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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0197
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GRUND UND URSACH

193

Hat er in der Bilderfrage sich ausschließlich auf den Standpunkt des
Alten Testamentes gestellt und eine gesetzlich wirkende Auffassung ver-
treten, die zu seinem Biblizismus durchaus paßt, so stellt er sich in der
Frage der Feiertage auf einen praktischen Standpunkt und weiß vom
moralischen und pädagogischen Gesichtspunkt gegen die Unzahl der
Feiertage zu wettern.
Im Gegensatz zur römisch-katholischen Kirche, die den Standpunkt
des Alten Testamentes übernahm, ihr Priestertum alttestamentlich be-
gründete und diesem auch die Funktion des Opferns zuschrieb, hält
sich Bucer von dieser Entwicklung fern. Trotz seines Biblizismus lehnt
er Priestertum, Opfer und dementsprechend auch den Altar ab. Bei der
von Straßburg vertretenen Auffassung ist der Altar überflüssig. Daher
wird er durch einen Tisch ersetzt, der sowohl den Bedürfnissen des
Abendmahls als auch des ganzen Gottesdienstes entspräche. Aus dem-
selben Grunde braucht man im Altstraßburger Gottesdienst keine
priesterlichen Gewänder mehr, sondern begnügt sich mit dem Chorrock
oder dem üblichen Gelehrtenmantel.
Der Inhalt dieser Schrift zeigt, daß, wie sehr Bucer auch auf die zeit-
genössische theologische Diskussion achtet 29, er keineswegs sich an
Zürich oder Wittenberg blindlings verschreibt, sondern den Straßburger
Weg geht und diesen als den rechtmäßigen nachzuweisen bestrebt ist.
29. Vgl. auch im einzelnen R. Boon: De eerste drie geschriften van de Straatsburgse
Reformator Martin Bucer. In: Nederlands Archief voor Kerkgeschiedenis, XXXIX,
1953, S. 193-218.
 
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