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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0168
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164 MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
seind, darnach auch die andern, und uß dem grundt will ich mein fug,
so ich gehebt hab, das closterlich leben zu verlossen, darthun. der ich
dann der schöpfung halb und glaubens soll dem götlichen willen geleben,
unangesehen, ob ich schon auß einem mißverstandt und unglauben
tausent glübdt gethon het.
Gelübd der gehorsame. Zum ersten vermag das gelübd irer gehorsam, das eins dem öbristen
im closter gäntzlich in allen dingen gehorsam sey und nach seinem
willen thu, und lasß auch die ding, so gott gebotten hat, als do ist
vatter und muter gehorsam sein, andern leüten, so sein bedörffen, be-
hilflich, betten, fasten und alles anders dergleichen, soll ein ordensperson
nit dörffen thun, anders dann im sein öberer verordnet. Wann er andacht
hett zu betten, wenn man yns heisßt, sol er darfür schlaffen, wil er
fasten, soll er essen, will er studieren, sol er darfür käß samlen. solt sein
vatter hungers sterben, soll er im nit zuhilff kummen noch andern, sein
öberer erlaub es im dann. Und wo er yemant anders wolte an göttlichen
dingen gehorsam leysten als weltlicher öberkeit, vatter und mutter oder
andern und wolt sich seiner freyheit begeben, der solle verbannt sein,
dann es sey besser gehorsam wann das opffer. Disen spruch zyehen sye
uff die gehorsame, die einer eim torechten menschen leysten sol. so doch
er von der gehorsam gottes geredt ist. i. Reg. xv [22]. Und diß ist die
gehorsam der ordensleüt.
Christliche gehorsame. Nun göttlich gehorsam ist, wie sant Petrus ca. ii [13-25] schreibet
in seiner ersten Epistel, das ein yeder christenmensch solle gehorsam
B 3 a sein aller menschlichen ordenung, wie dann | uns auch Christus ein
exempele fürtragen hat, der sich yederman underworffen hat und welt-
licher oberkeit auch seinem vermeynten vatter und seiner woren mutter
gehorsam geleystet. Wir aber sollen gesynnet sein wie er, Phil, ii [5],
und also bereit, allen menschen dyenstlich und behülflich zu sein nach
allem und mit allem, so wir von gott empfangen haben, niemant auß-
genummen. wie dann er auch als ein gemeyner dyener sich allen zürn
heyl und erlösung dargestellt hat und keinerley leüt außgeschlagen.
Welcher nun zu diser Christlichen gehorsam vatter und mutter,
weltlicher oberkeit, ja aller menschlichen ordenung gehorsam zu leysten
und seins vermügens yederman willigen dyenst zu beweisen nach dem
gebott und exempel Christi verpflicht ist, als dann seind alle Christen,
wie mag ein solcher dann die münchgehorsam geloben, durch welcher
vatter und mutter, weltlicher oberkeit, ja allen menschen, außgenummen
dem Bapst und seins ordensöbern, entzogen würt und nit mer dörff
yemant anderst von gott gebottene willfart und gehorsam leysten? Und
wo er schon solche gehorsame und mißverstandt gelobt hat, so ists
doch klor, das er in krafft des gelübts der ersten Christlichen gehor-

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e) exewpel.
 
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