Cusanus-Studien
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briefe für die Lehnsleute der Brixner Kirche, alle nach gleichem For-
mular abgefaßt, lassen fragen, ob sie in den „Acta Cusana“ zu
berücksichtigen sind. Das Prinzip der Vollständigkeit läßt kaum
anderes zu.85 Aber dafür reicht die Kurznotiz von zwei, drei Zeilen.
Schwieriger schon seine Korrespondenz mit den Beamten. Wenn es
z.B. um Förderung des Handwerks geht86, des Bergbaus87, um Stra-
ßen, um Münze, Armenfürsorge usw. Innerhalb der als vorläufige
Sammlungen gedachten „Cusanus-Texte“ gibt die Edition des sog.
Brixner Briefregisters durch Friedrich Hausmann für einige der
Brixner Bischofsjahre des Cusanus einen instruktiven Einblick in
dieses Schriftwerk.88 Doch handelt es sich hier lediglich um einen
Ausschnitt aus einer weitaus größeren Fülle von Verwaltungs-
schriftgut, das Hermann Hallauer in jahrzehntelangen Archivstu-
dien erstmals ermittelt hat, davon wiederum überaus viel Eigenhän-
diges bis in Nebensächlichkeiten hinein. In summa schneidet der
Philosoph als Landesherr gar nicht so schlecht ab. Dieses editorisch
zu belegen, ist für den Historiker, der die Persönlichkeit in ihrer gan-
zen Breite zu erfassen sucht, nicht ohne Reiz.
Aber in unserem Falle stellt sich noch ein weiteres Interesse ein,
das den engeren biographischen Rahmen überschreitet, nämlich die
Erschließung einer ganzen Epoche, eben der spätmittelalterlich-
vorreformatorischen „Welt“, die sich in einer Persönlichkeit wie
Cusanus in besonderer Weise spiegelt. Josef Koch gab seinen 1948
als Heidelberger Sitzungsbericht erschienenen „Untersuchungen
zu Cusanus-Texte IV. Briefe. Erste Sammlung“ bereits den Titel:
„Nikolaus von Cues und seine Umwelt“. Sicher mit gutem Grund,
da nur unter diesem Aspekt das wissenschaftlich-lebensweltliche
Gesamtwerk zureichend verständlich wird. Wenn aber schon die
„Welt“ des 15. Jahrhunderts in diesen Texten insgesamt mitherauf-
85 Das Interesse der regionalen Rechtshistorie an der vollständigen Erfassung
betont Grass, Cusanus als Rechtshistoriker 159-163, mit Abdruck einer von
Nikolaus ausgestellten Lehnurkunde. Vgl. vorerst Hallauer, Nikolaus von Kues
als Bischof und Landesfürst 290f.
86 H. Hallauer, Zur Gewerbepolitik des Nikolaus von Kues, in: Cusanus. Gedächt-
nisschrift 497-502; Hallauer, Nikolaus von Kues als Bischof und Landesfürst
292.
87 Hallauer, Nikolaus von Kues als Bischof und Landesfürst 292f.
88 CT IV. Briefwechsel des Nikolaus von Cues. Zweite Sammlung: Die Briefe des
Brixner Registers. Hg. von F. Hausmann (SBH. Jg. 1952. 2. Abh.), Heidelberg
1952.
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briefe für die Lehnsleute der Brixner Kirche, alle nach gleichem For-
mular abgefaßt, lassen fragen, ob sie in den „Acta Cusana“ zu
berücksichtigen sind. Das Prinzip der Vollständigkeit läßt kaum
anderes zu.85 Aber dafür reicht die Kurznotiz von zwei, drei Zeilen.
Schwieriger schon seine Korrespondenz mit den Beamten. Wenn es
z.B. um Förderung des Handwerks geht86, des Bergbaus87, um Stra-
ßen, um Münze, Armenfürsorge usw. Innerhalb der als vorläufige
Sammlungen gedachten „Cusanus-Texte“ gibt die Edition des sog.
Brixner Briefregisters durch Friedrich Hausmann für einige der
Brixner Bischofsjahre des Cusanus einen instruktiven Einblick in
dieses Schriftwerk.88 Doch handelt es sich hier lediglich um einen
Ausschnitt aus einer weitaus größeren Fülle von Verwaltungs-
schriftgut, das Hermann Hallauer in jahrzehntelangen Archivstu-
dien erstmals ermittelt hat, davon wiederum überaus viel Eigenhän-
diges bis in Nebensächlichkeiten hinein. In summa schneidet der
Philosoph als Landesherr gar nicht so schlecht ab. Dieses editorisch
zu belegen, ist für den Historiker, der die Persönlichkeit in ihrer gan-
zen Breite zu erfassen sucht, nicht ohne Reiz.
Aber in unserem Falle stellt sich noch ein weiteres Interesse ein,
das den engeren biographischen Rahmen überschreitet, nämlich die
Erschließung einer ganzen Epoche, eben der spätmittelalterlich-
vorreformatorischen „Welt“, die sich in einer Persönlichkeit wie
Cusanus in besonderer Weise spiegelt. Josef Koch gab seinen 1948
als Heidelberger Sitzungsbericht erschienenen „Untersuchungen
zu Cusanus-Texte IV. Briefe. Erste Sammlung“ bereits den Titel:
„Nikolaus von Cues und seine Umwelt“. Sicher mit gutem Grund,
da nur unter diesem Aspekt das wissenschaftlich-lebensweltliche
Gesamtwerk zureichend verständlich wird. Wenn aber schon die
„Welt“ des 15. Jahrhunderts in diesen Texten insgesamt mitherauf-
85 Das Interesse der regionalen Rechtshistorie an der vollständigen Erfassung
betont Grass, Cusanus als Rechtshistoriker 159-163, mit Abdruck einer von
Nikolaus ausgestellten Lehnurkunde. Vgl. vorerst Hallauer, Nikolaus von Kues
als Bischof und Landesfürst 290f.
86 H. Hallauer, Zur Gewerbepolitik des Nikolaus von Kues, in: Cusanus. Gedächt-
nisschrift 497-502; Hallauer, Nikolaus von Kues als Bischof und Landesfürst
292.
87 Hallauer, Nikolaus von Kues als Bischof und Landesfürst 292f.
88 CT IV. Briefwechsel des Nikolaus von Cues. Zweite Sammlung: Die Briefe des
Brixner Registers. Hg. von F. Hausmann (SBH. Jg. 1952. 2. Abh.), Heidelberg
1952.