ANLAGE 3
Bucer soll über das Johannesevangelium lesen
3. Juni 1523.
Straßburg, Thomas-Archiv, Nr. 84, Reinschrift.
Nach seiner Ankunft in Straßburg Mitte Mai 1523 begann Bucer,
auch um seinen Unterhalt zu verdienen, auf den Rat Zells hin in einem
Privathause Bibelauslegungen in deutscher Sprache zu halten1. Am
3. Juni 15232 bat eine Reihe von Geistlichen und Bürgern den Rat,
Bucer für seine Vorlesungen einen geeigneten Raum zuzuweisen und
damit seine Tätigkeit öffentlich anzuerkennen. Der Rat beschied das
Gesuch abschlägig, vermutlich um Unruhe unter der Bevölkerung zu
vermeiden3.
Supplik mehrerer Bürger an den Rat, Bucer zu gestatten, das
Johannesevangelium in deutscher Sprache auszulegen.
Gnedigen herrn. Nachdem E.e.w. verruckter tag, sonnder1 zwyfel vß f°
1ringebung des heiligen geists, allen predicanten verkünden vnnd sagen
5 lassen, das heilig Ewangelium vnnd die götlich geschrifft zu predigen,
darby E.e.w. sie ouch handthaben wolt2, sind wir deßhalb ouch inn
bedacht, das vnnser selen vnnd aller christglöubigen seligkeit darane
hangt (wie dann gott selbs gesprochen Jo. quinto [24]: wer myn wort hört
vnnd gloubt dem, der mich gesant hatt, der hatt das ewig leben), do hin gefürt,
10 das vnnser höchste begird, dem heiligen Ewangelio antzuhangen; haben
ouch zu mörer erlernung vnnd bekomung3 vnnserer vnnd aller Crist-
glöubigen seligkeit, besonders dwyl man allein vff den sontag vnnd
etliche gebanne4 tag vnnd sunst inn der wochen nit prediget, vnns
besprochen vnnd vereyniget, alle werck tag ein stund das heilig Ewan-
15 gelium Johannis lesen zuhören vnnd das ann eyner offennlichen be-
quemlichen molstatt5, vnns ouch dartzu den gelerten hern Martin
1. Vgl. zur Sache Adam, S. 50f.
2. Das Datum gibt Adam, a.a.O., nach der Wenckerschen Chronik.
3. Vgl. Anlage 4, S. 294f., und Anlage 7, S. 346f.
1. Ohne.
2. Gemeint ist die Verkündigung des Nürnberger Edikts vom 6. März in Straßburg;
vgl. A. Baum, S. 24.
3. Erlangung. 4. Gebieten.
5. Geeigneter Platz; Lexer I, 2020.
Bucer soll über das Johannesevangelium lesen
3. Juni 1523.
Straßburg, Thomas-Archiv, Nr. 84, Reinschrift.
Nach seiner Ankunft in Straßburg Mitte Mai 1523 begann Bucer,
auch um seinen Unterhalt zu verdienen, auf den Rat Zells hin in einem
Privathause Bibelauslegungen in deutscher Sprache zu halten1. Am
3. Juni 15232 bat eine Reihe von Geistlichen und Bürgern den Rat,
Bucer für seine Vorlesungen einen geeigneten Raum zuzuweisen und
damit seine Tätigkeit öffentlich anzuerkennen. Der Rat beschied das
Gesuch abschlägig, vermutlich um Unruhe unter der Bevölkerung zu
vermeiden3.
Supplik mehrerer Bürger an den Rat, Bucer zu gestatten, das
Johannesevangelium in deutscher Sprache auszulegen.
Gnedigen herrn. Nachdem E.e.w. verruckter tag, sonnder1 zwyfel vß f°
1ringebung des heiligen geists, allen predicanten verkünden vnnd sagen
5 lassen, das heilig Ewangelium vnnd die götlich geschrifft zu predigen,
darby E.e.w. sie ouch handthaben wolt2, sind wir deßhalb ouch inn
bedacht, das vnnser selen vnnd aller christglöubigen seligkeit darane
hangt (wie dann gott selbs gesprochen Jo. quinto [24]: wer myn wort hört
vnnd gloubt dem, der mich gesant hatt, der hatt das ewig leben), do hin gefürt,
10 das vnnser höchste begird, dem heiligen Ewangelio antzuhangen; haben
ouch zu mörer erlernung vnnd bekomung3 vnnserer vnnd aller Crist-
glöubigen seligkeit, besonders dwyl man allein vff den sontag vnnd
etliche gebanne4 tag vnnd sunst inn der wochen nit prediget, vnns
besprochen vnnd vereyniget, alle werck tag ein stund das heilig Ewan-
15 gelium Johannis lesen zuhören vnnd das ann eyner offennlichen be-
quemlichen molstatt5, vnns ouch dartzu den gelerten hern Martin
1. Vgl. zur Sache Adam, S. 50f.
2. Das Datum gibt Adam, a.a.O., nach der Wenckerschen Chronik.
3. Vgl. Anlage 4, S. 294f., und Anlage 7, S. 346f.
1. Ohne.
2. Gemeint ist die Verkündigung des Nürnberger Edikts vom 6. März in Straßburg;
vgl. A. Baum, S. 24.
3. Erlangung. 4. Gebieten.
5. Geeigneter Platz; Lexer I, 2020.