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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0065
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DAS YM SELBS 61
und nutzbarkeit aller creaturen in sonderheit aber der menschen. Ja
möchten wir nur glauben, solch durch Christum widerbringen, ver-
sünen und verfassen, reychet auch an uns, on zweifel wurde uns der
geist der woren liebe widerfaren, die mitnichten das ir, sonder in
5 allen dingen die wolfart der nechsten bedächte und suchet. Dann ye
sein wort halten müsß: Eüch gescheh noch eüwerem glauben.
Weiter, der wore glaub vermag, das wir gäntzlich allen worten gottes,
aller schrifft glauben. Dise malet uns Christum Jhesum, unsern heyland,
also ab98, das wir durch sein blut geweschen, von dem gewalt der
10 fünsternüß in sein reich uß gnaden des vatters gesetzt seind. also das
wir yetzt nit allein frey, sonder auch wore kinder gottes seind. Dann
so wir an sein nammen glauben, hat er uns gewalt geben, kinder gottes
zu werden. Dann uns der vatter in unser hertzen sein geist gesant hat,
der do schreyet: Abba, lieber vatter. Also ist nun hye kein knecht mer,
15 sonder eitel kinder. Seinds aber kinder, so seinds auch erben gottes durch Christum.
Dergleichen schreibt er auch zun Römern. Seitenmal aber nun klar ist,
das wir durch den glauben kinder gottes werden und den geist der
kinder haben, welcher unsern geist auch versichert, das wir kinder
gottes seind, uß welchem | dann kummen musß, wie wir gott durch
20 disen geist als ein vatter erkennen und anrüffen, das wir also alle
menschen als unser brüder auch erkennen und ynen dyenen, wie das
dem vatter auch sonderlich gefalt und uns darzu geschaffen und mit
allem seinem gesatz und propheten dohyn gewysen hat. so folget nun
ye gewisßlich, das der glaub allein vermag, uns von uns abzyehen und
25 gott dem vatter als kinder zu übergeben. Alsdann, so wir wore kinder
worden seind, musß unser höchster fleiß sein, disem unserm aller
liebsten und gütigisten vatter zu wilfaren und in allen dingen seinem
gesatz noch leben. Darumb so solchs in disem einigen wort erfüllt würt:
Hab dein nechsten als lieb als dich selb, gyessen wir uns von stund an uß
30 und begeben uns gäntzlich zu dyenst allen menschen zu gefallen und
lob unsers himelschen aller liebsten vatters.
Und das ist allen rechtgläubigen leicht zu thun. Dann der glaub wie
yetzt gesagt ist, bringt den geist der kinder, den geist gottes, der
unserm geist zeügnüß gibt, das wir kinder gottes seind. so wir dann kinder
35 seind, so seind wir auch erben, nemmlich gottes erben und miterben Christi
[Ro 8, 16-17]. So wir uns aber gewisßlich (als dann nichs gewissers
ist, dann das man glaubt uff das göttlich wort) als kinder und erben
gottes erkennen und halten99, so müssen wir auch erkennen und halten
uffs aller gewissest, wir haben und werden haben für uns aller ding
40 genug. Ja wir müßen uns nit anders lassen sein, dann als die wir gereid

Coloß. i. [13]
Joan. i. [12]
Gal. iiii. [ 6-7]
Rom. viii. [ 14-17]
C4b

Gal. v. [ 14]

98. Vgl. Gal 3,1.
99. Vgl. Einleitung, S. 39f.
 
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