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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0162
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MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN

schewen ab mir tragen, des ich dann ungezweifleter hoffnung bin, ich
werds bey allen der erbarkeit geneygten erlangen, so hab ich schon alles,
darumb ich diße mein entschuldigung zu thun mir hab fürgenommen.
Dem anderen hauffen, seitenmal er Christum hasszt und alle warheit,
beger ich nit zu gefallen. Gefyel ich noch den menschen, so wer ich nit ein 5
knecht Christi, spricht Paulus Gal. i [10]c.

ii iii
iiii
v vi
A 3 a vii viii ix
xii xi x
xiii xiiii

Artickel so Martino Butzer zugemessen werden.
Seind aber als die fürnemsten artickel, die mir von meinen misszgünstigen
zum ergsten zugemessen und zum teyl auch uff mich mit der unwarheit
erdycht seind, diße: Ich sey ein verlaufener münch, an Gott gelübd- 10
brüchig und meyneydig. Häb zur Ee ein gott versprochne person, der
ich also ein ursach sey, auch an gott gelübdbrüchig und meyneydig zu
leben. Lere ketzerey. Underzyeh mich zu predigen on Zulassung der
oberkeit. Sey im bann. Fah freven ] lich newerung an. Häb kein platten.
Und predige on ein chorrock. Sey ein pfaffenfeynd. Ein schmäher der 15
Heyligen. Auch der gelobten muter gottes. Und in summa: mit leer und
leben fleiß ich mich keins guts, hab auch bitzhär nicht guts noch eerlichs
gestifftet. und der lugen noch vil meer.
Hefftig und abschewlich seind dise artickel. und wo nit Christus selbs
für ein übelthäter und auch gottsschmäher ans kreütz gehenckt und 20
under solche wer gerechnet worden, dergleichen sein ußerwölten
Apostel11, das der heylig Paulus von im selb und anderen schreibt:
Wir seind wie ein körig12 und yedermans schabab13 worden14, so wer
kein wunder, das auch bey den gottsförchtigen ein solche schwere klag
und so abschewlich artickel mich in verdocht und argwon brächten, 25
ich wer der sachen nit gar unschuldig, deßhalb das unmenschlich ist,
on schuld sein nechsten also verleümbden und ußtragen. Dieweil aber
kein wunder ist, das die gegen menschen wider alle billicheit handlen,
die sich doch gott irem schöpffer entgegensetzen und in sampt seinem
heyligen wort zu schmähen nit uffhören, das dann an Christo jhesu und 30
an allen gottseligen, die von anfang der welt gewesen seind, wol be-
schinnen ist, so hoff ich, alle frummen und die gott noch nit widersagt
haben, werden sich nit lassen kümeren auch bey inen kein vorurteyl
gebären lassen, das übel geschrey und grewlich klagen der gottloßen,
wievil deren oder wie groß die in der welt seind, sonder gütlich auch 35
mein Verantwortung verlesen, und alsdann wie sye beyder sach gestalt
finden, gegen inen mein widerwertigen und mir sich christlicher gepür

c) Gal ii.
11. Vgl. Act 9, 15-16. 12. Kehricht.
13. Abfall, Abschabsel; vgl. Grimm V, 426.
14. Vgl. 1 Cor 4, 13 und WA DB 7, 96.
 
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