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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0182
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MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN

Antwort uff den xi.n artickel, das sye sagen, ich sey ein Pfaffen-
feyndt.
Ein feynd wolt ich gern sein des teüfels und seins anhangs. Wo dann
pfaffen seind des anhangs, den wolt ich gern feyndt sein, also doch das
ich sye möchte dohyn bringen, das sye Christo anhyengen und dem teüfel 5
widersagten, darumb ich dann ir wesen mit schrifft antast und beweiß,
das solchs Christo entgegen ist. Diß sollen sye mir nit für übelnemen.
Dann wo ich in dem fal nit hasset auch vatter und muter, weib und
kind, schwester und brüder, möchte ich kein jünger Christi sein. Luce
xiiii [26]. Meynen aber sye, die genanten pfaffen, das ich weiter unbillich 10
feyndtschafft gegen inen treib, zöigen sye solchs an, so will ich aber in
straff ston.
Antwort uff den xii. und xiii. artickel, das sye mich ein Heiligen-
und Marieschmäher schelteno. |
D 4 b An disem ist yn nit ernst. Dann wo sye die mutter gottes und heyligen 15
eer suchten, würden sye des lyegens müssig ston, mit dem sye Christum,
die ewig warheit, und also auch sein werde muter und alle seine heiligen
uff das schmählichst lesteren. Anderst hat kein mensch nye von mir
gehört, dann das man eeren sol mit hohem fleiß Mariam, die heilig
Er Marie und der Heyligen. junckfraw und gebererin gottes, sampt allen heyligen gottes79. Die eeret 20
man aber nit, man geleb dann des willen gottes. das ist die höchst eer,
die du Marie und den heiligen beweisen magst. Dann die eer gottes
achten sye für ir eer, und keiner anderen begeren sye, du magst in auch
kein andere beweisen. Dann das ist ye eim yegklichen ein eer, wann man
im seyn willen thut. Das hab ich aber gesagt: Die leüt lernen in allen 25
nöten Mariam für gott und mit grösserem vertruwen anrüffen, doch also,
das dir das opfer werd, got geb, der arm bleib, wo er wöll, das sey
Mariam und die heiligen mer geschmächt dann geert. Dann abgött uß
ynen machen, ist die gröst uneer, so du den heiligen beweisen magst.
Also auch das du schon vil mesß und Salve80 von unser frauwen singest 30
und ir reinigkeit hoch habest81, als sye dann auch hoch zu halten ist,
und lebest doch in hurerey, füllerey und andern lastern, ist aber dein
eer falsch und weder Marie noch andern heyligen gefalt dein dyenst.
In summa: ein Gott soltu anbetten und im allein dyenen82, in für ein

n) xii. - o) schelten.
79. Zur Heiligen- und Marienverehrung vgl. Summary, Abschnitt 33ff., und
Luther, WA 7, 568-570 (Magnificat).
80. Zum Salve regina vgl. L. Eisenhofer: Grundriß der Liturgik des Römischen
Ritus. 5. Aufl., bearb. v. J. Lechner. 1950. S. 327.
81. Latinismus: habere = halten. 82. Mt 4,10.
 
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