ANLAGE 9
Der Evangelischen Predicanten anruphen
vmb ein offenlich verhor
27. Februar 1524.
Straßburg, Thomas-Archiv Nr. 87, 2 Blatt Folio, Reinschrift.
Unsere Supplikation gehört zu den Versuchen der evangelischen Geist-
lichen, mit Genehmigung und unter der Leitung der Obrigkeit ein
öffentliches Verhör zu erlangen1: die Entscheidung über die Richtigkeit
der reformatorischen Predigt darf nicht bei den päpstlich gesinnten
Bischöfen liegen, da diese auch nur Partei sind2. Das Neue dieses
Gesuches liegt in dem Gedanken, notfalls auch gegen die Obrigkeit
eine Disputation mit den Gegnern zu veranstalten.
Überschrift und Datum nach dem Eingangsvermerk auf Folio 2 verso.
f° 2 v [Der Euangelischen Predicanten anruphen vmb ein offenlich verhor
Sabbato post Reminiscere A°. d. xxiiij1.]
f° 1 r Gestrengen, Erenuesten, Fursichtigen, Ersamen, Weysen g. herrn. In
verruckten tagen haben von vnß vnderschribinen E.g. dienern jm gotts
wort vnd zum theil auch burgern Doctor Wolffgang Capito, probst zu 5
S. Thoman, vnd Meister Mathis2, pfarher zu S. Lorentzen, verursacht
durch die widersprecher gottlichs Worts, deren sich einer jnn sonderheit
harfur thon hadt vnd hören lossen, das er wuste, ire predig alß falsch
vnd göttlicher geschrifft vngemeß bewysen3, an E.g., vnser g.h. des
Capitels der hohenstifft vnd vnserm g.h. von Straßburg4 Supplicirt5 vnd 10
flehlich gebetten, jnen zuuergunnen ein offentlichs verhör, jn der sy vor
menigklich einem ieden, der das begert, grundt vnd vrsach geben jrer
leer und predig mit aller sanfftmütigkeit vnd forcht, alß vnß der geist gotts
allen durch den Apostoln Petrum gepotten hat6. Vff welche Supplication,
1. Vgl. Adam, S. 55 ff., und Anlage 6, Art. XII.
2. So argumentiert B. Anlage 6, S. 343.
1. 27. Februar 1524.
2. Magister Matthias Zell; über ihn vgl. Adam, S. 30-41.
3. Es handelt sich dabei um einen unbekannten Dorfpriester; vgl. Adam, S. 55-56.
4. Gemeint ist der Bischof.
5. Am 21. September 1523; vgl. Adam, S. 56.
6. Vgl. 1 Petr 3,15-16.
Der Evangelischen Predicanten anruphen
vmb ein offenlich verhor
27. Februar 1524.
Straßburg, Thomas-Archiv Nr. 87, 2 Blatt Folio, Reinschrift.
Unsere Supplikation gehört zu den Versuchen der evangelischen Geist-
lichen, mit Genehmigung und unter der Leitung der Obrigkeit ein
öffentliches Verhör zu erlangen1: die Entscheidung über die Richtigkeit
der reformatorischen Predigt darf nicht bei den päpstlich gesinnten
Bischöfen liegen, da diese auch nur Partei sind2. Das Neue dieses
Gesuches liegt in dem Gedanken, notfalls auch gegen die Obrigkeit
eine Disputation mit den Gegnern zu veranstalten.
Überschrift und Datum nach dem Eingangsvermerk auf Folio 2 verso.
f° 2 v [Der Euangelischen Predicanten anruphen vmb ein offenlich verhor
Sabbato post Reminiscere A°. d. xxiiij1.]
f° 1 r Gestrengen, Erenuesten, Fursichtigen, Ersamen, Weysen g. herrn. In
verruckten tagen haben von vnß vnderschribinen E.g. dienern jm gotts
wort vnd zum theil auch burgern Doctor Wolffgang Capito, probst zu 5
S. Thoman, vnd Meister Mathis2, pfarher zu S. Lorentzen, verursacht
durch die widersprecher gottlichs Worts, deren sich einer jnn sonderheit
harfur thon hadt vnd hören lossen, das er wuste, ire predig alß falsch
vnd göttlicher geschrifft vngemeß bewysen3, an E.g., vnser g.h. des
Capitels der hohenstifft vnd vnserm g.h. von Straßburg4 Supplicirt5 vnd 10
flehlich gebetten, jnen zuuergunnen ein offentlichs verhör, jn der sy vor
menigklich einem ieden, der das begert, grundt vnd vrsach geben jrer
leer und predig mit aller sanfftmütigkeit vnd forcht, alß vnß der geist gotts
allen durch den Apostoln Petrum gepotten hat6. Vff welche Supplication,
1. Vgl. Adam, S. 55 ff., und Anlage 6, Art. XII.
2. So argumentiert B. Anlage 6, S. 343.
1. 27. Februar 1524.
2. Magister Matthias Zell; über ihn vgl. Adam, S. 30-41.
3. Es handelt sich dabei um einen unbekannten Dorfpriester; vgl. Adam, S. 55-56.
4. Gemeint ist der Bischof.
5. Am 21. September 1523; vgl. Adam, S. 56.
6. Vgl. 1 Petr 3,15-16.