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Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Heger, Klaus [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1992, 2. Abhandlung): Junktion: eine Dimension der Sprache und ihre Realisierungsformen zwischen Aggregation und Integration ; vorgetragen am 4. Juli 1987 ; Klaus Heger zum 22.6.1992 — Heidelberg: Winter, 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.48166#0210
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208

Wolfgang Raible

,Absolute‘ Konstruktionen haben ihren Namen davon, daß der Erst-
Aktant, der ihnen zugrunde liegt, nicht identisch ist mit dem der nach-
folgenden Sachverhaltsdarstellung. Daß solche Konstruktionen auch in
der beginnenden Schriftkultur der romanischen Sprachen selten sind
und erst allmählich zunehmen, zeigt eine Untersuchung, die Hubert
Bausch an einem umfangreichen Korpus von Texten durchgeführt hat.
Absolute Gerundialkonstruktionen finden sich in altfranzösischen Tex-
ten erst seit dem 12. Jahrhundert. In den ersten Texten sind es vor allem
Vorkommen mit den Verben ,sagen‘, ,hören4 und ,sehen4. In Texten des
14. und 15. Jahrhunderts kommen, auf eine Million Wörter in Prosa-
und 80.000 Wörter in Verstexten, in der Prosa 120, in den Verstexten 3
absolute -ant-Konstruktionen vor28.
Schließlich sei daran erinnert, daß für eine Vielzahl der präpositiona-
len Fügungen, die in dem Faltblatt enthalten sind, Erstbelege aus juristi-
schen Texten vorliegen; das heißt aus Texten, deren Autoren das Ri-
siko, durch spätere Rezipienten mißverstanden zu werden, schon immer
zu minimieren trachteten.
3. Besondere Arten der Junktion in direkten
Kommunikationssituationen
Mediale Mündlichkeit bedeutet in der Regel: direkte Kommunikation
mit einem Gesprächspartner. Man kennt ihn oft persönlich, man hegt
Sympathien für oder Antipathien gegen ihn. Man kann seine Reaktio-
nen beobachten, man kann auch Vermutungen und Erwartungen über
seine Reaktionen hegen. Solche Erwartungen können enttäuscht wer-
den oder nicht - etc. Vor Jahren hat Paul Watzlawick eine für solche
mündliche Kommunikation wichtige Unterscheidung getroffen: die zwi-
schen der Inhalts- und der Beziehungsebene. Die Kommunikation auf
der Inhaltsebene wird in aller Regel sprachlich-segmental kodiert. Für
die Beziehungsebene braucht dies nicht unbedingt zuzutreffen. Die In-
tonation, die eine wichtige Rolle auf der Beziehungsebene spielt, wird
eher selten verschriftlicht - es sei denn, es gäbe segmentale Äquivalente
von Intonation, wie sie etwa die Ideophone mancher Tonsprachen dar-
stellen29.

28 Vgl. dazu Hubert Bausch (1979).
29 Vgl. dazu Westermann (1907) oder Jungraithmayr (1983).
 
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