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Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Heger, Klaus [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1992, 2. Abhandlung): Junktion: eine Dimension der Sprache und ihre Realisierungsformen zwischen Aggregation und Integration ; vorgetragen am 4. Juli 1987 ; Klaus Heger zum 22.6.1992 — Heidelberg: Winter, 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.48166#0072
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70

Wolfgang Raible

SU
yu
rabia
kuné
un biaha mas
POSS
,Sohn‘
,wüten1
,mit ihm1
.einmal mehr1

(„Er wollte nicht, daß sein Sohn noch einmal gegen ihn zornig würde.“-Maurer,
S. 181. Mit perfektivem a rabia wäre dasselbe zu sagen gewesen.)
Die nicht-markierte Form der dynamischen Verben hat also z.T. Funk-
tionen, die in anderen Sprachen der Subjunktiv übernimmt. Da dieser
„Subjunktiv“ jedoch „zeitlos“ ist, müssen Zeitrelationen gegebenenfalls
anders realisiert werden. Die „Zeitlosigkeit“ der Null-Formen wird im
Papiamento insbesondere in generischen Sachverhaltsdarstellungen
(„Jeder, der . . .“, „immer dann, wenn . . „wo auch immer . . .“ etc.)
und in der Protasis zeitloser bzw. generischer Bedingungsgefüge ausge-
nützt71.
Die Beispiele aus den drei zur Illustration herangezogenen Kreolspra-
chen sind aufschlußreich auch im Hinblick auf unterschiedliche Ent-
wicklungen und Entwicklungsmöglichkeiten. Alle drei Kreolsprachen
dürften anfangs dasselbe primäre Aspekt- und sekundäre Tempus-Sy-
stem gehabt haben. Im Mauritius-, im Seychellen-Kreol und im Papia-
mento dürfte inzwischen ein primäres Tempus- und ein sekundäres
Aspektsystem vorliegen - wobei das Papiamento, wie sich dank der äu-
ßerst sorgfältigen Arbeit Maurers zeigt, wohl noch stärkere Übergangs-
erscheinungen aufweist. Die Abwesenheit einer Partikel im Vorfeld des
Verballexems signalisiert nun im Kreol von Principe (bei den dynami-
schen Verben und bei Verben, die allein vorkommen oder das erste Ele-
ment einer „Serie“ darstellen) den perfektiven Aspekt. Im Mauritius-
Kreol handelt es sich um ein Präsens-Signal, im Papiamento fehlt die
Partikel im Vorfeld des Verblexems vor allem in den schon in Anm. 70
genannten Ausnahmefällen und in einigen anderen Kontexten, die Phi-
lippe Maurer (1988:259ff.) eingehender bespricht. Ansonsten hat die
Partikel ta präsentische Bedeutung. Im Papiamento kann deshalb - in
71 Maurer macht die Beschreibung des suphuntivo komplizierter als notwendig. Er inter-
pretiert nämlich eine Art des generischen Bedingungsgefüges nur deshalb als ,logisches
Ursache-Wirkungs-Verhältnis1, weil es nicht mit einer der üblichen Konditional-Kon-
junktionen gebildet ist. Es hat vielmehr als Junktor ora oder dia (.als1). Auch ein franz.
lorsque (mit dem Maurer diese Fälle übersetzt) kann in einem Konditional-Gefüge ver-
wendet werden. Es geht um Fälle wie ora e mener akita duna lès, turhende ta salifo’i klas
fada - wörtlich etwa: .Immer wenn dieser Lehrer da Lektion gibt, alle Leute gehen aus
der Klasse verärgert1. - Vgl. zur möglichen Zeitlosigkeit von Bedingungsgefügen unten
Kapitel III.2.
 
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