Einleitung
i. Bucer in Weißenburg1
Anfang November 1522 2 entließ Franz von Sickingen Martin Bucer aus
seinen Pflichten als Pfarrer in Landstuhl. Nach dem vergeblichen Angriff
auf die Feste Lützelstein am 1. November und der am 10. November
erfolgten Kriegserklärung an die Pfalz war es klar, daß sich Franz von
Sickingen auf ein längeres Hinziehen des Krieges und auf eine Be-
lagerung gefaßt machen mußte. In dieser Situation hielt er es für das
Beste, seine theologischen und humanistischen Freunde, die zum Kriegs-
dienst untauglich waren, von sich zu schicken3. Schon 1521 hatte Franz
von Sickingen Bucer ein Stipendium für ein Studium in Wittenberg an-
geboten4; jetzt wollte Bucer diesen Plan verwirklichen und zuvor seine
Frau zu seinem Vater nach Straßburg bringen3. Auf der Reise nach
Straßburg machte er in der kleinen Reichsstadt Weißenburg halt. Der
Pfarrer von St. Johann, Heinrich Motherer, hörte von dem Aufenthalt
Bucers und bat ihn, für ein halbes Jahr als Prediger in Weißenburg zu
bleiben. Bucer, der in dieser Aufforderung die Berufung Gottes erblickte,
sagte zu.
Trotz der vielen Klöster in Weißenburg stand es mit der Versehung
der Pfarrkirchen nicht zum besten. Heinrich Motherer hatte sich zwar
in einem längeren Prozeß von der Inkorporation in die Benediktiner-
abtei befreien können, mußte sich aber wegen der Fülle der Arbeit nach
einem Gehilfen umsehen. Zudem fehlten ihm wohl auch die Fähigkeiten
der volkstümlichen evangelischen Predigt6.
Bucer legte in Weißenburg während der Advents- und Quadragesimal-
zeit in Reihenpredigten den ersten Petrusbrief und das Matthäus-
1. Quellen: a) B. an Hector Lange, Weißenburg, 19.1.1523 (Schelborn: Unschuldige
Nachrichten, Bd. 16. 1725. S. 17ff.); b) B. an Beatus Rhenanus, Straßburg, 23. V.
1523 (BRE, S. 319!.); c) B. an Zwingli, Straßburg, 9. VI. 1523 (CR ZW 8, 80-83);
d) Verantwortung an den Rat (Straßburg, Thomas-Archiv Nr. 166, fo 94-97);
e) »Summary der Predigt zu Weißenburg gethon ...«; f) »Verantwortung M. But-
zers ...« (Bibl. Nr. 3); g) »Der CXX. Psalm ... ausgelegt... an die christlich Gemeinde
zu Bonn«, 1546 (Bibl. Nr. 89). Die Weissenburger Archive sind nicht mehr erhalten. -
Literatur: Die Biographien von Baum und Beils und J. F. Jung: Histoire de la Refor-
mation a Wissembourg. Straßburg 1841; O. R. Landsmann: Wissembourg, Un siecle de
son histoire, 1480-1580. Rixheim 1902; J.Adam: Evangelische Kirchengeschichte
der elsässischen Territorien bis zur französischen Revolution. Straßburg 1928.
Im folgenden ist auf das Summary nicht besonders verwiesen. Es sind zu ver-
gleichen Summary, S. 125-147.
2. CR Zw 8, 80, 81. 3. Verantwortung, S. 180
4. Hutten an B., 4. IX. 1521 (Böcking II, 81, 28ff.). 5. Verantwortung, S. 180
6. Landsmann, a.a.O., S. 50off.; Adam: Territorien, S. 382.
i. Bucer in Weißenburg1
Anfang November 1522 2 entließ Franz von Sickingen Martin Bucer aus
seinen Pflichten als Pfarrer in Landstuhl. Nach dem vergeblichen Angriff
auf die Feste Lützelstein am 1. November und der am 10. November
erfolgten Kriegserklärung an die Pfalz war es klar, daß sich Franz von
Sickingen auf ein längeres Hinziehen des Krieges und auf eine Be-
lagerung gefaßt machen mußte. In dieser Situation hielt er es für das
Beste, seine theologischen und humanistischen Freunde, die zum Kriegs-
dienst untauglich waren, von sich zu schicken3. Schon 1521 hatte Franz
von Sickingen Bucer ein Stipendium für ein Studium in Wittenberg an-
geboten4; jetzt wollte Bucer diesen Plan verwirklichen und zuvor seine
Frau zu seinem Vater nach Straßburg bringen3. Auf der Reise nach
Straßburg machte er in der kleinen Reichsstadt Weißenburg halt. Der
Pfarrer von St. Johann, Heinrich Motherer, hörte von dem Aufenthalt
Bucers und bat ihn, für ein halbes Jahr als Prediger in Weißenburg zu
bleiben. Bucer, der in dieser Aufforderung die Berufung Gottes erblickte,
sagte zu.
Trotz der vielen Klöster in Weißenburg stand es mit der Versehung
der Pfarrkirchen nicht zum besten. Heinrich Motherer hatte sich zwar
in einem längeren Prozeß von der Inkorporation in die Benediktiner-
abtei befreien können, mußte sich aber wegen der Fülle der Arbeit nach
einem Gehilfen umsehen. Zudem fehlten ihm wohl auch die Fähigkeiten
der volkstümlichen evangelischen Predigt6.
Bucer legte in Weißenburg während der Advents- und Quadragesimal-
zeit in Reihenpredigten den ersten Petrusbrief und das Matthäus-
1. Quellen: a) B. an Hector Lange, Weißenburg, 19.1.1523 (Schelborn: Unschuldige
Nachrichten, Bd. 16. 1725. S. 17ff.); b) B. an Beatus Rhenanus, Straßburg, 23. V.
1523 (BRE, S. 319!.); c) B. an Zwingli, Straßburg, 9. VI. 1523 (CR ZW 8, 80-83);
d) Verantwortung an den Rat (Straßburg, Thomas-Archiv Nr. 166, fo 94-97);
e) »Summary der Predigt zu Weißenburg gethon ...«; f) »Verantwortung M. But-
zers ...« (Bibl. Nr. 3); g) »Der CXX. Psalm ... ausgelegt... an die christlich Gemeinde
zu Bonn«, 1546 (Bibl. Nr. 89). Die Weissenburger Archive sind nicht mehr erhalten. -
Literatur: Die Biographien von Baum und Beils und J. F. Jung: Histoire de la Refor-
mation a Wissembourg. Straßburg 1841; O. R. Landsmann: Wissembourg, Un siecle de
son histoire, 1480-1580. Rixheim 1902; J.Adam: Evangelische Kirchengeschichte
der elsässischen Territorien bis zur französischen Revolution. Straßburg 1928.
Im folgenden ist auf das Summary nicht besonders verwiesen. Es sind zu ver-
gleichen Summary, S. 125-147.
2. CR Zw 8, 80, 81. 3. Verantwortung, S. 180
4. Hutten an B., 4. IX. 1521 (Böcking II, 81, 28ff.). 5. Verantwortung, S. 180
6. Landsmann, a.a.O., S. 50off.; Adam: Territorien, S. 382.