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Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Heger, Klaus [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1992, 2. Abhandlung): Junktion: eine Dimension der Sprache und ihre Realisierungsformen zwischen Aggregation und Integration ; vorgetragen am 4. Juli 1987 ; Klaus Heger zum 22.6.1992 — Heidelberg: Winter, 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.48166#0119
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II. Die außereinzelsprachliche Perspektive

117

-halb, die auch in deshalb steckt137: freundschaftshalber, sicherheitshal-
ber, vorsichtshalber, dankeshalber, kulanzhalber, meinethalben, unse-
rethalben. (Bei funktional gleichwertigem wegen ist dagegen in der Re-
gel ein Artikel erforderlich: der Freundschaft wegen, der Sicherheit we-
gen, aber: meinetwegen, unseretwegen etc.)
Das Gemeinsame an (a) und (b) ist zum einen die Form des Genitivs
bzw. die Affinität zum Genitiv - die sich etwa an einer Serie wie Ange-
sicht, angesichts, im Angesicht von - erweist, zum anderen der adver-
biale Status. Was den Genitiv angeht: hinsichtlich etc. wird mit Genitiv
konstruiert, in (b) handelt es sich insgesamt um Genitiv-Syntagmen.
Der formale Status als Adverb ist nichts Überraschendes: die Junktions-
techniken, die wir traditionell als konjunktionale Nebensätze bezeich-
nen, werden, abgesehen von den Subjekt- und Objektsätzen, ihrer
Funktion nach als Adverbialsätze eingestuft, weil sie, im Sinne Tesniè-
res, keine Aktanten-, sondern Zirkumstanten-Funktion haben oder, im
Sinne der Tagmemik, nicht in den nuklearen, sondern in den peripheren
Bereich der Ergänzungen des Verbs gehören. Die Kondensation in die
integrative Form des Adverbs [der schon die Stoiker den Namen ό παν-
δέκτης, ,der Alles-Aufnehmer‘, gaben - bei Dionysios Thrax: το
έπίρρημα, entsprechend lat. ad-verbium] ist also keinesfalls etwas Un-
gewöhnliches.
3. Über die diachronische Entwicklung („Grammatikalisierungska-
nal“) etwa von präpositionalen Fügungen zu Präpositionen wird in Kapi-
tel IV einiges zu sagen sein.
4.7 Rückblick
Das Kapitel II, das hier endet, ist das umfangreichste der vorliegenden
Arbeit. Es begann mit einer knappen Exposition des Begriffs Dimen-
sion4 in der Universalienforschung und mit einer Vorstellung derjenigen
universellen Dimension, auf die es hier ankommt, also der Dimension
,Junktion‘ mit ihren beiden Polen ,Aggregation‘ und ,Integration4.
137 Die etymologischen Wörterbücher des Deutschen verweisen auf eine Wurzel mit der
Bedeutung ,Seite*, ,Hälfte*, halb wird als „erstarrte Kasusform der neben dem Adjek-
tiv existierenden femininen Substantive ahd. halba (um 800, auch mit im Adverb erhal-
tenem endungslosem Akk. halb), mhd. halbe, frühnhd. halbe „Seite, Richtung, Ge-
gend“ interpretiert. [Die lokale Bedeutung des Ausgangsnomens macht schön die
lokale Bedeutung von allenthalben plausibel.] - Vgl. Wolfgang Pfeifer (Hrsg.) (1989,
Band 2). - Die Auskunft bei Kluge (1989) ist wesentlich knapper.
 
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