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Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Heger, Klaus [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1992, 2. Abhandlung): Junktion: eine Dimension der Sprache und ihre Realisierungsformen zwischen Aggregation und Integration ; vorgetragen am 4. Juli 1987 ; Klaus Heger zum 22.6.1992 — Heidelberg: Winter, 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.48166#0154
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Wolfgang Raible

Eine so wichtige Relation wie die zweiseitige Relation „Bedingung“
fehlt ebenso wie die „Folge“ zur „Voraussetzung“ oder die „Veranlas-
sung“. - Die sehr detailliert gegliederte „zone spatio-temporelle“ hat
naturgemäß große Ähnlichkeit mit Noreens „äußeren“ Status. Da beide
ihre Termini dem Lateinischen entlehnen, decken sich vielfach sogar die
Bezeichnungen (die natürlich z. T. schon vor Noreen als Bezeichnungen
von Lokalkasus entsprechender Sprachen Verwendung gefunden ha-
ben). Ein beträchtlicher Unterschied besteht darin, daß Noreen „nur“
sieben „Lative“ aufführt, also nur sieben dynamische Versionen der Lo-
kalisierung („in Richtung auf“, „von . . . weg“), während gerade dieser
Bereich (erste und zweite Spalte des nachfolgenden Schemas) bei Ha-
gège (und für das Chinesische) stark vertreten ist.
Das nachfolgende Schema zeigt die Relationen der genannten „zone
spatio-temporelle“ des Chinesischen in Anlehnung an Claude Hagège
(1975: 374-382 und Faltblatt nach S. 404), allerdings in gegenüber Ha-
gège systematisierter Form. Wieder handelt es sich um einen Bereich,
der im Vergleich zu anderen Ansätzen, etwa Brunot - hier aufgrund der
Analyse einer Einzelsprache - sehr differenziert ausgefaltet ist.
Diese Systematisierung zeigt auch, daß die Benennung einiger Fächer
des Schemas problematisch ist, wenn man sie mit den Beispielen Hagè-
ges vergleicht. Die größere Zahl von Relationen, die sich bei Hagège
ergibt, ist vor allem eine Folge der genauen Aufschlüsselung der räumli-
chen und zeitlichen Varianten der Junktion - was auf dem Faltblatt be-
wußt nur pauschal als ,Raum‘ und ,Zeit‘ bezeichnet wird, ist also, wie
das Schema gezeigt hat, genauestens aufgegliedert. Bemerkenswert ist
jedoch, daß, vom Ansatz her, dieselbe Strategie vorliegt: auf dem Falt-
blatt wurde derjenige Bereich der französischen Junktoren, der am
stärksten ausdifferenziert ist, dazu verwendet, die Zahl und die Art der
einzelsprachlich ausgedrückten Relationen festzustellen. Hagège macht
dasselbe mit der Ebene der Dimension ,Junktion‘, die im Chinesischen
die meisten Differenzierungen aufweist und kommt im Prinzip zu ganz
ähnlichen Ergebnissen. Darauf, daß hier gemeinsame kognitive Grund-
lagen vorhanden sein dürften, wird nochmals in Kapitel VI.6 hingewie-
sen werden.
Die verschiedenen Klassifizierungsversuche illustrieren u.a., daß
man das komplexe Feld der Relationen, die im Bereich der Dimension
,Junktion‘ eine Rolle spielen, von verschiedenen Seiten her - und mit
verschieden hoher Trennschärfe - angehen kann, daß mit einer mehr als
partiellen Übereinstimmung jedoch nicht gerechnet werden darf. Dies
gilt schon deshalb, weil sich weder eine eindimensionale Anordnung
 
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