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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0183
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vatter halten, wie du in im »Vatter unser« ansprichst, und glauben, was
du in bittest, du seyest, wer du wöllest, im namen Jhesu Christi, unsers
heylands, das werd er dich gewären. Wann du dann weiter um für-
sprechen sorgfeltig bist, ist ye ein zeychen, das du nit trau west, durch
5 Christum bey gott dem vatter alle ding zu erlangen, das ist dann ein
mißglaub und uneer gottes und deßhalb auch aller heyligen. Ja, wann
du nit glaubest, wann du schon | der grössest sünder werest, der ye uff E 1 a
erdtrich kummen ist, und auch kein heilig, noch die muter gottes oder
die engel für dich bäten, das dich dennest gott der allmechtig, sobald
10 du in umb gnad würdest anrüffen, erhören würd und dir thun als seinem
lieben kind, so sprachst du in unbillich vatter an in deinem gebett, ja
lästerst in, so oft du das »Vatter unser« hättest. Wer wills wider-
sprechen, ist barmhertzigkeit bey den heyligen, so ists unvergleichlich
mer bey got, der die heyligen barmhertzig hat gemacht? Wer dises leret,
15 der schmähet die heyligen oder die muter gottes nitt, sonder die solcher
worheit widersprechen. Marie würst du grösser eer nit mögen anthun, Die wore eer Marie.
dann so du bekennest, das sye dir den heyland geboren hab. Herwider
magst du sye schwerer nit schmähen, dann so du zweifelst, das er dein
heyland uß seiner eygen güte sein wölle, ob schon niemant im himel
20 noch erden für dich bäte. Aber betracht, was wunder der herr in Maria
und in sein heyligen gewürcket hat uns allen zu reytzüng des glaubens
und zum fürbild christlichs lebens. sag im danck, lob und preiß also
gott in sein heyligen, folg nach irem glauben und üb dich wie sye in
christlichem leben. Also, also soll man die heyligen eeren und nit lernen
25 die armen leüt, vil bruderschafft uffrichten, vil opfer geben und der-
gleichen.
Antwort uff den xiiii. artickel: ich fleisße mich nichtz guts, stifft
auch nichts guts weder mit meiner leer noch leben.
Hyeruff gib ich dise antwort: Ich hab mich vor mein genedigen herren
30 der statt Straßburg erbotten, möge yemant beybringen, das mein leer
nit christlich und uß der heyligen schrifft getzogen und in ir gegründt
sey, so sollen sye mich versteinigen. Werd ich aber bewisen83 eins
straffbaren lebens, soll man nach der mißhandelung allweg für | ein E 1 b
straff mir drey ufflegen, auch am leib, unangesehen einiche wyhe oder
35 freyheit. des erbeüt ich mich noch. Darumb, wer mich vast schelten will
in meinem abwesen und doch nit darff ans liecht kummen und mich
einer mißhandlung straffen, mag mengklich wol mercken, das solche
teüfelsgesynd, das ist: lesterer seind. Ich hab ins xv. jar bey den Prediger-
münchen zu Schletstatt, Heydelberg und Mentz gewonet. wie feynd sye
40 mir seind, noch sagen sye nichts uneerlichs von mir. hab auch also bey

83. Überführen.
 
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