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Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Heger, Klaus [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1992, 2. Abhandlung): Junktion: eine Dimension der Sprache und ihre Realisierungsformen zwischen Aggregation und Integration ; vorgetragen am 4. Juli 1987 ; Klaus Heger zum 22.6.1992 — Heidelberg: Winter, 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.48166#0073
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II. Die außereinzelsprachliche Perspektive

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bestimmten Kontexten - die Abwesenheit einer Partikel als „Suphun-
tivo“ interpretiert werden, d. h. als reduzierte Form der Assertion. Und
während im Principensischen die Imperfektiv-Partikel sa zumal in fina-
len Kontexten zur Verb-Verb-Junktion eingesetzt werden kann, können
analoge Partikeln im Mauritius-Kreol und im Papiamento eine ,Progres-
sive‘-Bedeutung bekommen, die temporal auf das vorangehende Verb
inzidiert:
- Pero e bregadir si ta ku su wowonan hanchu habri sintä
„Mais le brigadier avec ses yeux grands ouverts est assis
na un mesa ta papia ketu bai.
à une table parlant sans arrêt.“ (Maurer 1988, S. 263).
4.1.6 Satzverkettung durch Koaleszenz - ein praktisches Beispiel für
die Technik der anaphorischen Ellipse
Die Koaleszenz durch einen gemeinsamen Aktanten in zwei aufeinan-
derfolgenden Sachverhaltsdarstellungen ist uns bis jetzt in verschiede-
nen Varianten begegnet. Im Gaskognischen ist durch die Grammatikali-
sierung der Enunziative dabei ein zusätzliches Merkmal der Finitheit
entstanden, das Vordergrund- von Hintergrund-Sätzen unterscheidet,
also typischerweise Haupt- von Nebensätzen. Im Hopi ging Hand in
Hand mit dem - am Ende der vorangehenden Sachverhaltsdarstellung
plazierten - Verweis darauf, ob der Erst-Aktant der nachfolgenden
Sachverhaltsdarstellung noch derselbe sein wird, eine Reduzierung der
Finitheit solcher Sachverhaltsdarstellungen bzw. ihrer Verben: erst die
Sachverhaltsdarstellung mit der „absoluten“ Form des Verbs zeigt an,
daß eine Kette von Sachverhaltsdarstellungen zu Ende gekommen ist.
Es gibt nun, was das Verhältnis zwischen der Finitheit und der Koales-
zenz durch einen gleichbleibenden Erst-Aktanten angeht, eine Technik
des „Mittelwegs“, bei der die Finitheit der Verben weder gesteigert noch
reduziert wird: es ist die der „anaphorischen Ellipse“, die aus indoger-
manischen Sprachen gut bekannt ist72. Bei dieser Technik wird ein
gleichbleibender Erst-Aktant durch eine „Null-Anapher“ in der nach-
folgenden Sachverhaltsdarstellung angezeigt. Es handelt sich also um
ein höchst ökonomisches Verfahren. Es setzt voraus, daß im Rahmen
der Kongruenz zwischen Erst-Aktant und Verb Person und Numerus als
Grammeme am Verb realisiert sind.
72 Vgl. zur anaphorischen Ellipse Wolfgang Dressier (1968) und de Beaugrande/Dressler
1981:72.
 
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