70
Wolfgang Raible
SU
yu
rabia
kuné
un biaha mas
POSS
,Sohn‘
,wüten1
,mit ihm1
.einmal mehr1
(„Er wollte nicht, daß sein Sohn noch einmal gegen ihn zornig würde.“-Maurer,
S. 181. Mit perfektivem a rabia wäre dasselbe zu sagen gewesen.)
Die nicht-markierte Form der dynamischen Verben hat also z.T. Funk-
tionen, die in anderen Sprachen der Subjunktiv übernimmt. Da dieser
„Subjunktiv“ jedoch „zeitlos“ ist, müssen Zeitrelationen gegebenenfalls
anders realisiert werden. Die „Zeitlosigkeit“ der Null-Formen wird im
Papiamento insbesondere in generischen Sachverhaltsdarstellungen
(„Jeder, der . . .“, „immer dann, wenn . . „wo auch immer . . .“ etc.)
und in der Protasis zeitloser bzw. generischer Bedingungsgefüge ausge-
nützt71.
Die Beispiele aus den drei zur Illustration herangezogenen Kreolspra-
chen sind aufschlußreich auch im Hinblick auf unterschiedliche Ent-
wicklungen und Entwicklungsmöglichkeiten. Alle drei Kreolsprachen
dürften anfangs dasselbe primäre Aspekt- und sekundäre Tempus-Sy-
stem gehabt haben. Im Mauritius-, im Seychellen-Kreol und im Papia-
mento dürfte inzwischen ein primäres Tempus- und ein sekundäres
Aspektsystem vorliegen - wobei das Papiamento, wie sich dank der äu-
ßerst sorgfältigen Arbeit Maurers zeigt, wohl noch stärkere Übergangs-
erscheinungen aufweist. Die Abwesenheit einer Partikel im Vorfeld des
Verballexems signalisiert nun im Kreol von Principe (bei den dynami-
schen Verben und bei Verben, die allein vorkommen oder das erste Ele-
ment einer „Serie“ darstellen) den perfektiven Aspekt. Im Mauritius-
Kreol handelt es sich um ein Präsens-Signal, im Papiamento fehlt die
Partikel im Vorfeld des Verblexems vor allem in den schon in Anm. 70
genannten Ausnahmefällen und in einigen anderen Kontexten, die Phi-
lippe Maurer (1988:259ff.) eingehender bespricht. Ansonsten hat die
Partikel ta präsentische Bedeutung. Im Papiamento kann deshalb - in
71 Maurer macht die Beschreibung des suphuntivo komplizierter als notwendig. Er inter-
pretiert nämlich eine Art des generischen Bedingungsgefüges nur deshalb als ,logisches
Ursache-Wirkungs-Verhältnis1, weil es nicht mit einer der üblichen Konditional-Kon-
junktionen gebildet ist. Es hat vielmehr als Junktor ora oder dia (.als1). Auch ein franz.
lorsque (mit dem Maurer diese Fälle übersetzt) kann in einem Konditional-Gefüge ver-
wendet werden. Es geht um Fälle wie ora e mener akita duna lès, turhende ta salifo’i klas
fada - wörtlich etwa: .Immer wenn dieser Lehrer da Lektion gibt, alle Leute gehen aus
der Klasse verärgert1. - Vgl. zur möglichen Zeitlosigkeit von Bedingungsgefügen unten
Kapitel III.2.
Wolfgang Raible
SU
yu
rabia
kuné
un biaha mas
POSS
,Sohn‘
,wüten1
,mit ihm1
.einmal mehr1
(„Er wollte nicht, daß sein Sohn noch einmal gegen ihn zornig würde.“-Maurer,
S. 181. Mit perfektivem a rabia wäre dasselbe zu sagen gewesen.)
Die nicht-markierte Form der dynamischen Verben hat also z.T. Funk-
tionen, die in anderen Sprachen der Subjunktiv übernimmt. Da dieser
„Subjunktiv“ jedoch „zeitlos“ ist, müssen Zeitrelationen gegebenenfalls
anders realisiert werden. Die „Zeitlosigkeit“ der Null-Formen wird im
Papiamento insbesondere in generischen Sachverhaltsdarstellungen
(„Jeder, der . . .“, „immer dann, wenn . . „wo auch immer . . .“ etc.)
und in der Protasis zeitloser bzw. generischer Bedingungsgefüge ausge-
nützt71.
Die Beispiele aus den drei zur Illustration herangezogenen Kreolspra-
chen sind aufschlußreich auch im Hinblick auf unterschiedliche Ent-
wicklungen und Entwicklungsmöglichkeiten. Alle drei Kreolsprachen
dürften anfangs dasselbe primäre Aspekt- und sekundäre Tempus-Sy-
stem gehabt haben. Im Mauritius-, im Seychellen-Kreol und im Papia-
mento dürfte inzwischen ein primäres Tempus- und ein sekundäres
Aspektsystem vorliegen - wobei das Papiamento, wie sich dank der äu-
ßerst sorgfältigen Arbeit Maurers zeigt, wohl noch stärkere Übergangs-
erscheinungen aufweist. Die Abwesenheit einer Partikel im Vorfeld des
Verballexems signalisiert nun im Kreol von Principe (bei den dynami-
schen Verben und bei Verben, die allein vorkommen oder das erste Ele-
ment einer „Serie“ darstellen) den perfektiven Aspekt. Im Mauritius-
Kreol handelt es sich um ein Präsens-Signal, im Papiamento fehlt die
Partikel im Vorfeld des Verblexems vor allem in den schon in Anm. 70
genannten Ausnahmefällen und in einigen anderen Kontexten, die Phi-
lippe Maurer (1988:259ff.) eingehender bespricht. Ansonsten hat die
Partikel ta präsentische Bedeutung. Im Papiamento kann deshalb - in
71 Maurer macht die Beschreibung des suphuntivo komplizierter als notwendig. Er inter-
pretiert nämlich eine Art des generischen Bedingungsgefüges nur deshalb als ,logisches
Ursache-Wirkungs-Verhältnis1, weil es nicht mit einer der üblichen Konditional-Kon-
junktionen gebildet ist. Es hat vielmehr als Junktor ora oder dia (.als1). Auch ein franz.
lorsque (mit dem Maurer diese Fälle übersetzt) kann in einem Konditional-Gefüge ver-
wendet werden. Es geht um Fälle wie ora e mener akita duna lès, turhende ta salifo’i klas
fada - wörtlich etwa: .Immer wenn dieser Lehrer da Lektion gibt, alle Leute gehen aus
der Klasse verärgert1. - Vgl. zur möglichen Zeitlosigkeit von Bedingungsgefügen unten
Kapitel III.2.