VERANTWORTUNG
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same, mit welcher dise münchische nit beston kan, schuldig ist, unan-
gesehen alle gelübd sich auß der münchischen gehorsame ufs beldest
thun und sich geben in die christliche.
Darff auch niemant hye sagen, das durch die münchisch gehorsam
5 ein mensch gott ergeben werde und darumb billich auß der menschen
gehorsam gezogen. Dann der münch vätter, deren eygen knecht die
closterleüt sein müssen, seind ye nit gott. so ist der münch leben, dieweil
das gott nit geordnet hat, auch nit göttlich ja mer wider gott. dann er
uns verbotten hat zu thun, was uns gut duncket, und er uns nit gelernet
10 hat. So will gott kein opfer von dem raub34, | acht auch vil mer, den
eltern (wie er gebotten hat) gehorsam leysten dann einiches opfer.
Deßhalb er schärpflich schalte die Phariseer, das sye die menschen
lerten an tempel geben, opfferen und nit mer den ältern behilflich sein.
Do er dann zu inen saget: Ir habt gottes gebott uffgehaben umb eüwers uffsatz
15 willen, ir heüchler. etc [6] Also müssen wir bekennen, wo wir anders nit
wöllen leücknen das helle götlich wort, das münchisch gehorsame stracks
wider gott ist. Darumb du häbest gelobt vil oder wenig, magst du sye
nit leysten und dobey christen sein. Deßhalb bey den christen eben als
vil schand ist die münchisch gehorsam verlassen, unangesehen gelübd
20 darüber gethon, als so einer dem teüfel geschworen hett, und unan-
gesehen seins eyds würde ein dyener Christi und abgesagter feyndt des
teüfels. Dann was wider gott ist, ist des teüfels werck. der Satan ist
aller ding, so wider gott seind, ein anfänger.
Das ander gelübd ist von williger armut. das ist, als es die münch
25 verston, das einer nichts eygen hab für sich selb, sonder was er hat, das
ers dem kloster übergeb und sey benugig an dem, das im auß befelch
des öbersten dargereicht würt. geb dem kloster nichts hyn und was ym
würt, überlüfere er dem öbersten, wann er schon ein nottürftigen bruder
vor im seh und das kloster ser reich wer. Ja ist er in einem ampt des
30 klosters narung betreffend als schaffner oder zynßmeister, muß den
armen mit gewalt des rechtens wider das clar verbott Christi Mathei v
und Luce vi.35 ir narung rauben. Dann was ists anders, so etwan ein
schilling36 münch syben- oder achttausent guldin ynkummen haben und
vertreyben offt ein armen von weib und kind und allem, das er hat,
35 von fünff schilling heller37 wegen, die sein ältern etwan betrogen an
ein jartag geben haben und er sye zu geben nit vermag? |
Nun, christlich armut, die wir alle schuldig seind, ist, das wir alle ding
f) amutr.
34. Vgl. Neukarsthans, Anm. 146 zum Text. Das Zitat ist Prv 21, 27 belegt.
35. Vgl. Mt 5,42 und Lc 6,30. 36. Anzahl von 12.
37. Heller = 1/2 Pfennig; vgl. Winckelmann: Das Fürsorgewesen der Stadt Straß-
burg. 1922. S. XIII.
Deut. xii. B 3 b
Mat. xv. [1-9 ]
Münchisch armut.
B 4 a Christliche armut.f
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same, mit welcher dise münchische nit beston kan, schuldig ist, unan-
gesehen alle gelübd sich auß der münchischen gehorsame ufs beldest
thun und sich geben in die christliche.
Darff auch niemant hye sagen, das durch die münchisch gehorsam
5 ein mensch gott ergeben werde und darumb billich auß der menschen
gehorsam gezogen. Dann der münch vätter, deren eygen knecht die
closterleüt sein müssen, seind ye nit gott. so ist der münch leben, dieweil
das gott nit geordnet hat, auch nit göttlich ja mer wider gott. dann er
uns verbotten hat zu thun, was uns gut duncket, und er uns nit gelernet
10 hat. So will gott kein opfer von dem raub34, | acht auch vil mer, den
eltern (wie er gebotten hat) gehorsam leysten dann einiches opfer.
Deßhalb er schärpflich schalte die Phariseer, das sye die menschen
lerten an tempel geben, opfferen und nit mer den ältern behilflich sein.
Do er dann zu inen saget: Ir habt gottes gebott uffgehaben umb eüwers uffsatz
15 willen, ir heüchler. etc [6] Also müssen wir bekennen, wo wir anders nit
wöllen leücknen das helle götlich wort, das münchisch gehorsame stracks
wider gott ist. Darumb du häbest gelobt vil oder wenig, magst du sye
nit leysten und dobey christen sein. Deßhalb bey den christen eben als
vil schand ist die münchisch gehorsam verlassen, unangesehen gelübd
20 darüber gethon, als so einer dem teüfel geschworen hett, und unan-
gesehen seins eyds würde ein dyener Christi und abgesagter feyndt des
teüfels. Dann was wider gott ist, ist des teüfels werck. der Satan ist
aller ding, so wider gott seind, ein anfänger.
Das ander gelübd ist von williger armut. das ist, als es die münch
25 verston, das einer nichts eygen hab für sich selb, sonder was er hat, das
ers dem kloster übergeb und sey benugig an dem, das im auß befelch
des öbersten dargereicht würt. geb dem kloster nichts hyn und was ym
würt, überlüfere er dem öbersten, wann er schon ein nottürftigen bruder
vor im seh und das kloster ser reich wer. Ja ist er in einem ampt des
30 klosters narung betreffend als schaffner oder zynßmeister, muß den
armen mit gewalt des rechtens wider das clar verbott Christi Mathei v
und Luce vi.35 ir narung rauben. Dann was ists anders, so etwan ein
schilling36 münch syben- oder achttausent guldin ynkummen haben und
vertreyben offt ein armen von weib und kind und allem, das er hat,
35 von fünff schilling heller37 wegen, die sein ältern etwan betrogen an
ein jartag geben haben und er sye zu geben nit vermag? |
Nun, christlich armut, die wir alle schuldig seind, ist, das wir alle ding
f) amutr.
34. Vgl. Neukarsthans, Anm. 146 zum Text. Das Zitat ist Prv 21, 27 belegt.
35. Vgl. Mt 5,42 und Lc 6,30. 36. Anzahl von 12.
37. Heller = 1/2 Pfennig; vgl. Winckelmann: Das Fürsorgewesen der Stadt Straß-
burg. 1922. S. XIII.
Deut. xii. B 3 b
Mat. xv. [1-9 ]
Münchisch armut.
B 4 a Christliche armut.f