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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0370
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ANLAGE 10

Pfarrkinder zu St. Aurelien

Straßburg, Thomas-Archiv, Nr. 133, 2 Blatt Folio. Reinschrift.
Am 28. Januar 1524 hatten die Pfarrkinder der Aureliengemeinde, vor-
nehmlich Mitglieder der unruhigen Gartnerzunft, den Rat um einen
evangelischen Prädikanten gebeten, der neben dem alten, Neuerungen
abholden Pfarrer das reine Evangelium verkünden sollte1. Obwohl das
Besetzungsrecht dem Thomasstift zustand - St. Aurelien war seit 1219
dem Stift inkorporiert -, hatte sich der Rat der Sache angenommen und
nach längeren Verhandlungen erreicht, daß Bucer am 21. Februar seine
Antrittspredigt halten konnte. Als dann der Pfarrer erkrankte und auf
die Pfarre verzichtete, wählten die Gärtner am 29. März2 ohne Rücksicht
auf die Rechte des Thomasstiftes und ohne vorherige Verständigung
mit dem Rat Bucer zu ihrem Pfarrer. Um Unruhen der Gartner vorzu-
beugen, bestätigte der Rat am 4. April die Wahl3.
Als Überschrift geben wir den Eingangsvermerk auf der Rückseite
(f° 2 v) der Eingabe, der auch das Datum verzeichnet.

[Pfarrkinder zu St. Aurelien bitten, denen her Martin Butzer zu eim
pfarher zu geben. Sato pt. pasca anno etc.xxiiij1.]
f° 1 v Strengen, Erentuesten, Ersamen, Weysen, gnedigen herrn; in kirtz-
uerruckten tagen2 haben etlich der vnsern von wegen der pfarkinder
zu S. Aurelien E.g. supplizierens weyß vnderthenigklich furtragen den 5
mangel, so wir durch vngeschicklicheit wylandts unsers pfarhers an
täglicher verkundung gottlichs worts gehebt haben und gebetten, vnß
ein prediger, der vnß das heilig Ewangelion wie recht vnd E.g. Mandat3
inhaltet predigte, zu vergunnen vff vnsern kosten, da mit wir vff einen
1. Vgl. die Darstellung der Verhandlung bei A. Baum, S. 74-80, und Adam, S. 67.
2. Die Wahl fand am »Dienstag nachstverruckt« statt, das heißt, am Dienstag
der Osterwoche = 29. März, da der Antrag sabbato post pasca dem Rat vorlag.
Die Angabe bei A. Baum, S. 80, daß die Wahl am 31. März stattfand, ist zu korri-
gieren.
3. Adam,S. 67, nach Wenckers Chronik.
1. 2. April 1524.
2. Am 28. Januar und 12. Februar. Vgl. A. Baum, S. 78-80, und Adam, S. 67.
3. Vom 1. Dezember 1523, abgedruckt bei Röhrich I, 455-456; danach sollte auf
den Kanzeln nur das reine Evangelium gepredigt werden. Zur Entstehung des
Mandats vgl. A. Baum, S. 15-30.
 
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