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Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Heger, Klaus [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1992, 2. Abhandlung): Junktion: eine Dimension der Sprache und ihre Realisierungsformen zwischen Aggregation und Integration ; vorgetragen am 4. Juli 1987 ; Klaus Heger zum 22.6.1992 — Heidelberg: Winter, 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.48166#0055
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II. Die außereinzelsprachliche Perspektive

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4.1.4 Serialisierung als Sub-Dimension der Dimension ,Junktion‘
(Principe-Kreol)
Berücksichtigt man eine größere Bandbreite von Fällen, die man formal
als Verbserien betrachten kann, so stößt man rasch auf die Erkenntnis,
daß die Technik der Verb-Serialisierung eine Unter-Dimension inner-
halb der Dimension ,Junktion‘ darstellt45. Das Besondere bei der Koa-
leszenz durch die Technik der Verb-Serialisierung besteht darin, daß
zwei Sachverhaltsdarstellungen durch ihre enge Verbindung bedeu-
tungsmäßig als eine Sachverhaltsdarstellung interpretiert werden kön-
nen oder sich zumindest im Laufe der Zeit zu einer solchen als Einheit
empfundenen Sachverhaltsdarstellung entwickeln. Dabei kann durch
das Partizipatum des einen Verbs im einen Extremfall nur das Partizipa-
tum des anderen verändert werden, während im anderen Extremfall mit
dem veränderten Partizipatum auch der Bereich der Partizipanten mo-
difiziert wird. Durch die Koaleszenz zweier Sachverhaltsdarstellungen
wird insbesondere im zweiten Fall die Zahl und die Art der Partizipan-
ten verändert.
Der Fall einer alleinigen Veränderung des Partizipatum dürfte zum
einen derjenige der Modal- und der Hilfsverben sein (dabei geht es dann
um die Modalität und die Intentionalität [absichtliches Handeln] der
Sachverhaltsdarstellung und um Tempus/Aspekt), zum anderen der
Fall, in dem z.B. die Veränderung der Aktionsart eines der Partizipata
durch die Konstellation zweier koaleszierender Sachverhaltsdarstellun-
gen bewirkt wird („ich gehe + ich singe“ ergibt „ich gehe singen“, „ich
schicke mich an zu singen“, „ich werde singen“). In beiden Fällen geht es
um nukleare Phänomene im Sinne von Foley und van Valin (1984:77-
80), also um den innersten Kern der Sachverhaltsdarstellung. (Einen
Gesamtüberblick über diese Verhältnisse wird die Skala unten in Kapi-
tel VI.6 bieten.)
Die Sub-Dimension der Serialisierung soll nun an einem einzelsprach-
lichen Beispiel konkretisiert werden. Es geht dabei um die Analyse ei-
ner Kreolsprache, des auf dem Portugiesischen basierenden Kreols der
Insel Principe im Golf von Guinea. Die folgenden Beispiele stammen
aus einem Korpus, das - auf Anregung der Afrikanisten Ernst Dam-
mann und Herrmann Jungraithmayr- Wilfried Günther in verdienstvol-
ler Feldarbeit 1968 und 1969 erstellt hat. Die Dissertation vonl970
45 Seiler (1988) sieht, wie oben schon ausgeführt wurde, die Techniken innerhalb einer
Dimension prinzipiell als Unter-Kontinua.
 
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