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Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Heger, Klaus [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1992, 2. Abhandlung): Junktion: eine Dimension der Sprache und ihre Realisierungsformen zwischen Aggregation und Integration ; vorgetragen am 4. Juli 1987 ; Klaus Heger zum 22.6.1992 — Heidelberg: Winter, 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.48166#0187
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IV. Die diachronische Perspektive

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Äquivalent dieses so, dann etc. Das Typische an allen seinen Beispielen
ist nämlich eine erste Sachverhaltsdarstellung, die mit einerzweiten kor-
respondiert, sich auf die zweite bezieht; die zweite setzt logisch in der
Regel die erste voraus. Sorrento klassifiziert seine Beispiele zunächst
nach den romanischen Sprachen, in denen er Belege gefunden hat. Die
italienischen Belege ordnet er dann sogar nach den Relationen, die da-
bei ausgedrückt werden:
a) protasi gerundiva o participiale (S. 35) [dazu gehört das Boccaccio-Beispiel am
Anfang des Kapitels]
b) protasi temporale (S. 37) [dazu gehören zwei Beispiele am Anfang des Kapi-
tels]
c) protasi ipotetica o condizionale (S. 39) [darunter fiele das judenspanische Bei-
spiel am Anfang des Kapitels]
d) protasi causale (S. 40)
e) protasi comparativa (S. 41)
f) protasi concessiva ipotetica e avversativa (ebd.)
g) protasi relativa (ebd.)
Sieht man von der letzten, z.T. etwas problematischen Rubrik ab, so
handelt es sich in der Tat stets um die typischen, in Kapitel III eingehend
gewürdigten zweiseitigen oder „logischen“ Relationen, also um solche,
die miteinander korrespondieren46. Insofern ist das et am Anfang der
zweiten Sachverhaltsdarstellung als ein Bezugspunkt zu interpretieren,
der dem dann oder so in einer deutschen Folge des Typs ,wenn - dann‘
entspricht. Die konditionale Relation hat sich ja gewissermaßen als die
Grundrelation für die anderen „logischen“ Relationen erwiesen. Das
romanische ,und‘ ist deshalb auch nicht mit ,und‘ zu übersetzen, sondern
mit so oder dann. Insofern muß z. B. auch das Beispiel am Anfang dieses
Kapitels anders übersetzt werden:
Appresso questa vana imaginazione, avvenne uno die ehe, sedendo io pensoso in
alcuna parte, ed io mi sentio cominciare un tremuoto nel cuore, cosi come se io
fosse stato presente a questa donna.
46 Sorrento zitiert auf S. 41, Anm. 2 einen Fall aus dem Libro della distruzione di Troia: „e
il re, ehe pocho pregia loro parole, e rispuose“. Hier könnte man eine kausale Bedeu-
tung des Relativsatzes annehmen, wobei der Inhalt der Antwort zu berücksichtigen
wäre. - Unproblematisch sind allemal die Fälle, die oben in II.4.2 unter dem Titel „Koa-
leszenz durch wechselseitige Zuordnung/Korrespondenz“ behandelt wurden. Dort ging
es u. a. um Sprichwörter, die auf den ersten Blick Ähnlichkeit mit Relativsätzen zu bie-
ten scheinen, hinter denen jedoch eine wenn-dann-Relation steht, also um den Typ „qui
plus i met e plus i pert“.
 
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