Metadaten

Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Heger, Klaus [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1992, 2. Abhandlung): Junktion: eine Dimension der Sprache und ihre Realisierungsformen zwischen Aggregation und Integration ; vorgetragen am 4. Juli 1987 ; Klaus Heger zum 22.6.1992 — Heidelberg: Winter, 1992

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48166#0103
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
II. Die außereinzelsprachliche Perspektive

101

Possessivsuffix
2. Pers. Sg.
(„Deiner Erinnerung nach verlor er/sie das Spiel“, d. h. in Hinsicht auf dich als
sich Erinnernden.)
Das Finnische verfügt also mit seiner Skala von Verbformen zwischen
Finitheit und Infinitheit, von der hier ein Ausschnitt vorgeführt wurde,
übereine Reihe von Möglichkeiten, Relationen im Bereich der Junktion
auszudrücken. Hierauf wird, freilich unter anderem Aspekt, nochmals
in den Kapiteln IV und V zurückzukommen sein. Dies hängt damit zu-
sammen, daß ein Teil der Möglichkeiten dazu ausgenützt wird, neue
Verhältniswörter und neue Konjunktionen zu schaffen (Kapitel IV1).
Ein anderer Teil der Möglichkeiten, die die Skala der Infinitive bietet,
wird dagegen heute in der Sprache konzeptioneller Mündlichkeit kaum
(mehr) instrumentalisiert (Kapitel V).
Ein anderes, sehr schönes Beispiel für eine Skala zwischen Finitheit und
Infinitheit hat José Luis Iturrioz Leza am Beispiel des Huichol vorge-
führt, das, wie das Hopi, zur Familie der uto-aztekischen Sprachen ge-
hört105. Im Hintergrund der Überlegungen Iturrioz‘ steht freilich nicht
die Dimension ,Junktion‘, sondern vor allem die - oben zu Beginn von
Kapitel II kurz vorgeführte - Seilersche Dimension der Appréhension,
in der es um das Erfassen von Gegenständen auf einer Skala zwischen
Prädikativität und Indikativität geht. Insofern stehen bei Iturrioz nicht
die Relationen zwischen Sachverhaltsdarstellungen im Vordergrund. Es
geht ihm vielmehr, wie schon in anderen diesbezüglichen Arbeiten106,
um die zunehmende Nominalisierung solcher Sachverhaltsdarstellun-
gen:
„Es handelt sich um eine Operation der Nominalisierung. Wenn man die Skala von
oben nach unten betrachtet, stellt sie eine schrittweise Kondensierung von Sach-
verhalten zu Begriffen dar. Dieser Kondensierungsprozeß beinhaltet einen zuneh-
menden Verlust der Satzhaftigkeit, einen allmählichen Abbau von Prädikativität
und eine graduelle Entfernung vom verbalen Prototyp. Das bringt eine zuneh-
mende Loslösung von den konkreten situationalen Inhalten.“ (Iturrioz 1990,
S.87).

1.15 Vgl. José Luis Iturrioz Leza (1990). - Dieser Beitrag Iturrioz* ist nicht ganz leicht zu
rezipieren, weil bei der Transkription seiner Beispiele eine Fülle von Abkürzungen
verwendet werden, die nirgendwo erläutert sind.
1.16 Vgl. Iturrioz Leza (1985 - Dissertation) und ders. (1985 - Festschrift Michelena).
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften