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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0011
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Vorwort

Seit Jahrzehnten ist von deutschen und ausländischen Forschern die
Auffassung geltend gemacht worden, die Gustav Wolf in seiner Quellen-
kunde der deutschen Reformationsgeschichte II, 2 (1922), S. 35 in die
Worte gekleidet hat, daß »kein deutscher Reformator so dringend
einer vollständigen kritischen Gesamtausgabe seiner Werke« bedarf wie
Martin Bucer. Nicht erst die neueren Reformationshistoriker sind auf
diese Notwendigkeit gestoßen, wenngleich sie in besonderem Maße
den empfindlichen Mangel, der durch das Fehlen der Bucer-Ausgabe
verursacht war, immer wieder zu spüren bekamen. Auch frühere
Zeiten haben darum gewußt. Dabei haben ältere Generationen noch
gar nicht übersehen können, wie groß und wichtig der gesamte litera-
rische Nachlaß Bucers ist. Im vorigen Jahrhundert dachte man in erster
Linie an die dringende Aufgabe, ein Briefcorpus Bucers herauszugeben.
Bei dem Reformator, der an fast allen großen Religionsverhandlungen
der 30er und 40er Jahre beteiligt war, dessen Wirkungen aus den
Briefen anderer erschlossen werden konnten, empfand man diese Lücke
am schmerzlichsten. Bisweilen ist aber auch schon an die Menge der
Flugschriften, Erklärungen und Traktate Bucers gedacht worden,
seitdem man auf die zahlreichen von Bucers Hand rührenden Gut-
achten in den Archiven gestoßen war. Unter allen Reformatoren, die
am öffentlichen Geschehen jener Zeit beteiligt waren, ist neben Philipp
Melanchthon doch Martin Bucer der tatkräftigste Unterhändler und
zugleich der fruchtbarste Schriftsteller und Brief Schreiber. Von Histo-
rikern ist bewundernd ausgesprochen worden, daß er es verstanden hat,
in den schwierigen Verhandlungen den notwendigen Ausgleich zu
finden, trotz rastloser Arbeit umfangreiche Schriften und ungezählte
Briefe zu schreiben, ratend und ordnend das Kirchenwesen Straßburgs
wie der benachbarten Gebiete zu leiten und dabei unentwegt einen
zum mindesten für Oberdeutschland bestimmenden Weg theologisch
zu führen.
Bei alledem ist Bucer nicht nur der Organisator, der das kirchliche
Leben vorbildlich leitende Kirchenmann; er ist es auch, der in seinem
Wirkungskreis in ständiger Berührung mit der Theologie Luthers die
evangelische Auffassung begründet und festhält. Die Bewunderung
für die Arbeitskraft Bucers mußte noch wachsen, seitdem die Fülle
seiner theologischen Entwürfe und Vorarbeiten aus den Archiven
bekannt geworden ist, die sich im Thomas-Archiv in Straßburg, im
Staatsarchiv in Marburg und an vielen anderen Orten finden. Dieses
archivalische Material, das erstmalig in unserer Ausgabe gebracht wird,
ist in erster Linie in deutscher Sprache abgefaßt und muß daher den
deutschen Schriften des Reformators zugeordnet werden. Gerade diesen
 
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