Adonis - alle Geschichten im zehnten Buch - der Trauer des
Orpheus um Eurydice ähnlich sind.
„The Pathos of Love“ wird nach Otis20 von fünf Hauptgeschichten
(„principal amatory episodes“; „major stories of amatory pathos“) „of
amatory catastrophe“ repräsentiert: Tereus - Philomela, Scylla, Byblis,
Myrrha, Ceyx - Alcyone. Das ist eine Auswahl, die sich nur aus der
Etablierung einer Sektion mit den Grenzstellen 6,421 und 11,795 und
mit innerer Strukturierung dieses Abschnitts um ein zentrales episches
Gemälde - hier sind es deren zwei: Meleager - Althaea und Hercules -
erklärt, aber im Befund in der Dichtung keine Rechtfertigung erfährt.
Es gibt andere wichtige Liebesgeschichten sowohl innerhalb als auch
außerhalb von Otis’ Sektion III.
Die wichtigsten Liebesgeschichten ohne Götter nach der Vorläufer-
erzählung von Pyramus und Thisbe sind: Tereus - Philomela (met. 6);
Medea (met. 7); Cephalus und Procris (met. 7,690-756. 796-862 = 67 +
67 Verse = 134 Verse21); Scylla, Meleager und Atalante (met. 8); Byblis,
Iphis und lanthe (met. 9); Orpheus, Pygmalion, Myrrha, Atalante und
Hippomenes (met. 10); Ceyx und Alcyone (met. 11,410-748), Aesacos
und Hesperie (met. 11); (Galatea- Acis-Polyphem in met. 13); Glaucus
und Scylla (met. 13/14); Picus und Canens (und Circe), (Vertumnus und
Pomona), Iphis und Anaxarete (met. 14).
In diesen Liebesgeschichten treten verschiedene Motive in den Vor-
dergrund: neben ehelicher Liebe22 Verbrechen Liebender (Medea,
19 Otis (1970), Conclusion to Ovid, S. 324.
20 Otis (19702 = 19661), Ovid, S. 166f. mit 170 und 176.
21 Vgl. die Interpretation dieser großen und innigen, von Otis nicht unter die Hauptge-
schichten gerechneten Liebeserzählung von Pöschl (1959), Kephalos und Prokris. Otis
(19702 = 19661), Ovid, S. 176-182 interpretiert diese ,minor episode1 (vgl. S. 170).
22 Vgl. o. S. 126.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften