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MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
Roma. i. [28]
Rom. viii. [ 19-20]
B 1 b
Co/, iii. [4]
i. Joan. iii. [2]
Ro. viii. [21]
1. Cor. xv. [28]
Psa. cxlv. [7]
geschöpft. Dem teüffel haben wir gefolget und gott veracht, darumb
seind wir auch in den verkerten synn geben, das wir niemant nutz
könden sein, sonder so vil an uns gelegen menigklich schaden zufügen
und uns die ewig verdamnüß.
Und musß also die gantz creatur, der allein zu lob und eer ires schöpfers 5
gebrucht werden solt, uns zu. heyl und frummen durch unsern teüffe-
lischen misßbrauch und eygen gesuch geschmäht und geschendt werden,
der dann die gotlosen ynen und menigklich so vil an yn gelegen zu
verderben und gott zur schmach brauchen. Darumb sye auch mit allen
gottseligen, die von gottlosen, der die welt vol ist, gleichermaß übel 10
gehandelt und mißbraucht werden, sich sänet und ängstet und ir endtlich
harren wartet uff die offenbarung der kinder gottes, seytenmal sye
underworffen ist der eytelkeit on iren willen. Dann wie die glaublosen
menschen nüt seind dann lutere eytelkeit, lär alles guts (dann sye gottes
lär seind, der allein gut ist), also brauchen sye auch aller ding nur zu 15
eiteler eytelkeit. Deren also die creatur underworffen sein musß, dieweil
gott den menschen über | sye zu herschen gesetzt hat. Aber so kummen
würt die offenbarung der kinder gottes, die am jüngsten tag geschehen
würt, do wir dann mit Christo offenbar werden in der herrlicheit und
ym gleich sein, alsdann würt auch die creatur frey werden (spricht sanct 20
Paul) von dem dyenst des vergengklichen wesens zu der herrlichen freyheit der
kinder gottes. Also das wider die gantz creatur dem menschen zu allem
guten und seligkeit dyenen würt, und der mensch gott dem schöpfer
zu eeren ir gebrauchen und über sye herrschen, und würt gott sein alles in
allen. Und dann so nun die geschöpft wider in ir ersten ordenung ston, 25
yedes dem andern zu nutz, freüd und seligkeit gerichtet, würt gott wider
gnedigklich ansehen seine geschöpfd, die gantz creatur mit sein erwölten
(dann die verdampten hye kein theil haben werden) und sye werden
vast gut sein, würt auch ir ewig werck hynfürt sein, ußsprechen und
loben die gedechtnüß der grossen gütigkeit gottes und sein gerechtig- 30
keit.
Uß disem allem ist nun clar, das ym selb niemant leben soll, seittenmal
gott alle ding geschaffen hat, das sye nit ynen selb, sonder andern zu
gut dyenen und instrument göttlicher gütigkeit, die in allen dingen
außzuspreyten 39 ,sein sollen, welche ordnung der herr erstlich in der 35
schöpfung eingesetzt hat und würt sye wider bringen in der welt
verneuwerung, so die sünd, welche dise ordnung etwas zerrüttet hat,
gar abthon40 und das reich gottes wider bracht würt. So dann der
mensch allein under allen leiplichen creaturen nach göttlicher bildtnüß
geschaffen ist41, das er auch geistlich ding verston und wöllen mag und 40
dadurch götlichs willens verstendig werden und nachfolgend zu
39. Auszubreiten.
40. Abtun.
41. Vgl. Gen 1,27.
MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
Roma. i. [28]
Rom. viii. [ 19-20]
B 1 b
Co/, iii. [4]
i. Joan. iii. [2]
Ro. viii. [21]
1. Cor. xv. [28]
Psa. cxlv. [7]
geschöpft. Dem teüffel haben wir gefolget und gott veracht, darumb
seind wir auch in den verkerten synn geben, das wir niemant nutz
könden sein, sonder so vil an uns gelegen menigklich schaden zufügen
und uns die ewig verdamnüß.
Und musß also die gantz creatur, der allein zu lob und eer ires schöpfers 5
gebrucht werden solt, uns zu. heyl und frummen durch unsern teüffe-
lischen misßbrauch und eygen gesuch geschmäht und geschendt werden,
der dann die gotlosen ynen und menigklich so vil an yn gelegen zu
verderben und gott zur schmach brauchen. Darumb sye auch mit allen
gottseligen, die von gottlosen, der die welt vol ist, gleichermaß übel 10
gehandelt und mißbraucht werden, sich sänet und ängstet und ir endtlich
harren wartet uff die offenbarung der kinder gottes, seytenmal sye
underworffen ist der eytelkeit on iren willen. Dann wie die glaublosen
menschen nüt seind dann lutere eytelkeit, lär alles guts (dann sye gottes
lär seind, der allein gut ist), also brauchen sye auch aller ding nur zu 15
eiteler eytelkeit. Deren also die creatur underworffen sein musß, dieweil
gott den menschen über | sye zu herschen gesetzt hat. Aber so kummen
würt die offenbarung der kinder gottes, die am jüngsten tag geschehen
würt, do wir dann mit Christo offenbar werden in der herrlicheit und
ym gleich sein, alsdann würt auch die creatur frey werden (spricht sanct 20
Paul) von dem dyenst des vergengklichen wesens zu der herrlichen freyheit der
kinder gottes. Also das wider die gantz creatur dem menschen zu allem
guten und seligkeit dyenen würt, und der mensch gott dem schöpfer
zu eeren ir gebrauchen und über sye herrschen, und würt gott sein alles in
allen. Und dann so nun die geschöpft wider in ir ersten ordenung ston, 25
yedes dem andern zu nutz, freüd und seligkeit gerichtet, würt gott wider
gnedigklich ansehen seine geschöpfd, die gantz creatur mit sein erwölten
(dann die verdampten hye kein theil haben werden) und sye werden
vast gut sein, würt auch ir ewig werck hynfürt sein, ußsprechen und
loben die gedechtnüß der grossen gütigkeit gottes und sein gerechtig- 30
keit.
Uß disem allem ist nun clar, das ym selb niemant leben soll, seittenmal
gott alle ding geschaffen hat, das sye nit ynen selb, sonder andern zu
gut dyenen und instrument göttlicher gütigkeit, die in allen dingen
außzuspreyten 39 ,sein sollen, welche ordnung der herr erstlich in der 35
schöpfung eingesetzt hat und würt sye wider bringen in der welt
verneuwerung, so die sünd, welche dise ordnung etwas zerrüttet hat,
gar abthon40 und das reich gottes wider bracht würt. So dann der
mensch allein under allen leiplichen creaturen nach göttlicher bildtnüß
geschaffen ist41, das er auch geistlich ding verston und wöllen mag und 40
dadurch götlichs willens verstendig werden und nachfolgend zu
39. Auszubreiten.
40. Abtun.
41. Vgl. Gen 1,27.