ANLAGE 8
Schrifft an Rhat zu Ober Ehenheim
von predigern zu Strasburg vbersandt
27. Januar 15 24.
Straßburg, Thomas-Archiv Nr. 174 (Varia Ecclesiastica IX=) f° 11-16.
Abschrift.
Predigten der Straßburger Prädikanten wurden auch von Bewohnern
der umliegenden Dörfer und Kleinstädte gehört, die nach Straßburg
kamen. So drangen reformatorische Anschauungen in die Landpfarreien
ein und führten zum Zusammenstoß mit dem Klerus und der Obrigkeit.
Im Januar 1524 war es zu Schwierigkeiten in Oberehnheim, zwanzig
Kilometer südwestlich von Straßburg, gekommen. Bürger dieser freien
Reichsstadt hatten in Straßburg die Predigt des Wortes Gottes gehört
und zuhause davon berichtet. Darauf ließ der Pfarrer die Straßburger
Prediger von der Kanzel verketzern. Der Rat verbot Zusammenkünfte,
in denen reformatorische Gedanken besprochen wurden, und nahm zwei
Bürger in Haft, die sich gegen Fastengebot und Heiligenkult geäußert
hatten. Auf diese Vorgänge antworteten die Straßburger Prediger in
zwei Schreiben vom 27. Januar 1524. In beiden Schriften, deren eine
an den Rat und die andere an den Pfarrer zu Oberehnheim gerichtet ist,
ergreifen sie die Partei der inhaftierten Bürger und legen den evangeli-
schen Standpunkt ausführlich dar1. Von diesen Schriftstücken sind die
Kopien erhalten, die mit einem knappen Begleitschreiben dem Landvogt
in Hagenau zur Kenntnisnahme zugestellt wurden.
An Ersamen wysen Burgermeister vnd Rath zu Obern Ehenheim,
vnßern gn. lieben herren. 27. Januar 1524.
f°11r Gnad vnd frid von gott dem vatter etc. [Ro 1,7]. Ersamen, wisen,
lieben herren vnd frund. Es dringt vnß christliche pflicht, dise bruder-
liche ermanung an ewer wißheit ze schriben, die ir solicher meinung 5
beschehen verston wellend, wir sien, wie wol landtmanß wiß, bericht,
wie ir dem wort gottes, christlicher frieheit vnd Euangelischer worheit
stracks ze wider handelen vnd die treffenlichen verfolgen, so vß hun-
gerigem gemut die wore spiß des wortz, so vß gödt von dem mund
1. Vgl. Adam: Territorien, S. 427-428.
Schrifft an Rhat zu Ober Ehenheim
von predigern zu Strasburg vbersandt
27. Januar 15 24.
Straßburg, Thomas-Archiv Nr. 174 (Varia Ecclesiastica IX=) f° 11-16.
Abschrift.
Predigten der Straßburger Prädikanten wurden auch von Bewohnern
der umliegenden Dörfer und Kleinstädte gehört, die nach Straßburg
kamen. So drangen reformatorische Anschauungen in die Landpfarreien
ein und führten zum Zusammenstoß mit dem Klerus und der Obrigkeit.
Im Januar 1524 war es zu Schwierigkeiten in Oberehnheim, zwanzig
Kilometer südwestlich von Straßburg, gekommen. Bürger dieser freien
Reichsstadt hatten in Straßburg die Predigt des Wortes Gottes gehört
und zuhause davon berichtet. Darauf ließ der Pfarrer die Straßburger
Prediger von der Kanzel verketzern. Der Rat verbot Zusammenkünfte,
in denen reformatorische Gedanken besprochen wurden, und nahm zwei
Bürger in Haft, die sich gegen Fastengebot und Heiligenkult geäußert
hatten. Auf diese Vorgänge antworteten die Straßburger Prediger in
zwei Schreiben vom 27. Januar 1524. In beiden Schriften, deren eine
an den Rat und die andere an den Pfarrer zu Oberehnheim gerichtet ist,
ergreifen sie die Partei der inhaftierten Bürger und legen den evangeli-
schen Standpunkt ausführlich dar1. Von diesen Schriftstücken sind die
Kopien erhalten, die mit einem knappen Begleitschreiben dem Landvogt
in Hagenau zur Kenntnisnahme zugestellt wurden.
An Ersamen wysen Burgermeister vnd Rath zu Obern Ehenheim,
vnßern gn. lieben herren. 27. Januar 1524.
f°11r Gnad vnd frid von gott dem vatter etc. [Ro 1,7]. Ersamen, wisen,
lieben herren vnd frund. Es dringt vnß christliche pflicht, dise bruder-
liche ermanung an ewer wißheit ze schriben, die ir solicher meinung 5
beschehen verston wellend, wir sien, wie wol landtmanß wiß, bericht,
wie ir dem wort gottes, christlicher frieheit vnd Euangelischer worheit
stracks ze wider handelen vnd die treffenlichen verfolgen, so vß hun-
gerigem gemut die wore spiß des wortz, so vß gödt von dem mund
1. Vgl. Adam: Territorien, S. 427-428.