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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0035
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Einleitung
I. Bucer in Straßburg1-
Als Bucer aus Weißenburg2 3 weichen mußte, suchte er Mitte Mai 1523
seine Zuflucht in Straßburg3. Er traf just zu der Zeit in der Stadt ein,
als die evangelische Predigt Gegenstand öffentlicher Auseinander-
setzung zu werden begann.
Bisher hatte sich der äußeren Ordnung nach in Straßburg noch nichts
geändert. Wohl hatte auch hier die evangelische Bewegung bereits Fuß
gefaßt. Das Bürgertum vor allem hatte die sozialkritischen gegen die
Kirche gerichteten Gedanken der Reformation auf gegriffen; die
Druckereien der Stadt, die doch für jedes Druckwerk die Erlaubnis des
Magistrates einholen mußten, veranstalteten Drucke gewiß auch in
Straßburg fleißig gelesener reformatorischer Schriften; und nachdem
hie und da bereits evangelische Gedanken in den Predigten aufgeklungen
waren, machte sich der beliebte und einflußreiche Leutpriester M. Zell
zum Anwalt des reformatorischen Anliegens. Solange sich die evangeli-
sche Bewegung in rechtlichen Bahnen bewegte, sah der Rat keinen Grund,
gegen sie einzuschreiten. Lebhafte Kritik an kirchlichen Mißständen
war seit den Tagen Geilers und Brants in Straßburg nichts Unerhörtes.
Jedoch wachte der Rat ängstlich darüber, daß die verfaßte Kirche in
ihren Rechten nicht geschmälert wurde und daß die Initiative der Dis-
kussion nicht in die Hand des Kirchenvolkes überging.
So war die Lage, als Bucer die Stadt betrat. Wohl ist auch hier die
Ernte groß, schreibt er am 9. Juni an Zwingli, aber außer M. Zell sei
niemand, der »bona fide « arbeite. Bei seinem Vater, der 1508 Straßburger
Bürger geworden war, und bei M. Zell fand Bucer zunächst ein Unter-
kommen. Der bischöfliche Offizial verbot dem verheirateten Priester

1. Die einleitende Skizze soll lediglich die Ergebnisse der bisherigen biographischen
Forschung zusammenfassen, um den Ort in B.s Leben zu markieren, an dem »Das
ym selbs ...« einzuordnen ist. Es mag deshalb genügen, auf die einschlägigen Bio-
graphien von Baum, Anrich und Eells hinzuweisen. Ferner sind die Gesamtdarstellungen
der Straßburger Reformationsgeschichte heranzuziehen, und zwar Röhrich, A. Jung,
und Adam. Bei der Zitierung von Werken B.s verweisen die Bibliographie-Nummern
jeweils auf die von Robert Stupperich erstellte »Bibliographia Bucerana« 1952 (SVRG
Nr. 159, Jg. 58, H. 2).-Für die Einzelheiten aus der Zeit vor B.s Ankunft in Straßburg
vgl. die unten S. 150 ff. vorliegende Neuausgabe der »Verantwortung M. Butzers ...«
(Bibl. Nr. 3) und die Einleitung hierzu, sowie die zugehörige Beilage 4.
2. Zu B.s Aufenthalt und Tätigkeit in Weißenburg vgl. vor allem auch »Martin
Butzer an ein christlichen Rath vnd Gemeyn der statt Weissenburg Summary seiner
Predigt daselbst gethon ...« (Bibl. Nr. 2) und die Einleitung dazu.
3. Zur Situation in Straßburg vgl. »Grund und ursach ... der neüwerungen ...«
(Bibl. Nr. 8) und Einleitung hierzu.
 
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