Metadaten

Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Heger, Klaus [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1992, 2. Abhandlung): Junktion: eine Dimension der Sprache und ihre Realisierungsformen zwischen Aggregation und Integration ; vorgetragen am 4. Juli 1987 ; Klaus Heger zum 22.6.1992 — Heidelberg: Winter, 1992

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48166#0157
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
IV. Die diachronische Perspektive

155

niken. Ein span./ital. cantando, ein frz. en chantant, sind allein durch die
Form als integrierte Elemente erkennbar. Die Vielfalt der Relationen,
die damit ausgedrückt werden können, erklärt sich, wie oben (Π.4.3.1)
ausgeführt wurde, daraus, daß keine dieser Relationen mit der integrati-
ven Form selbst mitgegeben ist. Diese Relationen sind eine durch die
infinite Form ausgelöste und durch den Kontext bestimmte Interpreta-
tionsleistung des Rezipienten3. Solche infiniten Formen kann man nun
ohne weiteres als Junktoren verwenden, die eine spezifische Relation
verkörpern, wenn man die Relation, um die es gehen soll, durch die
Semantik des Lexems ausdrückt, das eine infinite Form erhält. Das mit-
telfranzösische, heute veraltete Verb moyenner bedeutet ,etwas durch
etwas möglich machen4. Es geht also um die Thematisierung der Rela-
tion des Mittels/Instruments. Dieses Verb lebt vor allem in der Form des
Partizips weiter: moyennant,vermittels4. Dieses Partizip hat inzwischen
die Funktion einer Präposition, ebenso wie die italienische Entspre-
chung mediante oder span, mediante, valiéndose de. D.h. aus einer Tech-
nik der Ebene V des Faltblattes ist eine Technik der Ebene VIII gewor-
den. Ein Textbeispiel soll dies verdeutlichen:
. . . ya que el manuscrite» - en parte debido a la mala letra y en parte también a que
las cuartillas me las encontré sin numerar y no muy ordenadas -, era punto menos
que ilegible.
(„. . . obwohl das Manuskript, teils wegen der schlechten Schrift, teils auch weil ich
die Manuskriptseiten ohne Numerierung vorfand und ohne große Ordnung, na-
hezu unleserlich war.“ - Camilo José Cela, La familia de Pascual Duarte, Nota del
transcriptor.)
In diesem Beispiel wird debido a einerseits als integrative Technik auf
der Ebene der Präpositionen (,wegen4), zugleich aber auch als weniger
integrative Technik auf der Ebene der Konjunktionen (debido a que,
,weil‘) verwendet. Solche Möglichkeiten gelten jedoch nicht nur für frz.
moyennant oder span, debido a, sondern für eine Reihe anderer Partizi-
pien:

Vgl. hierzu Raible (1989 - Textwissenschaft).
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften