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Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Heger, Klaus [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1992, 2. Abhandlung): Junktion: eine Dimension der Sprache und ihre Realisierungsformen zwischen Aggregation und Integration ; vorgetragen am 4. Juli 1987 ; Klaus Heger zum 22.6.1992 — Heidelberg: Winter, 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.48166#0211
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V. Junktion, Mündlichkeit und Schriftlichkeit

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Zu den sprachlich-segmentalen Instrumenten, die solche Informatio-
nen ausdrücken, die auch der Beziehungsebene zuzurechnen sind, gehö-
ren die sogenannten „Abtönungspartikeln“. Harald Weinrich faßt sie
wegen der Rolle, die sie auf der Beziehungsebene zwischen den Ge-
sprächspartnern spielen, konsequent als „Kontakt-Morpheme“ auf30.
Ein deutsches ja („Du kennst ja meinen Vater“) signalisiert, daß der
Sprecher davon ausgeht, daß der Hörer die Information kennt und daß
er sich eigentlich nur nochmals dessen versichern will, daß diese Kennt-
nis aktualisiert ist. Ein deutsches doch drückt, wenn es nicht in monolo-
gischem Sprechen verwendet wird, in der Regel aus, daß der Sprecher
nicht mit einer Aussage des Gesprächspartners einverstanden ist; es
drückt z.B. die Verwunderung darüber aus, daß eine solche Aussage
von jemand gekommen ist, der es eigentlich besser wissen müßte. In den
hoch stilisierten - weil überarbeiteten - „Spiegel“-Gesprächen erkennt
man die Emotionen, die in der direkten mündlichen Situation sehr deut-
lich gewesen sein können, meist nur noch an Signalen wie doch in den
Repliken.
Einige Beispiele sollen verdeutlichen, welche Funktion solche Signale
im Deutschen haben können und wie sie im Französischen, das Abtö-
nungspartikeln nicht in dem Maße kennt wie das Deutsche, wiedergege-
ben werden. Der Text, der herangezogen wird, ist ein Idealfall für den
Sprachvergleich. Es handelt sich um einen Roman, den Joseph Breit-
bach - ein perfekt zweisprachiger Autor - 1962 in Frankfurt unter dem
Titel Bericht über Bruno und 1964 in Paris als Rapport sur Bruno erschei-
nen ließ. Dieser zuerst auf deutsch verfaßte Text enthält zugleich sehr
viel berichtete Rede und damit auch sehr viele Abtönungspartikeln.
Hier einige Beispiele in beiden Versionen des Romans31.

1. Er wisse doch, warum alles,
was Brunos Charakter beleuchte,
mir berichtet werden müsse.
2. Er wisse es besser; sein Vater
selber habe es ihm doch erzählt.
3. Er könne doch nicht mehreren
Menschen zugleich die gegensei-

II savait bien pourquoi tout ce qui
éclairait le caractère de Bruno de-
vait être porté à ma connaissance.
Il était sûr de ce qu’il avançait, re-
prit-il, c’était son père lui-même
qui le lui avait dit.
L’amitié idéale, confidentielle et
réciproque, il ne pouvait pourtant

30 Vgl. Weinrich 1982:679ff., hier speziell 694-696 („Zustimmung und Widerspruch“).
31 Die Beispiele sind der Magisterarbeit von Andrea Stephan-Blondei (1988) entnommen.
 
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