ANLAGE 4
Verantwortung an den Rat
[17/19 Juni] 1523.
Straßburg, Thomas-Archiv, Nr. 166 ( Varia Ecclesiastica Ia) f° 94v-98r, Ab-
schrift. Abschrift im TBII, 17—22. Längere Auszüge bei J. W.Baum, S. 213-217.
Französische Übersetzung bei M. Th. de Bussiere: Histoire del'etablissement
du protestantisme a Strasbourg et en Alsace. Paris 1856. S. 484-492.
Bald nach seiner Ankunft in Straßburg meldete sich Bucer beim bischöf-
lichen Offizial und teilte diesem seine Verehelichung mit, worauf ihm
die Vornahme priesterlicher Handlungen verboten wurde1. Am
16. Juni 1523 verlangte der Bischof vom Rat, Bucer das Geleit, das
ihm am 18. Mai gewährt worden war, abzukündigen, damit gegen ihn
als einen verheirateten und vom Speyrer Bischof gebannten Priester
ein Verfahren eingeleitet werden könne. Wegen der Schwere der Anklage
bot der Rat Bucer Gelegenheit, vor dem Stättmeister Egenolf Röder
und dem Altammeister Nikolaus Kniebis eine ausführliche »Verant-
wortung seiner Person halben« zu Protokoll zu geben. In Bucers
Gegenwart wurde seine Rechtfertigungsschrift am 20. Juni vor dem
Rat verlesen. Der Rat beschloß, ihm das Geleit nicht abzukündigen2.
Bucer gibt in der »Verantwortung an den Rat« einen »claren bericht«
seiner »leer und lebens3 «. Als seine Gegner ihn auch unter den Bürgern
verleumdeten, entschloß er sich, seine Verteidigung in die Öffentlichkeit
ausgehen zu lassen. Über seine Lehre und sein Verhalten in Weißenburg
gab er in dem »Summary seiner Predigt zu Weißenburg gethan4«
Auskunft; sein Leben, vor allem seine Ehe, verteidigte er in der »Ver-
antwortung M. Butzers5«. Für beide Schriften ist unsere »Verantwor-
tung an den Rat6« eine wichtige Vorstufe.
Mart. Buceri Verantwortung ahn M. h. uff Episcopi Schreiben
seiner persohn halben ahn ein Rath 1523.
Gestrengen, ernnvesten, ersammen, wisen, gnedigen herrn; myn vnder-
tänig, schuldig, gantzwillig diensts hochstes flyß alzit bereit zuvor.
1. Vgl. Adam, S. 50f. 2. Vgl. A.Baum, S. 32f., und Adam, S. 51.
3. Unten, S. 294. 4. Stupperich, Bibl. Nr. 2. 5. Stupperich, Bibl. Nr. 3.
6. Vgl. zum Verständnis die Einleitungen zu den genannten Schriften.
f° 94 v
Verantwortung an den Rat
[17/19 Juni] 1523.
Straßburg, Thomas-Archiv, Nr. 166 ( Varia Ecclesiastica Ia) f° 94v-98r, Ab-
schrift. Abschrift im TBII, 17—22. Längere Auszüge bei J. W.Baum, S. 213-217.
Französische Übersetzung bei M. Th. de Bussiere: Histoire del'etablissement
du protestantisme a Strasbourg et en Alsace. Paris 1856. S. 484-492.
Bald nach seiner Ankunft in Straßburg meldete sich Bucer beim bischöf-
lichen Offizial und teilte diesem seine Verehelichung mit, worauf ihm
die Vornahme priesterlicher Handlungen verboten wurde1. Am
16. Juni 1523 verlangte der Bischof vom Rat, Bucer das Geleit, das
ihm am 18. Mai gewährt worden war, abzukündigen, damit gegen ihn
als einen verheirateten und vom Speyrer Bischof gebannten Priester
ein Verfahren eingeleitet werden könne. Wegen der Schwere der Anklage
bot der Rat Bucer Gelegenheit, vor dem Stättmeister Egenolf Röder
und dem Altammeister Nikolaus Kniebis eine ausführliche »Verant-
wortung seiner Person halben« zu Protokoll zu geben. In Bucers
Gegenwart wurde seine Rechtfertigungsschrift am 20. Juni vor dem
Rat verlesen. Der Rat beschloß, ihm das Geleit nicht abzukündigen2.
Bucer gibt in der »Verantwortung an den Rat« einen »claren bericht«
seiner »leer und lebens3 «. Als seine Gegner ihn auch unter den Bürgern
verleumdeten, entschloß er sich, seine Verteidigung in die Öffentlichkeit
ausgehen zu lassen. Über seine Lehre und sein Verhalten in Weißenburg
gab er in dem »Summary seiner Predigt zu Weißenburg gethan4«
Auskunft; sein Leben, vor allem seine Ehe, verteidigte er in der »Ver-
antwortung M. Butzers5«. Für beide Schriften ist unsere »Verantwor-
tung an den Rat6« eine wichtige Vorstufe.
Mart. Buceri Verantwortung ahn M. h. uff Episcopi Schreiben
seiner persohn halben ahn ein Rath 1523.
Gestrengen, ernnvesten, ersammen, wisen, gnedigen herrn; myn vnder-
tänig, schuldig, gantzwillig diensts hochstes flyß alzit bereit zuvor.
1. Vgl. Adam, S. 50f. 2. Vgl. A.Baum, S. 32f., und Adam, S. 51.
3. Unten, S. 294. 4. Stupperich, Bibl. Nr. 2. 5. Stupperich, Bibl. Nr. 3.
6. Vgl. zum Verständnis die Einleitungen zu den genannten Schriften.
f° 94 v