Metadaten

Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Heger, Klaus [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1992, 2. Abhandlung): Junktion: eine Dimension der Sprache und ihre Realisierungsformen zwischen Aggregation und Integration ; vorgetragen am 4. Juli 1987 ; Klaus Heger zum 22.6.1992 — Heidelberg: Winter, 1992

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48166#0193
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
V. Junktion, Mündlichkeit und Schriftlichkeit

1959 hat Hans-Peter Ehrliholzer bei Siegfried Heinimann in Bern mit
einer schon mehrmals erwähnten Arbeit über den sprachlichen Aus-
druck der Kausalität im Altitalienischen promoviert (Ehrliholzer 1965).
In dieser Arbeit finden sich einige interessante Beobachtungen. Im Zu-
sammenhang mit den Junktoren chè und ca (letzteres eher süditalie-
nisch) schreibt er:
„Im Gegensatz zum Latein, zum modernen Französischen und zum Deutschen
besitzt das Italienische keine Konjunktion, die ausschließlich und eindeutig bei-
geordnete Kausalsätze einleitet. Wohl dient besonders chè, aber auch perché zur
Koordinierung, doch können beide ebensogut subordinierend sein. Nur in verhält-
nismäßig wenigen Fällen ist es möglich, mit Sicherheit zu entscheiden, welche syn-
taktische Funktion die Konjunktion hat, wobei sowohl inhaltliche wie formale Ge-
sichtspunkte die Antwort bestimmen können.“ (S. 21)
Bei perché vermerkt er nicht nur nochmals, die Konjunktion könne bei-
und unterordnend sein. Er stellt auch fest:
„Die Konjunktion ist in ganz Italien bekannt, doch scheint sie bei ziemlich vielen
Autoren recht unpopulär zu sein, und die wichtige Rolle, die sie in der heutigen
Schriftsprache zum Ausdruck der Kausalität spielt, läßt sich in den altitalienischen
Texten noch nicht voraussehen. So verwenden manche oberitalienischen Autoren
die Partikel überhaupt nie1, andere nur selten2 3. Auch im Süden findet man sie in
einigen Texten gar nicht . Nur von gewissen Autoren aus der Toskana wird sie
ungefähr halb soviel bis fast gleich viel wie chè gebraucht, und zwar besonders in
der Prosa4.“
1 Rime genovesi della fine del secolo XIII, II Panfilo in antico veneziano, Sermones subal-
pini, Pietro da Barsegap (Reimpredigt), altlombardische Margaretenlegende, Monu-
menti antichi di dialetti italiani.
2 Altvenezianische Übersetzung der Sprüche des Dionysius Cato, Antiche rime italiane
tratte dai Memoriali bolognesi, Guido Fava.
3 La Cronica del Ribellamentu di Sicilia contra Re Carlu, Le Costituzioni benedettine in
antico volgare siciliano, Le Miracole de Roma.
4 Vor allem in den Conti di antichi Cavalieri, in Dantes Convivio, weniger häufig in den
Lettere volgari del secolo XIII scritte da Senesi und im Novellino-, rund fünfmal weniger
oft als chè in Schiaffinis Testi fiorentini del Dugento e dei primi del Trecento, in den
Briefen von Guittone d’Arezzo und in Brunetto Latinis Tesoretto und Favello.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften